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Alibaba investiert 1,25 Mrd. USD in Ele.me

Heiß umkämpft: Junge chinesische Konsumenten, die Mobile-Dienste nutzen. Bildquelle: Fotolia; © leungchopan

Alibaba Group Holding wird 1,25 Mrd. USD in den chinesischen Essenslieferdienst Ele.me investieren. Der Onlinehändler erwirbt 27,7% und wird damit größter Anteilseigener des Start-ups. Das berichtet das chinesische Wirtschaftsmagazin Caixin auf seiner Website. Demnach haben sich beide Seiten am 24. Dezember auf die Finanzierung geeinigt. Die beiden Unternehmen haben sich bisher dazu noch nicht geäußert.

Mit dem Einstieg des größten E-Commerce-Unternehmens der Welt erreicht das Start-ups aus Shanghai eine Bewertung von über 4,5 Mrd. USD. Erst im November hatte Ele.me, was übersetzt in etwa so viel wie „Hungrig?“ bedeutet, die sechste Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen. Dabei konnte Ele.me 630 Mio. USD an frischem Kapital einsammeln.

Noch schneller als in Europa und teilweise auch den USA entwickelt sich in China der Markt von Online-Plattformen, die Dienstleistungen wie Taxifahrten oder den Essenslieferservices vermitteln. Die Buchungen erfolgen häufig über mobile Geräte wie Smartphones und Tablets. Der Markt ist heiß umkämpft. Chinas Internet-Giganten wie Alibaba, Baidu und Tencent konkurrieren hier um Investitionen in die besten Start-ups, kooperieren aber auch bisweilen. So schlossen sich die Taxi-Apps Didi Dache, an dem Tencent beteiligt ist, und Kuaidi Dache, in das Alibaba investiert hat, im Februar 2015 zu einem – mit 6 Mrd. USD bewerteten – neuen Marktführer zusammen.

Gemessen am Brutto-Warenvolumen ist die Alibaba Group das größte E-Commerce-Unternehmen der Welt. Das Credo der im Jahr 1999 in der Hauptstadt der Provinz Zhejiang gegründeten Gruppe ist es, den Handel an jedem beliebigen Ort einfacher zu machen. Erst vor kurzem kündigte Alibaba an, in München ein Büro zu eröffnen.

 

„Börsenturbulenzen bringen Schwung in die M&A-Transaktionen“

Aus M&A China/Deutschland 4/15

Auch wenn Chinas Wirtschaft sich in unruhigem Fahrwasser befindet, die Outbound-M&A-Welle wird dies nicht aufhalten. Im Gegenteil: Die Auslandsinvestitionen werden sich noch beschleunigen. Dieser Ansicht ist Wang Wei, Vorsitzender der China Mergers & Acquistions Association. Deutsche Unternehmen stehen besonders im Fokus.

Unternehmeredition: Welche Auswirkungen haben die derzeitigen Kursschwankungen am chinesischen Aktienmarkt auf die Outbound M&A-Aktivitäten der Staats- und Privatunternehmen?

Wang Wei: Durch die Kursschwankungen am chinesischen Aktienmarkt werden die Karten in Bezug auf die künftige Bewertung von Branchen und Unternehmen in China neu gemischt. Hierbei mussten Unternehmer und Existenzgründer erstens erneut die Macht des chinesischen Staates erkennen, die Dinge voranzutreiben und zu bestimmen. Zwar fiel der Startschuss für die Marktwirtschaft in China bereits vor mehr als 20 Jahren, doch ist der Infrastrukturbereich durch die staatliche Finanzierung und die Bedeutung der Staatsunternehmen in diesem Sektor nach wie vor für die Entwicklung der Märkte maßgebend. Die Politik kann noch immer über die Allokation der Ressourcen verfügen. Zweitens liegt der Schwerpunkt bei den staatlichen Rettungsmaßnahmen für den Aktienmarkt weiterhin auf den Staatsunternehmen und auf der staatlich kontrollierten strategischen Rohstoffindustrie. Privatunternehmen sowie kleine und mittelständische Unternehmen müssen selbst sehen, wie sie zurechtkommen. Drittens können Marktregulierung und Rettungspolitik auch auf politische Notwendigkeiten abgestimmt werden: Der Kampf gegen Korruption, Geldwäsche und Insiderhandel wird zu einem wichtigen Mittel bei der Neuausrichtung von Branchen und Unternehmen. Am Ende aber gilt: Börsenturbulenzen bringen jedes Mal Schwung in die M&A-Transaktionen. Das ist nicht anders als auf den internationalen Märkten. Aufgrund der Unvermitteltheit und der Intensität der Schwankungen am chinesischen Aktienmarkt werden dieses Mal die chinesischen Unternehmen ihre M&A-Aktivitäten noch mehr auf ausländische Märkte verlagern.

