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Grammer mit starkem ersten Quartal in APAC

Grammer mit starkem ersten Quartal in APAC. Neues Joint-Venture und Headquarter in China angekündigt
Bild: Grammer AG

Aufs Jahr hat Grammer seinen Umsatz in der APAC-Region fast verdoppelt. Gleichzeitig kündigt das Unternehmen ein Joint-Venture mit der FAW Group und ein neues Grammer-Headquarter in China an.

Wie die Grammer AG (Grammer) heute bekannt gibt, hat sie ihren Umsatz in der Region APAC im ersten Quartal 2021 um 84,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert. Allerdings ist dieser Wert, wie auch das Rekordwachstum des chinesischen BIP, in hohem Maße der Corona-Pandemie und dem resultierenden Wirtschaftseinbruch Anfang 2020 geschuldet. Bemerkenswert ist aber, dass die anderen Regionen nicht von dieser niedrigen Ausgangsbasis profitieren konnten. EMEA hat immerhin noch + 4,8 Prozent erzielt hat, aber in AMERICAS ging der Umsatz mit -5,2 Prozent sogar noch zurück. Das OEM-Interesse nach Produkten von Grammer hat somit in APAC wieder angezogen. EMEA und AMERICAS scheinen dagegen noch unter den Folgen der Pandemie zu leiden.

„Wir sind sehr gut in das neue Jahr gestartet und konnten den positiven Trend, der sich bereits im zweiten Halbjahr 2020 gezeigt hatte, weiter fortsetzen. Das Wachstum gegenüber dem Vorjahresquartal haben wir der guten Entwicklung in EMEA sowie tollen Zuwächsen vor allem in China zu verdanken“, bewertet Grammer-Vorstandsvorsitzender Thorsten Seehars die neuesten Zahlen.

Grammer-Präsenz in China wird gestärkt

Zwar ist APAC weiterhin – nach Umsatz – die kleinste der berichtspflichtigen Grammer-Regionen, ihre Bedeutung wächst aber ständig. Wie das Unternehmen mit Hauptsitz im bayerischen Ursensollen heute ebenfalls meldet, wird es seine Präsenz auf dem chinesischen Markt weiter ausbauen. Dazu hat Grammer mit der FAW Group ein weiteres Joint Venture in China gegründet. Das Unternehmen, an dem Grammer 60 Prozent hält, wird LKW-Sitze für FAW Jiefang produzieren.

Darüber hinaus hat Grammer die Gründung eines neuen Headquarters in China angekündigt. Das Headquarter wird in Heifei, Hauptstadt der Provinz Anhui, eingerichtet. Hier soll der Austausch mit bestehenden und potenziellen Kunden, vor allem im Bereich der E-Mobilität gepflegt werden. Zu den Wunschpartnern dürfte sicherlich auch Volkswagen Anhui gehören. Das VW-Joint Venture errichtet in Anhui neben seinem dritten Werk für E-Autos in China ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum. Sowohl über Volkswagen als auch FAW bietet sich für Grammer außerdem eine Zusammenarbeit mit Audi in China an. Schließlich soll ein Audi-FAW-Joint Venture ab 2024 E-Fahrzeuge für den chinesischen Markt produzieren.

Baubeginn für neues VW-Werk in China

Baubeginn für neues VW-Werk in China
Bild: Volkswagen AG

Die Volkswagen AG (VW) errichtet in China ein neues Werk. Es wird das dritte VW-Werk im Land, das ausschließlich E-Autos herstellt.

Das neue VW-Werk in China gehört zu Volkswagen Anhui, einem VW-Joint Venture mit JAC. Die Wolfsburger halten seit dem vergangenen Dezember die Mehrheit an diesem Gemeinschaftsunternehmen. Im Zuge der Mehrheitsübernahme hatte VW sowohl die Errichtung eines Forschungs- und Entwicklungszentrums als auch den Bau eines neuen Werks angekündigt. Diese Arbeiten haben jetzt begonnen. Nach Fertigstellung wird der Standort das dritte reine E-Auto-Werk von VW in China nach Anting (SAIC VW) und Foshan (FAW VW). Wie der Konzern ankündigt, soll er dann vom ersten Tag an mit regenerativer Energie betrieben werden. Kann VW die Bauarbeiten wie geplant bis Mitte 2022 abschließen, beginnt die Produktion in der zweiten Jahreshälfte 2023.
Das neue Werk ist erklärter Teil von VWs E-Auto-Offensive. Es soll es den Wolfsburgern ermöglichen, ab 2025 in China bis zu 1,5 Millionen elektrifizierte Fahrzeuge jährlich ausliefern.

Stephan Wöllenstein, CEO des Volkswagen Konzerns China, sagte: „Volkswagen Anhui wird ein weltweites Innovationszentrum für die E-Mobilität und ein Eckpfeiler der Dekarbonisierungsstrategie des Konzerns. Da China der weltweit größte Einzelmarkt für Elektrofahrzeuge ist, müssen wir unsere lokalen Kompetenzen stärken – und Volkswagen Anhui ist ein wichtiger Teil davon. Mit dem Werk, das vom ersten Tag an mit grüner Energie betrieben werden soll, untermauern wir unser Engagement in der CO2-Reduzierung weit über die Fahrzeugflotte hinaus.“

VW-Werk in China soll besonders energieeffizient arbeiten

Für den jetzt begonnen Neubau von Volkswagen Anhui wird unter anderem das ehemalige JAC-Werk am Standort umgenutzt und aufgewertet. Zusätzlich errichtet VW einen komplett neuen Karosseriebau. Dieser Karosseriebau allein entsteht auf einer Fläche von rund 141.000 m2. Somit macht er fast ein Drittel Teil der Gesamtprojektfläche von insgesamt rund 500.000 m2 aus. Wie VW betont, soll das neue Werk in China eine Vielzahl von Energieeffizienzmaßnahmen nutzen. Beispielsweise planen die Wolfsburger mit besonders energiearmen Produktionsanlagen sowie einem lokalen Zuliefererpark für Batterien und weitere Komponenten.

Die Belegschaft am neuen Standort von Volkswagen Anhui soll bis 2025 auf rund 500 Mitarbeiter anwachsen. Der Großteil wird dann allerdings nicht in der Produktion tätig sein, sondern sich auf Forschung und Entwicklung konzentrieren. Von der Zusammenführung von Forschung und Entwicklung, Qualitätssicherung, Produktion und Absicherung unter einem Dach verspricht man sich bei Volkswagen Anhui, sowohl Produktentwicklung als auch Markteinführung deutlich zu beschleunigen.

BASF stärkt Forschung und Entwicklung in China

BASF stärkt Forschung und Entwicklung in China
Bild: BASF SE

Der BASF Innovation Campus Shanghai geht in die dritte Phase. Mit der Erweiterung unterstreicht die BASF ihr anhaltendes Engagement in China und Asien, wo immer mehr Forschung und Entwicklung des Konzerns stattfinden. Darüber hinaus verkündet die BASF die Gründung eines Beratergremiums im Rahmen der Forschungsallianz „Network for Asian Open Research“ (NAO). Sie verstärkt nach Aussage der BASF die Innovationsaktivitäten des Konzerns in Asien. 

Wie der Chemiekonzern mit Hauptsitz in Ludwigshafen meldet, hat die dritte Phase des BASF Innovation Campus Shanghai begonnen. Die Erweiterung des BASF-Campus in China umfasst ein zusätzliches Gebäude für Forschung und Entwicklung sowie ein Technikumsgebäude. Geplant ist, die Baumaßnahme bis Ende 2022 abzuschließen. Das Gesamtvolumen der BASF-Investition in den Innovation Campus Shanghai wird dann rund 280 Millionen Euro betragen. Bereits jetzt hat sich der Innovation Campus Shanghai sich zu einem Innovationszentrum für die BASF und ihre Partner entwickelt.

So haben, nach Angaben des Konzerns, Forscher und Entwickler des Innovation Campus Shanghai in den letzten fünf Jahren über 220 Patente angemeldet. Der Standort spielt somit für die BASF eine wachsende Rolle bei der Entwicklung von Innovationen für die Automobil-, Bau- und Konsumgüterindustrie.

Die Erweiterung unterstreicht das anhaltende Engagement der BASF, ihre Innovationskapazitäten in China und der gesamten Region Asien-Pazifik weiter zu stärken. Mit der Erweiterung wird die BASF gezielt ihre Kapazitäten für Forschung und Entwicklung in China ausbauen. Schwerpunkte des Innovation Campus sind neue Materialien und Systeme sowie chemische Verfahrenstechnik. Damit will der Konzern die Anforderungen wachsender Industrien wie Automobil, Bau und Beschichtungen erfüllen.

„Der weitere Ausbau der F&E-Kapazitäten des Innovation Campus Shanghai unterstützt unser Geschäft hervorragend und stärkt die Position von BASF als bevorzugter Innovationspartner vor Ort“, so Dr. Stephan Kothrade, President und Chairman Greater China, BASF.

Forschung und Entwicklung für BASF-Kunden in China und Asien

Zeitgleich richtet die BASF im Rahmen der Forschungsallianz „Network for Asian Open Research“ ein Beratergremium ein. Dieses wird sich aus Experten von Spitzenuniversitäten in Asien zusammensetzen. Aufgabe des Gremiums wird es dann sein, die BASF bei Projekten im Rahmen von Forschung und Entwicklung professionell zu beraten und Branchentrends in China und Asien frühzeitig in die Diskussion einzubringen.

Als Nebeneffekt verspricht die BASF sich davon auch eine verbesserte Zusammenarbeit mit den Universitäten. So sollen die Innovationsleistung der BASF gestärkt und die Markteinführung neuer Produkte beschleunigt werden.

Die Allianz NAO besteht seit 2014 und ist eine gemeinsame Plattform der BASF mit zwölf Universitäten und Instituten in Asien. Mehr als 70 Projekte wurden bereits abgeschlossen, die ein breites Spektrum an Forschungsgebieten abdecken. Dazu gehören Monomere, Polymere, Oberflächen und Grenzflächen, Beschichtungen, Katalyse, Batteriematerialien, Chemie- und Verfahrenstechnik, Insektizide sowie Digitalisierung und Smart Manufacturing in der Forschung und Entwicklung.

„Innovationen haben BASF zum führenden Chemieunternehmen gemacht und sind der wichtigste Treiber für unser profitables organisches Wachstum. Wir erhöhen unsere F&E-Präsenz in Asien, intensivieren unsere Open-Innovation-Aktivitäten und bauen unsere Fähigkeiten weiter aus, um Lösungen für die Anforderungen unserer Kunden in Asien und auch weltweit zu entwickeln“, sagt Dr. Jeffrey Lou, President, Advanced Materials & Systems Research, BASF.