Werden die Börsenturbulenzen und die Unsicherheit an den Märkten den chinesischen Unternehmen die Finanzierung von Outbound-Investitionen erschweren?

Bei Privatunternehmen sollte das nicht der Fall sein. Die Outbound M&A-Aktivitäten chinesischer Unternehmen befinden sich eigentlich schon in einer beschleunigten Phase der Entwicklung. Im Gegenteil, die Unsicherheit in China bewirkt, dass die Sicherheit im Ausland höher erscheint. Die Internationalisierung der chinesischen Kapitalflüsse verläuft bereits in geregelten Bahnen. Ich glaube, Privatunternehmen werden künftig im Bereich Outbound-M&A noch effizienter, bei Staatsunternehmen wird es etwas komplizierter.

Nachfolgeregelung mit chinesischer Beteiligung

Aus M&A China/Deutschland 4/15

Die inhabergeführte Sedant Group aus Beijing hat 75% der Anteile an dem Monheimer Familienunternehmen apt Hiller GmbH erworben. Das Besondere: Die Transaktion erfolgte im Rahmen einer Nachfolgeregelung. Auch konnten die beiden Unternehmen nicht wie sonst häufig auf einer bereits bestehenden Geschäftsbeziehung aufbauen.

Die apt Hiller Group fertigt und veredelt Aluminiumprofile. Die Wertschöpfung reicht vom Recycling über das Strangpressen von Aluminium, die mechanische Weiterbearbeitung bis hin zur Oberflächenveredlung und Montage von einbaufertigen Teilen. Die Unternehmensgruppe zählt zu den großen unabhängigen Herstellern in Europa und beliefert Marktführer aus den Segmenten Bau und Architektur sowie Automotive und Industrie. In Monheim am Rhein und Roermond in den Niederlanden produziert apt Hiller jährlich rund 80.000 Tonnen an Aluminiumprofilen. Neben diesen  beiden Produktionsstätten verfügt auch die Niederlassung im fränkischen Eckental über eigene Eloxal- und Pulverbeschichtungsanlagen, die zusammen über eine Jahreskapazität von 6 Mio. Quadratmeter verfügen. Das Unternehmen beschäftigt an insgesamt vier Standorten etwa 800 festangestellte Mitarbeiter und erzielte 2014 einen Umsatz von 205 Mio. EUR. Die Sedant Group mit Hauptsitz in Beijing ist ein mittelständisches und inhabergeführtes Mischunternehmen. Die 1999 gegründete Gruppe setzt mit rund 1.000 Mitarbeitern fast 500 Mio. EUR um. Sedant zählt in China zu den führenden Herstellern von energieeffizienten und klimafreundlichen Komponenten für die Bauindustrie und ist darüber hinaus in den Bereichen Immobilienentwicklung, Pkw-Distribution und Financial Investments aktiv.

Die Nachfolgefrage

Die 1972 von Werner Hiller gegründete apt Hiller Group verzeichnete seit der Gründung ein kontinuierliches Wachstum. 1999 übergab Werner Hiller das operative Geschäft an Frans Kurvers und wechselte in den Beirat der apt Hiller GmbH. Frans Kurvers wurde zugleich Gesellschafter mit knapp der Hälfte der Geschäftsanteile, während Werner Hiller Hauptgesellschafter blieb. 2014 beauftragte apt Hiller das Düsseldorfer Beratungsunternehmen Livingstone Partners mit der Beratung und Umsetzung einer Nachfolgelösung für den mittlerweile 81-jährigen Werner Hiller. Der Fokus der Suche sollte sich von Anfang an auch auf potenzielle chinesische Interessenten richten, daher wurde mit Livingstone Partners bewusst ein M&A-Beratungsunternehmen mit einem integrierten deutsch-chinesischen Beraterteam und Standorten in Deutschland und China gewählt. Frans Kurvers kommentiert: „Das Livingstone Team hat uns bei dieser Transaktion von Anfang an umfassend und sehr kompetent unterstützt. Seine Präsenz in Europa und China war entscheidend für den erfolgreichen Abschluss.“