China führt globales E-Mobility Ranking an

China führt globales E-Mobility Ranking an
Bildquelle: Adobe Stock; © Olivier le Moal

Die IAA Mobility 2021 hat erstmals die weltweiten Zulassungsdaten aller Fahrzeuge mit rein batterieelektrischem E-Antrieb (BEV) und Plug-in-Hybrid-Antrieb (PHEV) ausgewertet. In absoluten Zahlen führt China weiter das E-Mobility Ranking an, aber in vielen Bereichen liegt mittlerweile Europa vorne.

Wie der Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) meldet, hat die IAA Mobility 2021 erstmals ein weltweites Ranking zur Entwicklung der E-Mobilität vorgelegt. Diese Rankings sollen ab sofort jährlich erhoben und veröffentlicht werden.

Aktuell schätzt die IAA Mobility den globalen Gesamtbestand an E-Autos ca. 10 Mio. Fahrzeuge. Von diesen fahren allein 4,2 Mio. in China, das somit das E-Mobility Ranking in absoluten Zahlen anführt. Auf Platz zwei liegt Europa (3,2 Mio.) vor den USA (1,7 Mio.) auf Rang drei. (Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass die Zahlen für Europa auch die Mitglieder der Europäischen Freihandelsassoziation (Island, Liechtenstein, Norwegen, Schweiz) sowie weiterhin das Vereinigte Königreich enthalten.)

Bei den Zulassungen, die ab 2010 gezählt werden und somit auch Fahrzeuge berücksichtigen, die mittlerweile schon nicht mehr auf der Straße sind, sieht das Bild entsprechend ähnlich aus. Interessanterweise ist innerhalb Europas Deutschland mit auflaufend 702.981 Zulassungen führend.

2020 erstmals mehr Neuzulassungen in Europa als in China

Wie sich zeigt, hängt der hohe Fahrzeugbestand in der Volksrepublik unter anderem mit der früheren Markentwicklung zusammen. So wurden bereits 2016 in China 338.359 E-Fahrzeuge neu zugelassen, in den USA 152.326 und in Deutschland nur 25.214. Die 2015 in China beschlossene Förderung von E-Fahrzeugen ist mittlerweile aber ausgelaufen und das Marktwachstum ist entsprechend zurückgegangen. Folgerichtig hat sich das Gleichgewicht zuletzt verschoben und bei den Neuzulassungen 2020 kann China seinen ersten Platz im E-Mobility Ranking nicht halten. Hier lag Europa mit 1.368.167 Fahrzeugen erstmalig knapp vor China mit 1.246.289 Autos. Deutschland ist innerhalb Europas wiederum mit 394.943 Neuzulassungen an der Spitze. Das ist auf reiner Länderebene weltweit der zweite Platz nach China und noch vor den USA. Was allerdings auch bedeutet, dass in Deutschland allein im letzten Jahr mehr E-Autos zugelassen wurden als in den neun Jahren davor.

China führt im E-Mobility Ranking bei reinen Stromern

Beim Blick auf die Antriebsarten der E-Fahrzeuge zeigen sich interessante Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen. China führt bei reinen Stromern mit 80 Prozent um eine Haaresbreite vor den USA mit 79 Prozent. Europa dahingegen setzt viel stärker auf Plug-in-Hybride und kommt nur auf 54 Prozent vollelektrischer Fahrzeuge bei den Neuzulassungen 2020. Hintergrund dürften unterschiedliche Förderprogramme sein, die in China und den USA stärker auf vollelektrische Fahrzeuge ausgerichtet sind, beziehungsweise waren.

Skandinavien mit den höchsten Prozentwerten

Zählt man die E-Autos pro 1.000 Einwohner, steht Europa mit 6,1 elektrifizierten Fahrzeugen auf Platz 1. Die eigentlichen Spitzenreiter sind aber die skandinavischen Länder: Norwegen (81,0), Island (36,8) und Schweden (20,6) liegen noch einmal deutlich über diesem Wert. Auch bei den Neuzulassungen sind die Skandinavier prozentual weit vorne. Weltweit führt Norwegen 2020 mit einem Anteil von 74,8 Prozent elektrisch betriebener Fahrzeuge an allen Zulassungen, gefolgt von Island (44,6 %) und Schweden (32,1 %). Deutschland kommt auf immerhin 13,5 Prozent und liegt damit im Länderranking deutlich vor China mit 6,3 Prozent. Die USA kommen trotz ihrer hohen absoluten Zahlen nur auf 2,1 Prozent.

 

Schweizer setzt auf deutsch-chinesische Struktur

Schweizer setzt auf deutsch-chinesische Struktur
Bildquelle: Adobe Stock, © ryzhi

Die Schweizer Electronic AG (Schweizer) hat ihren Geschäftsbericht 2020 veröffentlicht. Für 2021 rechnet Schweizer mit Verweis auf seine deutsch-chinesische Struktur und das neue Werk in Jintan mit einem Umsatzplus von 20 bis 30 Prozent.

Der heute veröffentlichte vollständige Bericht zum Schweizer-Geschäftsjahr bestätigt die bereits vor einem Monat gemeldeten vorläufigen Zahlen. Da der Leiterplattenhersteller fast drei Viertel seines Umsatzes im Bereich Automotive erzielt, war er 2020 stark durch die Corona-Pandemie betroffen. Auch wenn die Nachfrage der Automotive-Kunden ab September wieder anstieg, muss das Unternehmen daher aufs Jahr dennoch einen Umsatzrückgang um 18,6 Prozent melden. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) fiel auf -9,5 Mio. EUR.

Schweizer-Finanzvorstand Marc Bunz ist mit dem Ergebnis zwar nicht zufrieden, blickt aber optimistisch in die Zukunft: „In Anbetracht der Herausforderungen durch die COVID-19 Pandemie und dem Transformationsprozess unserer wichtigsten Kundengruppe – der europäischen Automobilindustrie und dem aktuellen Aufbau unseres neuen Hightech Werks in Jintan (China) haben wir im Geschäftsjahr 2020 viel erreicht. […] Wir sehen uns [.] aufgrund der erfolgreichen Umsetzung der Restrukturierungsmaßnahmen in Schramberg und der Kapazitätsausweitung durch unser Werk in China für die Zukunft gut gerüstet.“

Schweizer sieht deutsch-chinesische Struktur als Schlüssel zum Erfolg

Schweizer wiederholt seine Einschätzung für das Jahr 2021, in dem der der Vorstand eine deutliche Erholung der Umsatzzahlen erwartet. Wie in den vorläufigen Zahlen angekündigt, rechnet Schweizer für 2021 mit einem Umsatzwachstum zwischen 20 und 30 Prozent. Die EBITDA-Quote wird sich voraussichtlich auf 0 bis -6 Prozent in Bezug auf den Umsatz verbessern.
Neben der Entwicklung der Corona-Pandemie wird diese Prognose aber stark von der weiterhin positiven Entwicklung des neuen Schweizer-Werkes in China abhängen. Der Standort in Jintan hatte im Mai 2020 mit der Produktion begonnen und durchläuft aktuell wichtige Technologiequalifizierungen und Zertifizierungen.
Von der Struktur als deutsch-chinesischer Produzent von Leiterplatten verspricht Schweizer sich eine stärkere Internationalisierung und eine Verbreiterung der Kundenbasis.

Der dritte Faktor, von dem die Schweizer-Prognose abhängt, sind die globalen Lieferketten. Schweizer beobachtet ihre Stabilität der globalen Lieferketten sehr genau, denn sollten sie unterbrochen werden, würde schnell eine nachhaltige Bauteileknappheit eintreten. Diese würde wiederum zu einer Begrenzung sowohl bei Kundennachfragen als auch bei Lieferantenangeboten führen. Davon wären dann auch das neue Schweizer-Werk in China und der Stammsitz im baden-württembergischen Schramberg betroffen.

Wie China zum Epizentrum der Pharmaindustrie wird

Wie China zum Epizentrum der Pharmaindustrie wird
Bild: Adobe Stock; © xyz+

Die Pharmaindustrie in China ist im Wandel. Das Reich der Mitte zählt zu den größten Medikamentenmärken der Welt. Jetzt ist es auf dem besten Weg, zum globalen Innovations-Hub und Technologieführer zu avancieren.

Immer mehr internationale Investoren richten ihren Fokus im Zuge der Corona-Krise auf den Healthcare-Sektor. Die Pandemie hat die Schwachstellen des Gesundheitswesens offengelegt und führt zu einem tiefgreifenden Umdenken der Anleger. Ein Prozess, von dem insbesondere die Gesundheitsindustrie der Emerging Markets profitieren dürften – die gleichzeitig als Absatzmärkte für Medizinprodukte zunehmend wichtiger werden.

Im Zentrum dieser Entwicklung steht Asien, wo der wachsende Wohlstand sich negativ auf Lebensstil und Ernährung auswirkt. Im Ergebnis ist die Gesundheitsversorgung hier zunehmend mit denselben Herausforderungen konfrontiert wie in den Industriestaaten. So steigt mit der schnell wachsenden Zahl übergewichtiger Personen auch die der Diabeteserkrankungen. Schon jetzt kommt fast die Hälfte der weltweit 400 Millionen Menschen, die von dieser Krankheit betroffen sind, aus China (ca. 25 %) und den ASEAN-Staaten wie Malaysia oder Thailand (ca. 20 %). Zeitgleich werden die Menschen immer älter. Somit steigt die Zahl der Patienten mit Krebs-, Nerven- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Für die nationalen Gesundheitssysteme geht dies mit stetig steigenden Kosten einher. Schließlich müssen immer mehr Menschen Zugang zu einer effizienten und kostengünstigen Behandlung erhalten.

Die in Asien ansässigen Firmen drängen, wie auch schon in der Corona-Krise, nach wie vorn. Nicht nur, dass sie sich mit ihren Lösungsansätzen an erster Stelle positionierten, sie haben zugleich viele positive Daten in anderen Bereichen veröffentlicht und so die Visibilität der Pipelines erhöht. Nicht zuletzt ist auch die Digitalisierung in Asien weiter vorangeschritten als in anderen Weltregionen, während disruptive Technologien kontinuierlich den Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessern.

Das Silicon Valley der Pharmaindustrie liegt in China

Einer der weltweit größten Medikamentenmärkte ist China. Verglichen mit vielen Industriestaaten liegen dort die Gesundheitskosten noch auf niedrigem Niveau. Zugleich zeigen der Auf- und Ausbau der Forschung und Entwicklung sowie die Herstellung von eigenen Präparaten immer mehr Fortschritte. Dies hilft Peking, einem wachsenden Bevölkerungsteil den Zugang zu bezahlbarer medizinischer Versorgung zu ermöglichen.

Im Rahmen eines langfristig angelegten Plans unterstützt der chinesische Staat über steuerliche Anreize und finanzielle Förderprogramme den Aufbau einer international wettbewerbsfähigen biopharmazeutischen Industrie. Im Mittelpunkt der chinesischen Gesundheitspolitik stehen dabei derzeit die effiziente Versorgung sowie der Ausbau eigener Innovationszentren, die mit finanziellen Anreizen gefördert werden. Zu den tragenden Säulen dieser Politik zählen der Zhangjiang Hi-Tech Park in der Nähe von Shanghai, die BioBay Suzhou und das Innovationszentrum Shenzhen, das wegen seiner Heimat für Weltkonzerne wie Huawei in China als das Silicon Valley der Pharmaindustrie bezeichnet wird.