2015 mit neuem M&A Rekord in China

Kompliziertes Verfahren: Bei Visaanträgen für China gibt es einiges zu beachten.复杂的流程:申请中国签证中的有关注意事项。Bildquelle: Fotolia; © destina

2015 wird zu einem neuen Rekordjahr für den M&A-Markt China. Sowohl in Bezug auf das Volumen als auch auf die Anzahl der Transaktionen hat das zu Ende gehende Jahr neue Höchststände erreicht. Längst ist das Reich der Mitte der zweitgrößte Markt weltweit für Fusionen und Übernahmen geworden. Das ist das Ergebnis der vorläufigen Jahresbilanz des Datenproviders dealogic, die Inbound- und Domestic-Deals erfasst.

Die Anzahl der Transaktionen zieht im Vergleich zum Vorjahr um 17% auf 4.542 an. Das Volumen steigt noch deutlicher: Um 34% ist die Gesamtsumme der Deals auf 576,6 Mrd. USD angewachsen. Zählt man noch das M&A Volumen im Sonderveraltungsgebiet Hongkong hinzu so sind es fast 695 Mrd. USD. Die höhere Wachstumsrate beim Volumen im Vergleich zur Anzahl der Transaktionen bedeutet gleichzeitig einen Anstieg der durchschnittlichen Ticketgröße. Belief sich im Jahr 2014 ein M&A-Deal in China im Schnitt noch auf rund 111 Mio. USD, so sind es 2015 fast 127 Mio. USD – eine Zunahme von mehr als 14%.

Das höhere durchschnittliche Transaktionsvolumen geht auch auf die Steigerung bei den Deals über eine 1 Mrd. USD zurück. Wurden 2014 nur 47 Mega-Deals gezählt, so hat sich dieses Jahr die Anzahl mit 107 angekündigten Transaktionen mehr als verdoppelt. An der Gesamtsumme von 576,6 Mrd. USD machten die Milliardentickets rund 48% aus.

Guo Guangchang bei Fosun wieder aufgetaucht

GUO Guangchang, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Fosun, hat heute an einer jährlichen Arbeitskonferenz des Konzerns teilgenommen. Dies meldet das chinesische Wirtschaftsmagazin Caixin auf seiner Website. Bereits gestern haben sich zwei weitere Vorstände zu dem plötzlichen Verschwinden von Guo am Donnerstagnachmittag vergangene Woche geäußert. Laut LIANG Xinjun und WANG Qunbin unterstützt Guo als Zeuge die Justizbehörden bei Ermittlungen. Zum Gegenstand der Untersuchungen äußerten sich beide nicht. Seit Montag werden die Aktien von Fosun in Hongkong und Shenzhen wieder gehandelt.

Nach Wiederaufnahme der Notierung fielen die Aktien von Fosun International an der Börse in Hongkong um 13,5%. Auch vom Konzern gehaltene Beteiligungen wie Fosun Pharma, Shanghai Ganglian E-Commerce Holdings und Hainan Mining verzeichneten an den Börsenplätzen Hongkong und Shenzhen empfindliche Verluste.

Auf der Arbeitskonferenz hielt Guo Guangchang eine zehnminütige Rede. Laut Angaben von Fosun wird Guo auch während der laufenden Ermittlungen, die er als Zeuge unterstützt, bei wichtigen Entscheidungen des Konzerns involviert bleiben.

Das zunächst ungeklärte Verschwinden von Guo hatte für großen Wirbel gesorgt. Guo war vergangenen Donnerstag zuletzt an einem Flughafen in Shanghai in Begleitung von Polizisten gesehen worden. Da in China bei Korruptionsverfahren häufig die Behörden ohne nähere Erklärungen sowohl Verdächtige als auch Zeugen in Gewahrsam nehmen, schießen beim Verschwinden von Personen des öffentlichen Lebens regelmäßig die Spekulationen ins Kraut.