Beginn eines signifikanten Wachstumsmarktes

In den nächsten Jahren ist eine Vervielfachung der Umsätze bei innovativen Medikamenten im Reich der Mitte zu erwarten. Von 117 Mrd. Yuan in diesem Jahr könnten sie schon 2025 auf 375 Mrd. Yuan steigen. Eine zentrale Rolle in diesem Zusammenhang spielen lokale Biotechfirmen, die von globalen Unternehmen als „Partner of Choice“ für den Markteintritt in China gewählt werden, um dort die Entwicklung, Zulassung und Vermarktung ihrer Präparate voranzubringen. Zudem finden in China selbst entwickelte Medikamente zunehmend international Anerkennung, weshalb Big Pharma sie immer häufiger lizenziert.

Die derzeitige Situation ist vergleichbar mit der in den USA Ende der 80er Jahre, als dort der Biotechboom, vorangetrieben durch wissenschaftliche Durchbrüche, ins Rollen kam. Mit anderen Worten: Chinas Medikamentenmarkt steht heute erst am Beginn eines signifikanten Wachstumsmarktes und ist auf dem Weg von „Me Too“ zu „First in Class“ bzw. „Best in Class“.

Der asiatische Healthcare-Sektor ist aktuell sehr günstig bewertet und hat sich seit dem weltweiten Corona-Crash vor einem Jahr positiv entwickelt. Dieser Aufwärtstrend der asiatischen Gesundheitsmärkte sollte sich auch zukünftig fortsetzen.

Contargo verbindet Frankfurt und China

Contargo verbindet Frankfurt und China
Bild: Contargo

Seit Anfang April halten Güterzüge aus China auch im Contargo Industriepark Frankfurt-Höchst. Sie verbinden ab sofort die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main und China auf dem Schienenweg.

Die Neue Seidenstraße führt ab sofort bis in die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main. Schon Anfang April hat der erste Güterzug aus China den Contargo Industriepark Frankfurt-Höchst (Contargo) im Westen von Frankfurt erreicht, wie das Unternehmen bekannt gegeben hat. Die 44 Container mit chinesischen Konsumgütern aus der ostchinesischen Provinzhauptstadt Jinan erreichten pünktlich das Terminal, wo Umschlag und Transport zu den Endkunden von Contargo abgewickelt wurden.

„Endlich ist auch die Rhein-Main-Region an die Neue Seidenstraße angebunden“, sagt Kawus Khederzadeh, Managing Director, Contargo Industriepark Frankfurt-Höchst GmbH. „Während viele Schiffe aus Fernost überbucht sind, Binnenschiffe in den Westhäfen oft lange auf ihre Abfertigung warten, die Seefrachtraten enorm gestiegen und Container in den Seehäfen Mangelware sind, suchen einige unserer Kunden nach einer Alternative. Das wird umso dringlicher, als der Stau im Suez-Kanal in den nächsten Wochen zu weiteren Belastungen der Hafenanlagen und der Verkehrsinfrastruktur führen wird. Ein guter Moment also, um auf die Schiene umzusteigen.“

Ein weiterer Vorteil des Güterzugs gegenüber dem Frachtschiff ist die Geschwindigkeit. Aktuell dauert der Schienentransport auf der Neuen Seidenstraße zwischen Jinan und Frankfurt 18 bis 20 Tage, so Contargo. Das Unternehmen plant nach seinem ersten erfolgreichen Testzug bereits Fahrten. So sollen am Terminal in Frankfurt in Zukunft nicht nur zwei- bis dreimal monatlich Güterzüge aus Jinan eintreffen. Vielmehr erwarten Contargo bereits in den nächsten Wochen weitere Züge aus verschiedenen chinesischen Regionen in Frankfurt.

Contargo in Frankfurt sind allerdings nicht die einzigen, die vom wachsenden Schienenverkehr mit China profitieren. Der Betreiber des Duisburger Binnenhafens duisport hat beispielsweise im Februar 70 Prozent mehr chinesische Züge als im Vorjahresmonat gemeldet.

CEP-Indikator für China steigt wieder

CEP-Indikator für China steigt wieder
Quelle: Adobe Stock; ©: photoschmidt

Nach dem Rückgang im März ist der CEP-Indikator auf Basis des China Economic Panel (CEP) zuletzt wieder gestiegen.

Das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim (ZEW) meldet in seiner aktuellen Pressemitteilung, dass der seit 2013 in Zusammenarbeit mit der Fudan Universität in China erhobene CEP-Indikator im März wieder gestiegen ist. Er liegt jetzt bei 46,3 Punkten und damit 3,5 Punkte über dem Vormonat. Vom bisherigen Höchststand aus dem Februar (64 Punkte), ist er allerdings noch weit entfernt. Der CEP-Indikator gibt an, wie internationale Finanzmarktexperten die Aussichten für die Konjunkturentwicklung in China für die nächsten zwölf Monaten einschätzen.

CEP-Indikator für China steigt wieder
Bild: ZEW

Im Rahmen der für die Erstellung des Indikators durchgeführten Umfrage haben die teilnehmenden Experten auch ihre Bewertung der aktuellen Konjunktursituation abgegeben. Diese sinkt im April geringfügig um 0,3 Punkte auf 42,6 Punkte. Der Konjunkturausblick für China bleibt damit aber weiterhin sehr positiv.

So sind auch die Prognosen für das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in China für das laufende Jahr sowie für 2022 noch einmal deutlich höher ausgefallen. Die neue BIP-Prognose für 2021 liegt jetzt bei 6,8 Prozent. Eine Steigerung um 0,8 Punkte gegenüber dem Vormonat. Auch für 2022 wurde die Prognose noch einmal angehoben. Sie stieg allerdings etwas weniger stark von 5,2 Prozent auf auf 5,6 Prozent.

Wirtschaftswachstum in China wird schwächer

Diese Prognoseänderung kommt nicht überraschend. Immerhin hat China zum gleichen Zeitpunkt sein BIP-Wachstum im ersten Quartal 2021 bekanntgegeben. So hat das chinesische National Bureau of Statistics im Vergleich zum Vorjahr einen Rekordanstieg um 18,3 Prozent vermeldet. „Dieser Anstieg sollte jedoch nicht überinterpretiert werden, denn ein Jahr zuvor erlebte China bekanntermaßen einen Einbruch der Konjunktur“, sagt Dr. Michael Schröder, der die Umfrage im ZEW-Forschungsbereich „Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement“ verantwortet. Besonders aussagekräftig sei seiner Ansicht nach vielmehr die Wachstumsrate im Vergleich zum Vorquartal. So betrug das Wachstum seit dem vierten Quartal 2020 lediglich 0,6 Prozent. Das zeige, dass sich das Wirtschaftswachstum in China im Verlauf der letzten Quartale abgeschwächt hat. „Es bleibt daher abzuwarten, ob die hohen Quartalswachstumsraten vom zweiten bis vierten Quartal 2020 auch 2021 wieder erreicht werden“, so Schröder weiter.

China führt Konjunkturerholung an

China führt Konjunkturerholung an
Bild: Adobe Stock; © Think b

Für diesen Beitrag möchte ich Sie einladen, sich die Weltwirtschaft als Zug vorzustellen. Wenn wir uns dann die aktuellen Zahlen ansehen, wird klar, dass es sich wohl um einen Orient-Express handelt. Denn zurzeit ist China klar die Lokomotive dieses Zuges und macht die weltweite Konjunkturerholung erst möglich.

China hat Ende letzter Woche eine ersten Schätzung zum Wachstum seines BIP im ersten Quartal 2021 veröffentlicht. Damit bekräftigt das Land seinen Status als Lokomotive des weltweiten Wachstums. Demnach wuchs das BIP der Volksrepublik um 18,3 %. Eine Zahl, die allerdings durch einen günstigen Basiseffekt gestützt wird. Immerhin bezieht sich der Vergleich auf das erste Quartal 2020. Also genau den Zeitraum, in dem die chinesische Wirtschaft im Zuge der Bekämpfung der im Reich der Mitte entstandenen COVID-19-Pandemie jäh abstürzte. Doch in China begann die Konjunkturerholung unmittelbar nach diesem Einbruch. So konnte das Land bereits im letzten Quartal 2020, und damit lange vor den anderen Volkswirtschaften, beim BIP wieder Vorkrisenniveau erreichen.

USA auf dem Weg zum Vorkrisen-BIP

Hinter dieser Zugmaschine kommt als erstes der US-Waggon. Schließlich sind die USA auf dem besten Weg ihr Vorkrisen-BIP im Laufe des ersten Halbjahres 2021 wieder zu erreichen. Darauf weisen zumindest die jüngsten Konjunkturdaten und Geschäftsklimaumfragen aus den Staaten hin. Die für März gemeldeten Einzelhandelsumsätze veranschaulichen dies gut. Sie stiegen im Monatsverlauf deutlich stärker als erwartet um fast 10 %. Damit haben sie einen der höchsten Werte seit Bestehen dieser Statistik erreicht. Höher war das Niveau zuletzt nur im Mai 2020 als die USA das Ende der ersten Infektionswelle erreicht hatten. Wir sehen also, dass der US-Konsum mittlerweile seinen Weg aus der Krise gefunden hat. Nicht zuletzt mithilfe der Hilfsschecks für Privathaushalte, die von der Biden-Regierung beschlossen worden waren.

Schlusslicht Eurozone

Hinter dem Gespann China/USA müht sich die Eurozone mit der Umsetzung ihres Aufbaufonds. Sie ist weiterhin durch die Beschränkungen der dritten Welle gelähmt und der Fonds liegt bis zum Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe erst einmal auf Eis. Deutschland, früher selbst eine Lokomotive – vielleicht nicht für die Welt, aber immerhin die Eurozone – kommt nur schwer in Fahrt und steht somit symbolhaft für den Rückstand des Alten Kontinents. Dementsprechend haben die fünf wichtigsten Wirtschaftsinstitute Deutschlands jüngst ihre Wachstumserwartungen für 2021 um einen Punkt nach unten korrigiert. Damit liegt die Schätzung nun nur noch bei 3,7 % gegenüber -4,9 % im Jahr 2020. Das BIP wird sein Vorkrisenniveau daher vermutlich nicht vor 2022 wieder erreichen können.

Unternehmensumsätze: Starkes Wachstum in den USA und China

In der beginnenden Berichtssaison scheinen die Meldungen der Unternehmen die gesamtwirtschaftliche Lage perfekt widerzuspiegeln. Allein schon die Umsatzzahlen von LVMH, dem Aushängeschild des französischen Luxusgütersektors, sprechen für sich: Im ersten Quartal stieg der Umsatz in Asien (ohne Japan) gegenüber 2020 um 86 % und in den USA um 23 %. Ganz anders in Europa: hier ging er um 9 % zurück.