Wirbel um Fosun

Seit Donnerstagmittag ist GUO Guangchang der Mitgründer und Vorstandsvorsitzende von Fosun, nicht mehr erreichbar. Die Aktien wurden im Hongkong vom Handel ausgesetzt. Zuletzt hatten Fosun-Manager in Shanghai Kontakt mit Guo. Das berichtet die Online-Ausgabe des chinesischen Wirtschaftsmagazins Caixin. Demnach wurde am gleichen Tag in sozialen Medien gemeldet, dass Guo an einem der Shanghaier Flughäfen nochmals gesehen wurde, als er von Polizisten eskortiert wurde. Die genauen Hintergründe des Verschwindens des Milliardärs sind nach wie vor unklar. Auch an der Übernahmefront gibt es schlechte Nachrichten für den Mischkonzern: Die heiß umkämpfte BHF-Bank geht an einen französischen Investor.

Laut Caixin wird darüber spekuliert, ob Fosun-Chef Guo Guangchang Angeklagter oder nur Zeuge in einem Strafverfahren ist. Im August dieses Jahres fiel der Name Guo Guangchang im Korruptionsprozess gegen WANG Zongnan. Dieser wurde für schuldig befunden, 195 Mio. RMB an Unternehmensgeldern bei mehreren von ihm geleiteten Staatsunternehmen veruntreut zu haben. Wang, der zu 18 Jahren Haft verurteilt wurde, soll darüber hinaus 2003 von Guo zwei Villen für weniger als die Hälfte des Marktwerts gekauft haben. Dafür habe er Fosun nicht näher genannte Vorteile verschafft. Fosun hat die Anschuldigungen stets bestritten. Guo steht laut Forbes mit einem Vermögen von fast 7 Mrd. USD an Platz elf der reichsten Personen in China.

Im Verlauf der Antikorruptionskampagne, die seit dem Machtantritt von Staatspräsident und Parteivorsitzenden Xi Jinping im Jahr 2013 bin in die obersten Ebenen von Partei und Regierung reicht, sind eine Vielzahl von Politikern und Managern von Staatsbetrieben verhaftet und verurteilt worden. Dabei kommt es immer wieder vor, dass Personen im Zusammenhang mit Korruptionsfällen von den Behörden für unbestimmte Zeit in Gewahrsam genommen werden und diese keine Kontaktmöglichkeit zur Außenwelt erhalten. Bis zu einer Freilassung oder einer offiziellen Anklage ist es dabei häufig zunächst unklar, ob die Verhafteten als Angeklagte oder lediglich als Zeugen vernommen werden.

Unabhängig vom Rätselraten um den Verbleib von Guo muss Fosun einen weitere unangenehme Nachricht verdauen. Am Freitag gab die europäische Bankenaufsicht dem französischen Investor Philippe Oddo grünes Licht für die Übernahme eines weiteren Anteils von 28,8% an der BHF Kleinwort Benson. Oddo hält bereits 21,6% und erlangt damit die Mehrheit an der Gruppe, zu der die Frankfurter Privatbank BHF gehört. Schwacher Trost für Fosun: Auch die Shanghaier haben von der europäischen Finanzaufsicht endlich die Erlaubnis zum Kauf von weiteren 9,1% der BHF-Gruppe erhalten. Mit einem Gesamtanteil von über 28% besitzt Fosun damit immerhin eine Sperrminorität.

Fosun-Vorstand Guo Guangchang hatte sich im Juni mit den anderen Aktionären der BHF-Gruppe überworfen. Ein Übernahmeangebot im Juli für 5,10 EUR pro Aktie lehnten die Aktionäre ab. Oddo zahlt jetzt 5,75 EUR pro Anteilsschein.

Der Shanghaier Investor ist jüngster Zeit sehr aktiv in Deutschland. Ebenfalls im Juli übernahm Fosun die Mehrheit an ein anderen Privatbank, Hauk & Aufhäuser, für 210 Mio. EUR. Ende Juni war die Beteiligungsgesellschaft bei dem Landwirtschaftskonzern KTG Agrar mit einem Anteil von rund 9% für geschätzte 9 Mio. EUR eingestiegen. Darüber hinaus boten die Chinesen bei dem später wieder abgesagten Verkauf des Münchener Modeunternehmens Willy Bogner. In der deutschen Bekleidungsbranche ist Fosun bereits mit einem Anteil von über 23% an Tom Tailor vertreten.