Anleger, die auf den Zug der Konjunkturerholung aufspringen möchten, könnten sich daher veranlasst sehen, in China und Asien ihr Glück zu versuchen – sprich bei Unternehmen, die dort ansässig sind, oder bei europäischen Unternehmen, die dort einen wesentlichen Teil ihres Geschäfts abwickeln. Denn sonst laufen Anleger Gefahr, den Orientexpress zu verpassen.

 

China eröffnet europäischen Investoren neue Chancen

China eröffnet IT Start-ups neue Chancen
Bild: Adobe Stock; © jes2uphoto

Der chinesische Staat greift aktuell stark in die Regulation der lokalen Internet-Industrie ein. In der Folge könnte sich für europäische industrielle Investoren der Zugang zu den innovativsten chinesischen Technologie-Start-ups signifikant verbessern.

Die großen chinesischen Technologie- und Internet-Konzerne Baidu, Alibaba und Tencent galten lange als Vorzeigeunternehmen mit verhältnismäßig großen unternehmerischen Freiheiten. Mittlerweile interveniert der chinesische Staat aber massiv in der heimischen Internet-Industrie. Die Eingriffe treffen insbesondere Alibaba und seine verwandte Gesellschaft Ant Group. Ant musste den für Ende 2020 geplanten Börsengang absagen und Alibaba soll sich wohl von einem Teil seines bisherigen Geschäftsportfolios trennen. Derlei Interventionen des chinesischen Staates öffnen ein Opportunitäts-Fenster für europäische Unternehmen. Denn nachrückende Startups und Unternehmen werden nun mehr Chancen bekommen und europäische Firmen könnten sich an ihnen beteiligen.

In China hat sich eine hochinnovative Start-up Szene etabliert. Der neue 14. Fünfjahresplans soll die Innovationsstärke der chinesischen Wirtschaft weiter ausbauen. Von 2021 bis 2025 sollen die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung um jährlich sieben Prozent erhöht werden. Diese Mittel werden zwar überproportional Staatskonzernen zugutekommen, aber auch privaten Technologie-Start-ups dürfte immer noch ein beträchtlicher Schub an Kapital zuteil werden.

Die Vernetzung mit diesem innovativen Sektor der chinesischen Wirtschaft war für europäische Industrie-Unternehmen allerdings bisher oft schwierig. Chinas führende Technologie-Konzerne sind extrem breit aufgestellt und wirken als eine Art „Start-up-Staubsauger“. Ausgehend von Kerngeschäften haben sie sich durch die Übernahme einer großen Anzahl an Start-ups zu hoch diversifizierten Digital-Konglomeraten entwickelt. Gleichzeitig hat sich in China eine gut finanzierte Venture Capital Branche mit etwa 14.000 registrierten VCs entwickelt, bei der ca. 50% des  investierten Kapitals in die Bereiche IT und Internet fließen. Aufgrund der Dominanz von chinesischen Technologie-Konzernen und ihren Corporate Venture Capital Bereichen sowie von Venture Capital Firmen hatten europäische Industrie-Unternehmen oft wenig Zugang zu den innovativsten und vielversprechendsten chinesischen Start-ups.

Anscheinend ist der chinesischen Regierung aber genau die breite Aufstellung und die damit verbundene Macht chinesischer Technologie-Konzerne ein Dorn im Auge. Das Zurechtstutzen Alibabas wird Signalwirkung haben. Chinesische Technologie-Konzerne werden ihre breit aufgestellten Geschäftsmodelle überdenken und bei der Übernahme von Start-ups erstmal deutlich verhaltener vorgehen müssen. Das wiederum wird europäischen Unternehmen mehr Möglichkeiten eröffnen, gezielt in chinesische Technologie-Start-ups zu investieren und sich als deren präferierte Partner für Exits oder zukünftiges Wachstum zu positionieren. Diese Gunst der Stunde sollten europäische Technologie-Unternehmen nutzen und verstärkt nach wertigen Übernahmezielen in der chinesischen Start-up Szene suchen, ob alleine oder auch in Partnerschaft mit Venture Capital Firmen.

Das Beobachten von und gegebenenfalls Zusammenarbeiten mit der chinesischen Start-up Szene sollte für europäische Unternehmen ein elementarer Bestandteil ihrer Innovationsstrategie werden. Die staatlich erzwungene Portfolioerweiterungs-Ruhepause seitens chinesischer Technologie-Konzerne kann mutige Deals ermöglichen, die bis vor kurzem noch nicht realistisch gewesen wären.

Webasto baut Marktposition in China aus

Webasto baut Marktposition in China aus
Bild: Webasto

Der Automobilzulieferer Webasto hat auf der Shanghai International Automobile Industry Exhibition 2021 in China ein Konzeptfahrzeug vorgestellt.

Nicht nur Volocopter präsentiert neue Modelle in Shanghai, auch Webasto sind mit einem eigenen Fahrzeug vertreten. Im Falle des Automobilzulieferers aus dem oberbayerischen Gauting handelt es sich allerdings um ein reines Konzeptfahrzeug. Das Showcar dient Webasto dazu, eine ganze Reihe von technischen Lösungen für autonomes Fahren zu präsentieren. Dazu gehören Roof Sensor Module mit Lidar und Kamera, ein öffenbares Panoramadach, ein intelligentes Leichtbau-Frontmodul, Batterie- und Ladelösungen sowie ein integriertes Thermomanagementsystem.

Mindestens genauso wichtig für Webasto und ihr Engagement in China, ist die ebenfalls vorgestellte neue Generation eines Batteriesystems für Hybridfahrzeuge. Dieses System hat Webasto in Zusammenarbeit mit chinesischen Automobilherstellern entwickelt und wird es in Jiaxing bei Shanghai produzieren. Das neue Batteriesystem ist nicht auf einen bestimmten Hersteller beschränkt. Vielmehr kann es an verschiedene Modelle und unterschiedliche Einbau-Anforderungen der Karosserie angepasst werden.

Webasto setzt auf E-Mobilität in China

„Wir verfolgen weiterhin konsequent die Doppelstrategie, unsere Kerngeschäftsfelder zu stärken und neue Geschäftsfelder zu erschließen und greifen damit genau Trends und Veränderungen in der Mobilität auf“, sagt Jan Henning Mehlfeldt, Präsident von Webasto China. „Unser Unternehmen hat nicht nur das Dachsystemgeschäft in China erfolgreich ausgebaut, sondern auch seine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten intensiviert und die Produktion des Elektromobilitätsportfolios erfolgreich gestartet.“

Seit dem Markteintritt in China vor genau 20 Jahren hat Webasto sich nach eigenen Angaben zum Marktführer im dortigen Autodachmarkt entwickelt. Aus der ersten Niederlassung in Shanghai ist mittlerweile eine landesweite Präsenz mit elf Standorten geworden. Bereits 2004 hatte Webasto ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum in China gegründet. Hier wird seitdem daran gearbeitet, Trends und Bedürfnisse der Kunden vor Ort genau zu kennen und zu adressieren.
Zusätzlich zum bisherigen Kerngeschäft sieht Webasto in China gute Wachstumschancen für sein Portfolio rund um elektrifizierte Fahrzeuge. So ist das 2019 fertiggestellte Werk in Wuhan Webastos zentraler Produktionsstandort für Hochvolt-Heizer und Ladelösungen für den asiatisch-pazifischen Markt. Im gleichen Jahr hat Webasto auch das bereits erwähnte Werk in Jiaxing eröffnet. Hier werden seitdem sowohl Dach- als auch Batterie-Projekte gebündelt sowie umfassende Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten durchgeführt.

Volocopter-Premiere am Geely-Stand in China

Volocopter-Premiere am Geely-Stand in China
Bild: Volocopter

Volocopter hat gemeinsam mit Geely Technology Group erstmals sein Flugtaxi-Modell 2X in China präsentiert. 

Der Bruchsaler Flugtaxi-Hersteller Volocopter hat sein aktuelles Modell 2x auf der Shanghai International Automobile Industry Exhibition 2021 erstmals in China vorgestellt. Die Präsentation fand auf dem Stand der Geely Technology Group (Geely) statt. Geely gehört seit 2019 zu den Volocopter-Investoren und hatte sich erst kürzlich an der Finanzierungsrunde D des Unternehmens beteiligt. Seit 2019 bündeln die Unternehmen ihre Expertise im Bereich Mobilität, um zu identifizieren, wo elektrische Flugtaxi-Dienste sinnvoll einsetzbar sind.

Die Vorstellung des 2X am Geely-Stand soll denn auch zwei Zielen dienen. Sie soll zum einen den konkreten Nutzen elektrischer Flugtaxidienste für die Urban Air Mobility (UAM) in China demonstrieren. Gleichzeitig dient sie aber auch dazu, das gemeinsame Engagement von Volocopter und Geely zu betonen.

„Geelys führende Position in China und der zukunftsorientierte Ansatz für neue Mobilitätsangebote zeichnet das Unternehmen als wichtigen strategischen Investor für uns aus. Das macht Geely zum idealen Partner, um gemeinsam UAM nach China, einen der vielversprechendsten Märkte weltweit für diese neue Art der Mobilität, zu bringen”, sagt Florian Reuter, CEO von Volocopter.

Volocopter und Geely kooperieren in China

Im Rahmen der Präsentation wurde denn auch das Anfang März angekündigte Joint-Venture von Volocopter mit Wofei Changkong Technology Co erwähnt. Das Unternehmen ist eine Geely-Tochter und soll den Betrieb der Flugtaxis in China übernehmen. Nach Aussagen von Volocopter ist die benötigte Geschäftslizenz bereits beantragt und das Joint-Venture steht somit kurz vor der Gründung.

„Volocopter ist der Pionier und Marktführer für sichere, nachhaltige und praktische eVTOL-Lösungen für Flugtaxidienste in Städten auf der ganzen Welt”, sagt Charlie Jing, CEO von Aerofugia, einer Tochtergesellschaft der Geely Technology Group. „Gemeinsam verfügen wir sowohl über die Technologie als auch über die Produktionsmittel, um ein UAM-Ökosystem in chinesischen Städten zu schaffen.“

Das für den kommerziellen Betrieb bestimmte Volocopter-Modell „VoloCity“ befindet sich derzeit im Zertifizierungsprozess durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit. Aufgrund bestehender Abkommen kann Volocopter nach der erfolgreichen Zulassung in Europa mit einer zügigen Genehmigung für den Einsatz in China rechnen. Somit wäre ein kommerzieller Einsatz der Volocopter in der Volksrepublik bereits ab 2024 möglich. Bis VoloCitys das Stadtbild prägen werden, dürfte es dann aber noch etwas dauern. Zuerst will man sich unter anderem auf Geschäftsleute aber auch Eventveranstalter und Tourismusanbieter konzentrieren. Erst wenn die Flugtaxis sich als normale Verkehrsmittel durchgesetzt haben, folgt dann in einer zweiten Phase der Massenmarkt.