Industrie 4.0: China holt auf

Automobilsektor im Fokus: Chinas Investoren zeigen großes Interesse an deutschen Zulieferern.聚焦汽车行业: 中国投资者对来自德国的汽车配件供应商有着浓厚的兴趣。Bildquelle: Fotolia; © Hamik

Chinas Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt. Nicht zuletzt angespornt durch die neue „Made in China 2025“-Initiative der Zentralregierung beschäftigen sich immer mehr Manager mit dem Thema Smart Factory und vernetzte Produktion. Über ein Drittel verfolgt und analysiert die Entwicklung – genauso viele wie in Deutschland. Bei der Umsetzung hinken die chinesischen Betriebe aber noch hinterher. Das ist das Ergebnis des „Industrie 4.0 Index“, einer Umfrage der Unternehmensberatung Staufen, an der auch 100 Industrieunternehmen aus der Volksrepublik teilnahmen.

Noch befinden sich die chinesischen Unternehmen in einer frühen Phase der Smart-Factory-Bewegung. Nur jede zehnte Firma hat den Weg in Richtung internetgestützte Echtzeit-Vernetzung von Objekten, Maschinen und Menschen bereits mit operativen Projekten angetreten. In Deutschland ist es fast ein Drittel. Insgesamt befassen sich 76% der deutschen Industrieunternehmen mit Industrie 4.0-Projekten in verschiedenen Phasen der Analyse, Vorbereitung und Umsetzung. In China haben rund 58% der Befragten das Thema auf der Agenda. Dies entspricht in etwa dem Stand bei den deutschen Unternehmen vor einem Jahr. China holt in großen Schritten auf.

Die befragten chinesischen Manager sehen in den kommenden fünf Jahren gewaltige Veränderungen auf sich zukommen. So sind rund acht von zehn Betrieben davon überzeugt, dass sich ihr Geschäftsmodell und die Zusammensetzung ihrer Belegschaft durch das Thema Industrie 4.0 spürbar verändern werden. Etwa ebenso viele erwarten einen wirtschaftlichen Erfolg durch die smarte Produktion und einen Wandel in ihren Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Der Ländervergleich mit Deutschland zeigt klare Unterschiede. Hierzulande ist die Einschätzung etwas konservativer. Nur etwa jedes zweite Unternehmen rechnet damit, dass sich in den kommenden fünf Jahren das eigene Geschäftsmodell und die Zusammensetzung der Belegschaft durch Industrie 4.0 spürbar verändern werden.

Für den „Industrie 4.0 Index“ befragte die Unternehmensberatung Staufen insgesamt 329 Industrieunternehmen in Deutschland, der Schweiz und China. Aus China stammen 100 der teilnehmenden Unternehmen, von denen knapp 40% im Maschinen- und Anlagenbau sowie in der Automobilbranche tätig sind. Die einzelnen Umfrageergebnisse für Deutschland, China und die Schweiz können hier heruntergeladen werden.

Alibaba kommt nach Deutschland

Von Hangzhou nach München: Alibaba eröffnet in der Landeshauptstadt ein Büro. Bildquelle: Fotolia; © Michael Fleischmann

Die Alibaba Group eröffnet ein Büro in München. Mit der neuen Niederlassung will der chinesische E-Commerce-Konzern sein Deutschland- und Europa-Geschäft weiter ausbauen. Für die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ist die Entscheidung für die Landeshauptstadt ein Beleg für die internationale Standortqualität des Freistaats.

Wie Alibaba vergangene Woche in einer Mitteilung bekannt gab, wird Terry von Bibra die Leitung des Büros in München übernehmen. Von Bibra kennt den die deutsche Handelslandschaft wie kaum ein Zweiter: Zuletzt leitete der US-Amerikaner den Karstadt-Konzern. Davor war er als oberster Stratege für Amazon Europe und als Deutschlandchef für Yahoo tätig.

Internetriese plant nach eigenen Angaben mit dem Münchner Standort deutschen Unternehmen jeder Größenordnung den Zugang zur wachsenden Verbraucherschicht in China zu erleichtern. Das Büro soll als Tor nach China dienen. Als zentrale Anlaufstelle soll die Länderniederlassung lokalen Partnern bei der Suche nach geeigneten Produkten für den chinesischen Markt helfen und sie beim Verkauf auf den Online-Plattformen von Alibaba unterstützen.

Ausschlaggebend für die Niederlassung in München ist nach Einschätzung der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner vor allem die hohe Präsenz erstklassiger und innovativer Unternehmen in Bayern. Aigner rechnet damit, dass sich gerade für kleinere und mittlere Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten der Kooperation mit dem Konzern aus Hangzhou ergeben. „Für unsere Unternehmen entstehen neue und interessante Anknüpfungspunkte für einen verbesserten Zugang zum chinesischen Markt“, so Aigner in einem Statement

Die von Jack Ma gegründete und geleitete Alibaba Group gehört seit Mai dieses Jahres auch zu den offiziellen Partnern des FC Bayern München. Auf Tmall Global, einer B2C-Online-Plattform des Unternehmens, können die 90 Millionen chinesischen Fans des deutschen Rekordmeisters seither nicht nur exklusive Fanartikel wie Trikots mit den Namen ihrer Lieblingsspieler, sondern auch traditionelle Produkte aus Bayern bestellen.

Gemessen am Brutto-Warenvolumen ist die Alibaba Group das größte E-Commerce-Unternehmen der Welt. Das Credo der im Jahr 1999 in der Hauptstadt der Provinz Zhejiang gegründeten Gruppe ist es, den Handel an jedem beliebigen Ort einfacher zu machen. Alibaba hatte in Europa bislang nur Vertretungen in Großbritannien und Italien. Sein europäischer Hauptsitz befindet sich in London. Gleichzeitig mit München wird der E-Commerce Riese auch ein Büro in Paris eröffnen.

Shanghai: Der wirtschaftliche Knotenpunkt Chinas

Bildquelle: Fotolia; © eyetronic

Mit mehr als 25 Mio. Einwohnern, und oft als „Paris des Ostens“ bezeichnet, ist Shanghai der wirtschaftliche Knotenpunkt Chinas. Die im Yangtse Delta im Osten des Landes gelegene Stadt verfolgt das Ziel, bis 2020 das Finanz-, Wirtschafts- und Logistikzentrum der Welt zu werden. In diesem Artikel wird diese Stadt mit ihrer hochentwickelten Infrastruktur und soliden Investment Atmosphäre genauer vorgestellt.

Wirtschaftlicher Überblick

In Shanghai wird ein Achtel des nationalen Finanzertrags generiert – obwohl die Fläche der Stadt nur 0,06 Prozent Chinas ausmacht. 2013 betrug das Bruttoinlandsprodukt der Stadt 2,16 Billiarden RMB (ca. 283,6 Milliarden EUR), das höchste landesweit. Dabei trug der Primärsektor 12,9 Milliarden RMB (ca. 1,7 Milliarden EUR), und der Produktionssektor, etwa 802,7 Milliarden RMB (ca. 105,4 Milliarden EUR), ein Plus von 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, zum BIP bei.
Der Löwenanteil ist dem Dienstleistungssektor zuzuschreiben – 1,34 Billiarden RMB ( 175,9 Billionen EUR), 62,2 Prozent des BIPs. Nach dem ersten Halbjahr diesen Jahres lag Shanghais BIP mit einem stabilen jährlichen Wachstum von 7,1 Prozent bei 1,09 Billiarden RMB (ca. 142,8 Billionen EUR). Auch der Finanzsektor nahm 2013 mit einem Wachstum von 13,7 Prozent auf 282,3 Milliarden RMB (ca. 36,9 Milliarden EUR) eine Schlüsselposition in der landesweiten Wirtschaftsentwicklung ein. Ende des Jahres 2013 hatten sich 215 ausländische Finanzinstitute und 198 Repräsentanzen in Shanghai etabliert.
Seit Januar 2014 verzeichnet Shanghai einen starken Anstieg ausländischer Investitionen: Allein im September wurden über 400 neuen Projekten der Startschuss gegeben, eine Wachstumsrate von 34,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Entwicklungszonen In Shanghai gibt es sieben Sonderzonen für Entwicklung, die auf Landesebene beschlossen wurden, darunter die folgenden:

Caohejing Hi-tech Park
1991 erklärte der Staatsrat den Caohejing New Technology Park zum Coaohejing Hi-tech Park (CHJ). Für hochtechnologische Unternehmen ausgelegt, soll dieser Park Chinas Sillicon Valley werden. Zu CHJ gehören acht Sonderzonen im Yangtze River Delta (YRD), die eine Palette von Anreizen für ein breites Spektrum an Klienten mit unterschiedlichen Anforderungen bieten. Der Schwerpunkt der Industrie liegt u.a. auf Mikroelektronik, Fotoelektronen, Software und der Entwicklung neuer Materialien.
Lujiazui Finance and Trade Zone
1990 gegründet, ist die Luijiazui Finanz- und Handelszone die erste ihrer Art in China.
In dieser Zone, die zur Stärkung des Finanz-, Versicherungs- und Handelssektors entwickelt wurde, sind namenhafte Unternehmen wie Siemens und Alcatel ansässig.
Zhangjiang Hi-tech Park
Zhangjiang Hi-tech Park ist eine industrielle Sonderzone, die 1992 gegründet wurde. Durch ausgeprägtes Wachstum in vergangenen Jahren entwickelte sich Zhangjiang nach und nach zu einem innovativen Industriepark, speziell für Innovationsträger der Bereiche integrierte Schaltkreise, Bio-Technologien, Pharmazeutika und Software. Ende 2010 waren mehr als 6.000 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von etwa 102,1 Billionen RMB (13,4 Milliarden EUR).

China wird zur Drehscheibe der Innovation

Neue Wege werden beschritten: Für China soll der Konsum wieder mehr zur Stütze des Wachstums werden. 新的经济发展之路:消费日益成为促进中国经济增长的重要支柱。Bildquelle: Fotolia; © eyetronic

China und die USA sind die zwei Länder, aus denen künftig die meisten disruptiven Innovationen zu erwarten sind. Von den weltweit fünf Städten, die sich neben Silicon Valley als globale Technologiezentren etablieren werden, liegen zwei in der Volksrepublik. In China selbst wird nach Ansicht von Entscheidern in den Unternehmen die Innovationswelle vor allem durch das Internet der Dinge vorangetrieben. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG unter mehr als 800 Führungskräften weltweit.

Die für den 2015 Global Technology Innovation Survey befragten Manager, die alle im Technologiebereich arbeiten, sehen China mit 23% an Platz zwei unter den Ländern, in denen künftige disruptive Erfindungen im Technologiebereich am wahrscheinlichsten sind. Nach wie vor ist hier die USA führend, doch der Vorsprung schmilzt dahin: Vor zwei Jahren lagen die Vereinigten Staaten noch mit 37% unangefochten an der Spitze. Aktuell halten nur noch 29% der internationalen Experten die USA auch in Zukunft für das Epizentrum entscheidender technischer Erfindungen. Weit abgeschlagen liegt in Indien mit 9% an dritter Stelle. Deutschland belegt mit 5% nach Japan (8%) und Israel (6%) den sechsten Platz.

Bei den innovativsten Städten kamen zwei chinesische Städte und die Top Fünf, allerdings wurde Shanghai vom Spitzenplatz verdrängt. Auf die Frage, welche Metropolen neben Silicon Valley in Zukunft als die wichtigsten Innovationsstandorte gesehen werden, gaben 22% der Befragten Tokio an. Ausschlaggebend hierfür ist die rapide Entwicklung in der vernetzten Produktion und Robotik, die auf einer langen und breit gefächerten industriellen Tradition aufbaut. Auf Rang zwei wählten die internationalen Experten New York mit 19%, dann dicht gefolgt von Shanghai (17%) und Beijing (15%). London landete auf dem fünften, Berlin auf dem 13. Platz.

Als wichtigste Innovationstreiber werden weltweit Cloud- und Mobile-Technologien sowie das Internet der Dinge angesehen. Letzteres ist für die chinesischen Entscheider am wichtigsten. 14% halten das Internet der Dinge für den Bereich, der in den kommenden Jahren Umwälzungen in den Geschäftsmodellen am stärksten vorantreiben wird. Darauf folgen Biometrie mit 12% sowie künstliche Intelligenz und Cloud-Technologien mit jeweils 9%. Als größte Hindernisse auf dem Weg zur Innovation hingegen betrachten die chinesischen Teilnehmer einen Mangel an Innovationskultur in den heimischen Unternehmen (24%), Lücken beim Angebot an Ingenieuren und hochqualifizierten Personal (23%) sowie fehlende Flexibilität für schnelle Entwicklungszyklen (23%).

An dem 2015 Global Technology Innovation Survey nahmen weltweit 832 Führungskräfte aus dem Bereich Technologie teil, darunter 93 aus China. Die Studie (Englisch) kann hier heruntergeladen werden.

„More Than a Market” Awards für deutsche Unternehmen in China

Soziales Engagement notwendig: Trotz des Wirtschaftsbooms gibt es noch viel Armut in China. Bildquelle: Fotolia; © Chee Onn Leong

Die AHK Shanghai ruft zusammen mit der Bertelsmann Stiftung und mit Unterstützung des deutschen Konsulats in Shanghai erstmals zur Teilnahme an den „More Than a Market“ Awards auf: Prämiert werden soziale Firmenprojekte. Teilnehmen können alle deutschen Unternehmen, die im Bereich der AHK Shanghai in Ostchina tätig sind. Anmeldungen werden bis zum 15. Januar 2016 entgegengenommen.

Ziel der „More Than a Market“ Awards ist es, in der Öffentlichkeit das soziale Engagement deutscher Unternehmen für die chinesische Gesellschaft bekannt zu machen. Zudem soll die Koordinierung solcher Projekte in der deutschen Business Community ermöglicht werden. Mit der Initiative wird der Austausch von Ideen und Best Practices gefördert. Synergieeffekte sind dabei nicht nur im Bereich des gesellschaftlichen Engagements beabsichtigt – durch die öffentliche Aufmerksamkeit soll auch das bereits sehr gute Standing der deutschen Unternehmen in China weiter verbessert werden.

Eine Jury bestehend aus deutschen und chinesischen Experten für Social Responsibility sowie den Initiatoren der Initiative wird die eingereichten Projekte in den kommenden Monaten bewerten. Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung werden am 25. Mai 2016 die Finalisten präsentiert und die  Preise verliehen. Weiter Informationen sind verfügbar unter: www.morethanamarket.cn

Europas verarbeitende Industrie im Fokus chinesischer Investoren

Im Brennpunkt chinesicher Outbound-M&A: die verarbeitende Industrie Europas. Bildquelle: Fotolia; © Kadmy

Bei den globalen Outbound-M&A chinesischer Investoren bilden sich 2015 neue Gewichtungen in der Branchenverteilung heraus: TMT, verarbeitende Industrie und Finanzdienstleistungen machen zusammen rund 80% des Investitionsvolumens aus. In Europa steht der verarbeitende Sektor besonders im Fokus: Im ersten Halbjahr 2015 stieg das weltweite Volumen der Akquisitionen und Beteiligungen chinesischer Unternehmen in diesem Bereich um 72% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum an. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Daten von Mergermarket durch die Wirtschaftsprüfer von Deloitte.

Insgesamt wuchs der Wert der weltweiten M&A-Investitionen aus China im ersten Halbjahr 2015 um 70% auf 56,8 Mrd. Euro an. Da die Anzahl der Deals nur um ein Viertel auf 173 stieg, ist damit gleichzeitig eine Erhöhung des durchschnittlichen Transaktionswertes verbunden. Vor allem im mittleren Bereich zwischen 100 und 500 Mio. USD verzeichnete der Datenanbieter Mergermarkt vermehrte M&A-Aktivitäten.

In den ersten sechs Monaten 2014 lieferten sich die Sektoren Technologie/Medien/Telekommunikation (TMT), verarbeitende Industrie, Energie/Rohstoffe und Konsumgüter mit jeweils 7 bis 8 Mrd. USD an Investitionen und einem Volumenanteil von 21% bis 24% noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen in der Beliebtheit bei den Unternehmen aus der Volksrepublik. Mittlerweile hat sich das Bild vollkommen gewandelt: Der TMT-Sektor steht derzeit Investoren in der höchsten Gunst der chinesischen Investoren – mit über 24 Mrd. USD bzw. einem Anteil von 43%. Die Zielregionen sind vor allem die USA und Westeuropa. Im Bereich der verarbeitenden Industrie, die mit fast 13 Mrd. USD und 23% auf Platz zwei folgt, stehen vorwiegend europäische Targets im Fokus. Auf dem dritten Rang folgen die Finanzdienstleistungen mit 8 Mrd. USD (14% Anteil) – im Vorjahreszeitraum lag hier das Volumen lediglich bei rund 3 Mrd. USD. Der Konsumgüterbereich hingegen hat sich mit 4 Mrd. USD im Vergleich zu 2014 fast halbiert. Energie und Rohstoffe fielen von rund 7 Mrd. USD auf 5,5 Mrd USD.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden.