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E-Mobility und alternative Antriebe in China als Chance

E-Mobility und alternative Antriebe als Chance
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Viele Industriebetriebe müssen sich auf diesen Change-Prozess radikal einstellen. Um E-Mobility und alternative Antriebe als Chance zu nutzen werden große Teile des gesamten Produktspektrums in Zukunft entweder wegfallen oder stark gewandelt werden müssen. Doch es gibt Hoffnung: So bescheinigt die jüngst veröffentlichte Studie „E-Mobility Index 2019“ von Roland Berger und der fka GmbH der deutschen Industrie eine Technologieführerschaft im Bereich E-Mobility und Battery Power. Die deutschen Unternehmen müssen es nur schaffen, diese in aktives Business umzusetzen. Das Gebot der Stunde ist also, klare Strategien für das Unternehmen zu entwickeln. Hinsichtlich der weiteren Sicherung von Absatzmärkten und der Umsetzung notwendiger Änderungen im Produktportfolio.

Situation in China

China stellte bereits in den vergangenen zehn bis 15 Jahren einen nicht mehr wegzudenkenden Markt dar. Nicht nur für die deutsche Automobilindustrie, sondern auch für Zulieferer, die vor Ort Werke sowie Niederlassungen gegründet haben und teils für deutsche OEMs (Automobilhersteller) wie auch für chinesische OEMs in China tätig waren. Heute gilt der Bereich E-Mobility als eindeutig größter Markt und größter Produzent in China. Nirgendwo sonst auf der Welt fährt man bereits so viele E-Cars. Schätzungen gehen von über 1,2 Mio. Fahrzeugen im Jahr 2017 aus, was etwa 40% der E-Mobility-Weltflotte entspricht. (Siehe Studie der German Asia-Pacific Business Association 01/2020.) In puncto Technologie besitzt Deutschland nach wie vor einen Vorsprung. Liegt es für deutsche Unternehmen also nahe, hier eine Symbiose mit dem weltgrößten Markt, den größten Produzenten und der deutschen Technologie einzugehen?

China scheint erkannt zu haben, dass es in Zukunft einen Mix verschiedener Antriebe geben wird: von konventionell über E-Mobility mit und ohne Hybrid bis hin zu anderen alternativen Antrieben, wie z.B. Wasserstoff. Hierzu zählen nicht nur reine Automobilzuliefererteile, sondern auch die Infrastruktur und deren Ausbau. Ohne sie wird die E-Mobility nicht weiterwachsen können. Besonders in mittelständischen und kleinen chinesischen Unternehmen wartet man auf z.B. deutsche Unternehmen, die bereit sind, gemeinsam die Technologie und Produktion voranzutreiben. Zwar sind E-Mobility und alternative Antriebe eine Chance für die deutsche Industrie – nur muss der Schritt sorgfältig bedacht und geplant sein. Er muss finanzierbar sein sowie von der Unternehmensorganisation gestemmt werden können.

Voraussetzungen für deutsche Unternehmen

Wie unsere Beratungspraxis zeigt, muss ein deutsches Unternehmen für den Weg nach China einen gewissen „langen Atem“ haben. Das schnelle Geld ist in China nicht (mehr) zu verdienen, es bedarf ausreichender personeller, organisatorischer und letztendlich auch finanzieller Ressourcen. Sonst wird der Schritt nicht in einen wirtschaftlichen Erfolg umgemünzt werden. Erfolg hat in China heutzutage nur, wer bereit ist, ein langfristiges Engagement nachhaltig durchzuführen und die chinesischen Besonderheiten zu verstehen, zu lernen und mit ihnen umzugehen.

Personelle Ressourcen

Bevor ein deutsches Unternehmen den Schritt nach China wagt, ist intern zu klären, wer ihn verantwortlich managen soll. Dafür müssen möglichst bilinguale Personen eingeteilt sein, die sich hauptsächlich um das Chinaprojekt kümmern können. (Diese müssen mindestens Deutsch und Englisch, idealerweise auch Chinesisch beherrschen.) Aus der jahrelangen Betreuung deutscher Tochterunternehmen in China können wir feststellen, dass dies einen der wesentlichen Erfolgsfaktoren in China darstellt.

Organisatorische Voraussetzungen

Das Unternehmen muss seine Organisation für den Schritt nach China anpassen. Formulare, Vertragswerke und E-Mail-Verkehr müssen so umgestellt werden, dass auch die Kollegen in China sie verstehen. Daneben müssen Produkte und Produktionsverfahren so aufgestellt sein, dass sie möglichst in beiden Ländern Gültigkeit haben. Dabei sind natürlich die lokalen Besonderheiten zu beachten. Auch das Rechnungswesen ist auf die Internationalität anzupassen.

Finanzen

Für China muss zudem eine sorgfältige Businessplanung erstellt werden. Dabei ist abzuschätzen, inwieweit nach den gesetzlichen Anforderungen in China die dort notwendige Eigenkapitalrelation zum gesamten sogenannten „Total Investment“ aufgebracht werden muss und woher die Finanzierung hierfür stammt.

China erlässt umfassende Einreisebeschränkungen

Einreisebeschränkungen für die Volksrepublik China
Quelle: AdobeStock © sirirak

Vor dem Hintergrund der fortgesetzten Ausbreitung von COVID-19 hat das  Außenministerium der Volksrepublik China Ende vergangener Woche kurzfristig umfassende Einreisebeschränkungen erlassen. Seit Samstag, den 28. März, ist ausländischen Staatsbürgern die Einreise nach China verboten. Dies gilt auch für all jene, die im Besitz eines gültigen Visums, einer APEC Business Card oder einer gültigen Aufenthaltserlaubnis sind. Das Verbot erstreckt sich auch auf Transit- und sonstige kurzfristige visumsfreie Aufenthalte. Ausgenommen vom Einreiseverbot sind einzig Inhaber eines diplomatischen, Dienst-, Courtesy- oder C-Visums.

Zwar sind Einreisen mit einem nach dem 28. März 2020 ausgestellten Visum von dieser Regelung nicht betroffen. Die chinesischen Botschaften und Konsulate erteilen derzeit aber offenbar nur noch Visa für Einreisen zum Zwecke notwendiger wirtschaftlicher, handelsbezogener, wissenschaftlicher oder technologischer Aktivitäten und für Einreisen aufgrund eines humanitären Notstandes. Die Maßnahmen sind vorübergehender Natur und sollen so lange in Kraft bleiben, wie es die derzeitige Situation erfordert.

Gleichzeitig ist der internationale Flugverkehr von und nach China stark eingeschränkt worden. Seit Sonntag, den 29. März, dürfen chinesische Fluggesellschaften nur noch eine Flugroute in eine Stadt pro Land mit einem Flug in der Woche aufrechterhalten. Gleichsam dürfen ausländische Fluggesellschaften nur noch eine Flugroute nach China einmal wöchentlich bedienen. Der Flugverkehr von und nach China ist somit auf etwa 130 Maschinen pro Woche reduziert. Sämtliche Flugzeuge dürfen dabei lediglich zu 75% ausgelastet sein. Die Anzahl der täglich einreisenden Passagiere soll dadurch von rund 25.000 auf etwa 5.000 gesenkt werden. Die Zivile Luftfahrtbehörde der Volksrepublik hat sich weitere Flugreduzierungen ausdrücklich vorbehalten.

Die Angst vor dem „COVID-19 Import“

Die chinesische Regierung rechtfertigt diese drastischen Maßnahmen mit der steigenden Zahl von mit COVID-19 infizierten Einreisenden. Denn der Kampf gegen das Virus in der Provinz Hubei einschließlich Wuhan wird als weitgehend gewonnen betrachtet. Auch die Epidemie im Rest Chinas sei unter Kontrolle. Dennoch fürchtet die Regierung eine zweite epidemische Ausbreitung durch einen „COVID-19 Import“. Nach Angaben der Nationalen Gesundheitskommission Chinas sei die Anzahl der importierten Erkrankungen innerhalb von zwei Wochen von 88 (am 12. März) auf insgesamt 595 (am 26. März) gestiegen. Der chinesiche Nachrichtensender CCTV berichtet allerdings, dass Ausländer hierbei nur eine untergeordnete Rolle spielten. 90% der infizierten Einreisenden seien chinesische Staatsbürger, von denen es sich bei wiederum 40% um heimkehrende chinesische Studenten handele.

Schaubild, dass die Gesamtzahl der "importierten" Fälle zeigt.
Quelle: GvW

Diese rigorosen Maßnahmen stehen im Widerspruch zu der im Inland propagierten Wiederaufnahme wirtschaftlicher Aktivität und der scheinbar allmählichen Rückkehr in den Alltag. China steht unter hohem Druck, seine Wirtschaft, die im ersten Quartal 2020 stark eingebrochen ist, nun möglichst schnell wieder anzukurbeln.

Die verhinderte Rückkehr von Ausländern an ihren Arbeitsplatz in China sowie die Beschränkung internationaler Geschäftsreisen von und nach China auf unabsehbare Zeit dürfte die gewünschte Wiederaufnahme wirtschaftlicher Aktivitäten deutlich erschweren. Der Tourismus nach China ist in den vergangenen zwei Monaten nahezu zum Erliegen gekommen und „Coronaflüchtlinge“, die vor der Ausbreitung der Epidemie in Europa und Amerika nach China flüchten, gibt es entgegen der chinesischen Vorstellung praktisch nicht. Stattdessen dürften vor allem längerfristig in China lebende Ausländer und so genannte Expats von dem Einreiseverbot betroffen sein. Sie sind fast ausnahmslos bei den chinesischen Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen angestellt sind, dort zumeist in leitenden Positionen.

Auch chinesische Staatsbürger betroffen

Ausländisch-investierte Unternehmen tragen unverändert einen überproportional hohen Anteil zum chinesischen BIP bei; wie deren operative Tätigkeit möglichst kurzfristig wieder voll hergestellt werden soll, ohne dass die verantwortlichen Manager und Techniker ins Land kommen, ist unklar. Die Verhältnismäßigkeit der Einreisesperre auch für diesen Personenkreis erscheint umso fragwürdiger, als der Anteil der durch Ausländer importierten Infektionen vergleichsweise klein ist.

Da Ausländer bereits aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit nun nicht mehr ins Land kommen, kann der eingeschränkte Flugverkehr schließlich nur darauf zielen, auch möglichst viele chinesische Bürger an der (Heim-)Reise nach China zu hindern. Die von der Volksrepublik China erlassenen Einreisebeschränkungen betreffen deutsche Firmen mit einer Präsenz vor Ort ebenso wie chinesische Unternehmen in Deutschland. Deren zahlreiche Mitarbeiter in Deutschland mit chinesischem Pass können auf unabsehbare Zeit praktisch keine geschäftlichen Reisen mehr nach China unternehmen. Ob Chinas Wirtschaft auf dem Weg zur angestrebten Normalität tatsächlich auf all diese Akteure verzichten kann, bleibt abzuwarten.

Warum „Made in Germany“ für China interessant bleibt

Warum „Made in Germany“ für China interessant bleibt
Claudio Chiandussi ist Associate Partner bei EY im Bereich Transaktionsberatung. Er berät seit über 14 Jahren Mandanten im Rahmen nationaler wie internationaler M&A-Transaktionsprojekte, darunter auch drei Jahre in Shanghai und Hongkong. Bildquelle: EY

Noch Mitte 2019 meldeten die Wirtschaftsforscher einen dramatischen Einbruch bei Fusionen und Übernahmen (Mergers and Acquisitions; M&A) von und mit deutschen Firmen. So fiel der M&A-Index des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im April auf den tiefsten Stand seit der ersten Berechnung im Jahr 2005, gefolgt vom zweittiefsten Wert im Mai. Auch die deutsche Wirtschaft wuchs 2019 mit 0,6% so gering wie seit sechs Jahren nicht mehr. Unterm Strich standen im vergangenen Jahr mit 219 Transaktionen jedoch nur zehn weniger als im Jahr 2018, bei gleichzeitig höheren Dealgrößen von bis zu geschätzten 24,5 Mrd. USD, die E.ON für innogy zahlte.

Der weltweite Anteil von chinesischen M&A-Transaktionen 2019
Auf 8,8% sank 2019 der weltweite Anteil von chinesischen M&A-Transaktionen (inkl. Hongkong), von 11,4% im Jahr 2018.

Fünfjährige Rally ausgebremst

Dass damit die Rally nach oben am M&A-Markt nach fünf Jahren beendet ist, überrascht nicht – hatten doch in den Jahren zuvor in erster Linie chinesische Firmen in großem Stil zugekauft, wie die Einstiege von ChemChina bei KraussMaffei oder von Midea bei KUKA beispielhaft zeigten.

Dass der Anteil Chinas an M&A-Deals 2019 auf 8,8% nach 11,4% im Vorjahr sank, hat vier wesentliche Gründe: Erstens ist die konjunkturelle Lage im Land und in der Weltwirtschaft schwierig – auch wegen der anhaltenden Handelsdiskussion mit den USA. Zweitens mangelt es aktuell an Übernahmekandidaten, die (a) technologisch eine sinnvolle Ergänzung des bisherigen Produktportfolios darstellen und (b) in dem erlaubten Rahmen der von der chinesischen Regierung derzeit unterstützten Auslandsinvestitionsbemühungen passen. Gestiegene Wertvorstellungen der Verkäufer lassen viertens zudem Investoren – auch aus dem Reich der Mitte – selektiver als etwa im Boomjahr 2016 agieren.

Deutschland restriktiver bei ausländischen Übernahmen

Das Interesse Chinas an deutschem Know-how bleibt aber bestehen, wie die jüngst verkündete Gründung eines Joint Venture zwischen Daimler und Geely im Rahmen der geplanten Produktion des Smart in China als reines Elektroauto belegt. Manchmal kommen chinesische Bieter allerdings auch einfach nicht zum Zug. Neben unterschiedlichen Preisvorstellungen liegt das auch daran, dass die Bundesregierung inzwischen häufiger ihr Vetorecht einsetzt. Die Liste der „No-Go-Industrien“ für ausländische Käufer umfasst vor allem die kritische Infrastruktur. Zögerte sie bei der Übernahme von KUKA noch, untersagte die Bundesregierung den Einstieg der Chinesen bei dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz aus sicherheitspolitischen Erwägungen. Auch die aktuelle Debatte um den Ausschluss von HUAWEI als Zulieferer für das 5G-Netz zielt in diese Richtung.

Mode und Sportartikel: konsumorientierte Branchen im Fokus

Ein immenses Potenzial liegt in Chinas wachsender und konsumfreudiger Mittelschicht: Viele Unternehmen wollen sich hier ein Stück vom Kuchen sichern. Hinzu kommt, dass die chinesische Regierung Investitionen fördert, die die Abhängigkeit von Schwerindustrie und Exporten reduzieren und das Land zu einem konsumbasierten Wachstum führen.

Entsprechend attraktiv sind verbrauchernahe Branchen wie Mode und Sportartikel, Luxusgüter, Reisedienstleistungen, aber auch die Verpackungsindustrie. Klangvolle Namen standen auch 2019 hoch im Kurs. So machten z.B. Übernahmen durch den chinesischen Mischkonzern Fosun Schlagzeilen: Er kaufte die Modemarke Tom Tailor und die Namensrechte sowie zwei Hotelketten des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook. Im Vorjahr waren bereits das Pariser Traditionshaus Carven, der Schweizer Luxusschuhhersteller Bally, das französische Modelabel Lanvin oder der österreichische Textilhersteller Wolford in chinesische Hände gegangen.

China bleibt VWs wichtigster Markt

China bleibt VWs wichtigster Markt
Quelle: Adobe Stock © Björn Wylezich

Auf seiner Bilanzpressekonferenz gab der deutsche Autohersteller Volkswagen (VW) bekannt, dass er im Jahr 2019 weltweit 10,97 Mio. Autos verkauft hat. Dabei wurden ein Umsatz von 252,6 Mrd. EUR und ein Betriebsgewinn von 17,0 Mrd. EUR erzielt. Dies entspricht einem Anstieg von 7,1% bzw. 21,8% gegenüber dem Vorjahr. Insbesondere China bleibt VWs wichtigster Markt und war ein elementarer Eckstein des Erfolgs. Der Fahrzeugabsatz dort belief sich auf 4,23 Mio. Fahrzeuge, was 93,45% des Absatzes im asiatisch-pazifischen Markt und 38,5% des weltweiten Absatzes entspricht. Das Betriebsergebnis des chinesischen Marktes belief sich im vergangenen auf 4,4 Mrd. EUR, was mehr als einem Viertel des Gesamtgewinns von VW entspricht.

Insgesamt verfügt VW über 14 Fabriken auf dem chinesischen Festland. Sechs Werke werden im Joint Venture mit FAW Car und weitere acht Fabriken gemeinsam mit SAIC Motors betrieben. Das China VWs wichtigster Markt bleibt, zeigt sich auch am Verkaufsvolumen der größte ausländischen Autohersteller in China: 19,8% der Verkäufe am chinesischen Automarkt entfielen auf VW. Im Vorjahr waren es noch 18,4%. Aufgrund des COVID-19-Ausbruchs wird erwartet, dass der Umsatz von VW in China im Jahr 2020 im Jahresvergleich um etwa 3% sinken wird.

Trotzdem zeigte sich der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess hinsichtlich des Wachstumspotenzials des chinesischen Marktes weiterhin zuversichtlich. Das Unternehmen plant, im Jahr 2020 zusammen mit seinen Partnern mehr als 4 Mrd. EUR in China zu investieren. Davon sollen 40% in Forschung und Entwicklung, Produktion und Infrastrukturbau im Zusammenhang mit Elektrofahrzeugen (EV) fliessen. Bis Ende 2020 will VW seine weltweite EV-Leistung auf fast 1 Mio. Einheiten steigern, wobei 600.000 aus seinen beiden chinesischen EV-Fabriken stammen werden.

Fosun Pharma steigt bei BioNTech ein

Fosun Pharma steigt bei BioNTech ein
Quelle: Adobe Stock © motorolka

„In unseren Augen ist diese Kooperation ein wichtiger Schritt im Rahmen unserer weltweiten Bemühungen, die Entwicklung unseres mRNA-Impfstoffes zum Schutz vor einer COVID-19-Infektion voranzutreiben. Fosun Pharma stellt hierfür fundierte Kenntnisse in der Entwicklung sowie ein umfangreiches Netzwerk im chinesischen Pharmamarkt bereit“, stellt der Gründer und Vorstandsvorsitzende von BioNTech Prof. Ugur Sahin fest. Fosun Pharma steigt bei BioNTech ein, um gemeinsam den mRNA-Impfstoffkandidaten BNT162 zur Prävention von COVID-19-Infektionen in China weiter zu entwickeln. Als mRNA, (das „m“ steht für „messenger“), bezeichnet man eine einzelsträngige, synthetisch hergestellte Kopie eines Teilabschnitts der DNA eines Gens.

Der neue Impfstoff soll erstmals Ende April am Menschen getestet werden, wenn die behördlichen Genehmigungen vorliegen. Gerade hinsichtlich der Durchführung von klinischen Studien in China dürfte Fosun Pharmas umfangreiche Erfahrung in der klinischen Entwicklung, Zulassung und Kommerzialisierung von Therapeutika im chinesischen Markt von großem Nutzen für BioNTech sein. Wenn die Tests erfolgreich verlaufen, werden die Rechte zur Kommerzialisierung in China bei Fosun liegen. Für den Rest der Welt verbleiben sie bei dem Mainzer Unternehmen. Beide Unternehmen vereinbarten eine Zuwendung von Fosun und BioNTech in Höhe von 120 Mio. EUR. Dazu gehört auch der Erwerb von rund 1,58 Mio. Stammaktien durch Fosun. Zu diesem Zwecke nimmt BioNTech eine Kapitalerhöhung in Höhe von 50 Mio. EUR vor. Den Chinesen gehören dann in etwa 0,7% der Anteile von BioNTech. Voraussetzungen sind der Abschlusses einer Aktienzeichnungsdokumentation und die Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden in China.

Gemeinsam zum Covid-19-Impstoff

„Die Bekämpfung einer möglichen Pandemie erfordert den kollektiven Einsatz. Unsere beiden Unternehmen haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, gemeinsam einen Beitrag zur Eindämmung des aktuellen Coronavirus-Ausbruchs zu leisten“, ergänzt Yifang Wu, Präsident und CEO von Fosun Pharma. Man freue sich auf die Zusammenarbeit mit BioNTech, einem „der weltweit führenden Unternehmen im Bereich mRNA-Therapeutika.“ Tatsächlich arbeitet das deutsche Unternehmen bereits mit einer ganzen Reihe großer Pharmakonzerne zusammen. Darunter sind internationale Größen wie Bayer, Pfizer und Sanofi. Im Oktober 2019 gab BioNTech sein Debüt an der New Yorker Nasdaq. Seit dem Börsengang hat sich der Kurs fast verachtfacht. Allein in der letzten Woche, als die Verschärfung der Corona-Krise in Europa offenbar wurde, kletterte der Preis in der Spitze auf beinahe 100 EUR pro Anteilsanschein. Alleine seit Montag haben sich die Kurse fast verdreifacht.

Chinas Auditing-System: Anlass zur Sorge?

China stärkt Auditing-System: Besteht Anlass zur Sorge?
Quelle: Adobe Stock © merklicht.de

2018 ging die Chinesische Lebens- und Arzneimittelbehörde (CFDA) in die übergeordnete Struktur der National Medical Products Administration (NMPA) über und wurde damit dem Bereich der Marktregulierung zugeordnet. Im Zuge einer umfassenden Rationalisierung der staatlichen Organe wurde die NMPA dann der State Administration for Market Regulation (SAMR) unterstellt, die neben der NMPA auch die Administrationen für Qualitätsüberwachung (AQSIQ) sowie Industrie und Handel (SAIC) kontrolliert.
Die „Überseeinspektionen“ werden dort nun durch einen eigenen Bereich organisiert. Dadurch sollen die Abläufe effizienter und effektiver gestaltet werden. Mit dem vielfach für Unsicherheit sorgenden „Social Scoring“ hat dies alles nur am Rande zu tun. Bislang geht es dabei aus staatlicher Sicht eher um eine Normierung gesellschaftlichen Handelns, nicht um die Prüfung von Produktionsbedingungen. Dass China sein Auditing-System stärkt, ist daher nicht unbedingt Anlass zur Sorge.

Im Auditing treffen sich dabei harte und weiche Regulation, weshalb die Prüfer über umfassende Kompetenzen – darunter die Befugnis, einschlägige buchhalterische Informationen anzufordern (Jahresabschlüsse, elektronische Daten, Prüfungsberichte), zu prüfen (Rechnungsunterlagen, Geschäftsbücher, Finanzberichte, Computersysteme), Beweismittel zu sammeln (z.B. Konten) sowie verbindliche Maßnahmen (z.B. Versiegelung von Materialien und Vermögenswerte) zu erlassen, Amtshilfe zu beantragen und aufgedeckte Verstöße gemäß den gesetzlichen Bestimmungen zu bestrafen. Durch diese weitreichenden Möglichkeiten wird das Auditing mit dem Rechts- und Verwaltungswesen verknüpft und soll zugleich die technische Zuverlässigkeit der Abläufe und Transparenz der Angaben sichern. Wo Betrug entdeckt wird, greift das Strafrecht; wenn Standards nicht erreicht werden, erfolgen gezielte Maßnahmen zur Verbesserung; falls die Voraussetzungen nicht bestehen, werden Zulassungen entzogen. Ähnliches ist aus dem Umgang mit amerikanischen Inspektoren bekannt.

Chinas eigenes Auditing-System

Unterschiede zwischen chinesischen Inspektionen und Audits mit US- oder europäischen Inspektoren ergeben sich aus zwei Gründen.
Erstens: Chinas System befindet sich noch in der ersten Phase der Implementierung. Dabei möchte man anhand guter Praxismodelle ein Verfahren erproben, das der besonderen Herangehensweise Chinas entspricht und nicht nur „westliche“ Standards übernimmt. In der aktuellen Phase will China beim Auditing auch weniger kontrollieren, sondern viel mehr verstehen, wie das Auditing funktionieren kann.
Zweitens: Die Inspektionen beginnen bei Betrieben, von denen sie gute Performance und wenige Beanstandungen erwarten, denn zunächst läuft der Lernmodus des Auditing-Apparates weiter.

Man sollte sich aber nicht vorschnell in Sicherheit wiegen. Die Inspektoren arbeiten heute seriös und streng nach Protokoll – sie werden in Zukunft noch genauer und kritischer hinsehen. Im Umgang mit den Inspektoren ist besonders zu beachten, dass es sich um Teams mit spezifisch verteilten Kompetenzen handelt, die nicht ohne Weiteres erkennbar sind. Typischerweise treten sie zu viert auf, mit zwei technischen Spezialisten, einem Parteifunktionär und der behördlichen Leitung. Der Versuch, sie – wie es noch vor einer Generation im Umgang mit Delegationen aus China üblich war – durch vorauseilende Chinafolklore (Beflaggung), politische Rücksichtnahme oder womöglich Geschenke in einen Wohlfühlmodus zu versetzen, wird heute durchschaut und als Anbiederung bis hin zur versuchten Bestechung verstanden.

Hilfreich ist es, die unvermeidlichen sprachlichen oder kulturellen Missverständnisse nicht umgehen zu wollen. So kommt es vor, dass Titel und Kompetenzen der Inspektoren auf der deutschen Seite für Irritation sorgen, weil sie sich von den hier gewohnten unterscheiden. Oft treten z.B. die politischen Funktionäre nur mit Namen und ohne ausgewiesenen Titel auf. In Konfliktfällen wird man darüber hinaus mit den Auditoren kein Konfliktgespräch führen können, denn sie werden bemüht sein, nach außen als harmonische Einheit aufzutreten, auch wenn bei ihnen selbst Konflikte vorliegen.

Mit Vorbereitung zum Erfolg im Auditing-System

Stellen Sie sich auf einen offenen, anstrengenden, engagierten Dialog ein, auf viel Nachfragen und Klarstellung – und vergessen sie dabei nie, Geduld und Respekt zu üben. Gute Chinesischkenntnisse gehen weit über die Sprache hinaus: Es ist wichtig, auch die Informationen aus und über China richtig einzuordnen. Es kommt vor, dass chinesische Mitarbeiter in deutschen Unternehmen eher zur Verunsicherung als zur Aufklärung beitragen. Möglicherweise, weil sie sich mit den aktuellen Regularien nicht vertraut gemacht haben oder die Audits gar in die Nähe von Industriespionage bringen. Weshalb es für sie Grund zur Sorge ist, wenn China sein Auditing-System stärkt. Das das Land sich dadurch in Richtung moderner staatlicher Strukturen bewegt, widerspricht teilweise noch ihrer früheren Lebenserfahrung.

Das aus der vergleichbaren Erfahrung mit US-FDA-Inspektoren seit Langem erprobte System aus kombinierter Frontoffice- und Backoffice-Begleitung und einem Mock Audit dürfte auch hier helfen, mit chinesischer Soft-Skill-Expertise: Ein Berater fungiert als „Expert Translator“ an der Seite der auditierten Personen und überprüft im Backoffice die von der Behörde verlangten Dokumente, verzeichnet und antizipiert eventuelle Risiken im Inspektionsvorgang. Die Aufgabe des Translationsexperten besteht vor allem darin, die Übersicht über die Tendenz der Inspektion zu behalten, mögliche Widersprüche abzufangen und auf Umgang mit Missverständnissen vorzubereiten. Der einzig sinnvolle Umgang mit den Schwächen des eigenen Unternehmens, die im Auditing relevant werden können, besteht auch gegenüber Chinesen darin, diese selbst zu erkennen und angemessen zu kommunizieren.

Dr. Ole Döring, Vortrag zu „Cyber-Kultur und Sicherheit“ im November 2019 an der Universität Changchun
(Bildrechte: Ole Döring)

Fazit

Dass Konflikte entstehen können, weil China sein Auditing-System stärkt, muss man nicht mit Sorge entgegensehen. Man begegnet ihnen am besten, indem man sie mit Augenmaß und begründetem Selbstbewusstsein benennt und eigene Lösungskompetenzen einbringt. Die wichtigsten Dos and Don’ts bei chinesischen Audits ergeben sich, indem harte und weiche Kompetenzen gleichermaßen zum Einsatz kommen: „Keine Panik“! Respektvoller Umgang! Hinsehen und Zuhören! Verbindlichkeit wahren!

Deutlicher Rückgang in Chinas Außenhandel

Chinas Außenhandel ging um 11% gegenüber dem Vorjahr zurück
Quelle: bluelightpictures (pixabay.com)

In den ersten beiden Monaten dieses Jahres ging Chinas Außenhandel deutlich um 11% gegenüber dem Vorjahr auf 592 Mrd. USD zurück, wie die chinesische Zollverwaltung (GCA) mitteilte. Zurückzuführen ist der Rückgang in erster Linie auf den Ausbruch des Coronavirus Ende des vergangenen Jahres in Wuhan. Die Exporte gingen im Berichtzeitraum gegenüber dem Vorjahr um 17,2% auf 292,5 Mrd. USD zurück, während die Importe nach Angaben der GCA um 4% auf 299,5 Mrd. USD fielen.

Insgesamt konstatiert die CGA ein Handelsbilanzdefizit von 7,09 Mrd. USD, während im Vorjahreszeitraum noch einen Handelsüberschuss von 41,5 Mrd. USD verzeichnet werden konnte. Entgegen dem Abwärtstrend stieg Chinas Handel mit den ASEAN-Ländern um 2% und das kombinierte Handelsvolumen mit Ländern entlang der Belt & Road Initiative legte um 1,8% gegenüber dem Vorjahr zu. Chinas Handelsumsätze mit der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten und Japan hingegen fielen um 14,2%, 19,6% beziehungsweise 15,3% in den ersten beiden Monaten des Jahres 2020.

Fosun-Tochter übernimmt Traditionsbank

„Durch die Übernahme werden wir zu einer der führenden Privatbanken in Deutschland“, stellt der Vorstandschef von Hauck & Aufhäuser, Michael Bentlage, fest. Hauck & Aufhäuser übernimmt Traditionsbank Lampe und wird nach dem Zusammenschluss ca. 1.400 Angestellte beschäftigen sowie eine Bilanzsumme von rund 10 Mrd. EUR (ca. 78,3 Mrd. CNY) ausweisen. Das direkt verwaltete Vermögen wird sich auf etwa 35 Mrd. EUR belaufen und das „administrierte Vermögen“, darunter fallen für Fonds und andere Drittparteien verwaltete Gelder, soll rund 135 Mrd. EUR umfassen. Ein neuer Name für das so entstehende Bankhaus ist noch nicht beschlossen worden, allerdings sollen die Namen beider Traditionshäuser auch in der neuen Marke erhalten bleiben.

Verkäufer des Bankhauses ist der Oetker-Konzern, der das Traditionshaus seit 1990 zu 100% kontrollierte. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll er bei 200 – 300 Mio. EUR liegen, was laut Branchenstimmen angesichts von rund 19 Mrd. EUR von Lampe verwaltetem Vermögen im Jahr 2018 durchaus günstig wäre. Allerdings war Hauck & Aufhäuser wohl der letzte verbliebende Bieter, nachdem unter anderem die Bethmann Bank, ABN Amro und die deutsch-französische Privatbank Oddo BHF als mögliche Käufer der Bielefelder nach und nach abgesprungen waren. Die Transaktion wird Bentlage zufolge wohl erst im kommenden Jahr komplett abgeschlossen sein, da die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Übernahme erst prüfen und genehmigen muss. Das entsprechende Inhaberkontrollverfahren, das alle Anteilseigner durchlaufen müssen, wird sich wenigstens über 12 Monate hinziehen.

Fosun auf Expansionskurs in Deutschland

Hauck & Aufhäuser übernimmt Lampe, womit Fosun, das größte private Konglomerat der Volksrepublik, in Deutschland auf Expansionskurs bleibt. Neben Hauck & Aufhäuser gehört dem Mischkonzern aus Shanghai die Modemarke Tom Tailor und man ist an der Versicherungsplattform Frankfurter Leben beteiligt. Darüberhinaus betreibt Fosun in Deutschland einen Innovationshub für StartUps aus dem FinTech-Sektor. Insofern ist es wenig verwunderlich, dass der Hauck & Aufhäuser-Chef bereits die Möglichkeit weiterer Zukäufe andeutete, wenn die Integration von Lampe komplett abgeschlossen ist. Die Kerngeschäftsfelder der neuen Bank sieht Bentlage vor allem in der Vermögensverwaltung, dem Geschäft mit vermögenden Privatkunden sowie im Investmentbanking.

Hapag Lloyd verbindet Tianjin mit Nordeuropa

Hapag Lloyd verbindet Tianjin mit Nordeuropa
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Das deutsche Transport- und Logistikunternehmen Hapag Lloyd AG verbindet seit dieser Woche Tianjin und Nordeuropa mit einer Direktroute, wie die chinesische Niederlassung des Hamburger Unternehmens verkündete. Die neue Linie dürfte für ein weiteres Anwachsen der Warenströme aus Tianjin nach Europa sorgen. Ebenso werden mehr Waren aus Europa Tianjin und die dahinterliegenden Regionen direkt erreichen.

Der Hafen von Tianjin ist der größte in Nordchina und das wichtigste maritime Tor nach Peking. Er ist außerdem ein wichtiger Transporthub für die Region Peking-Tianjin-Hebei. Mit 16 Mio. umgeschlagenen Containern (TEU) war er im Jahr 2018 der siebtgrößte Hafen Chinas. Weltweit ist Tianjin damit die Nummer 9. Für das Jahr 2019 verzeichnete der Hafen laut der Betreibergesellschaft Tianjin Port Group Co. ein Wachstum von 8,1% gegenüber dem Vorjahr. Die neue Hapag Lloyd Route verbindet Tianjin direkt mit Nordeuropa.

Tencent will Standort Frankfurt massiv ausbauen

Tencent wächst am Standort Frankfurt
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Tencent wächst am Standort Frankfurt. „Es ist ein großer Erfolg, dass es gelungen ist, Tencent in der Region anzusiedeln“, freut sich Eric Menges, Geschäftsführer der FrankfurtRheinMain GmbH (FRM). „Damit baut die Region ihre Rolle als führender Standort asiatischer Unternehmen in Europa weiter aus. Zudem zeigt diese Ansiedlung auch ganz deutlich, dass die Region als Basis für Unternehmen aus dem IT- und Internetbereich hervorragend aufgestellt ist.“ Tencent Cloud Europe GmbH, ein Tochterunternehmen der Tencent Holding, eröffnet nun ihr Europa-Büro in Frankfurt. Die Ansiedlung wurde von FRM in Abstimmung mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Frankfurt unterstützt.

Tencent wurde im Jahr 1998 in der chinesischen Stadt Shenzhen gegründet. Heute ist es das größte Internetunternehmen Chinas und einer der wertvollsten Konzerne der Welt. Bekanntestes Produkt dürfte die Anwendung „WeChat“ sein. Sie ist aus dem digitalen Leben der Chinesen nicht mehr wegzudenken. Die App vereint Funktionen von Social Media Plattformen wie Facebook, Twitter, Instagram und vielen mehr in sich. Darüber hinaus lassen sich in ihr Lokalisierungs- und Bestelldienste nutzen. Jenseits davon ist Tencent ein globaler IT-Serviceanbieter. Das Unternehmen gehört zu den weltweit führenden Entwicklern neuer Anwendungen wie Internetsicherheit, künstliche Intelligenz, Verarbeitung großer Datenmengen und digitale Bezahlsysteme. Allein die in WeChat integrierte Bezahlfunktion hat in China einen Marktanteil von rund 40%. Zudem verfügt das Unternehmen über ein riesiges Portfolio von über 700 Beteiligungen. Darunter unter anderem den Autohersteller Tesla, die Spieleschmiede Activision Blizzard und die Rabattwebseite Groupon. Im Jahr 2017 begann Tencent damit, Rechenzentren auch außerhalb Chinas betreiben.

Tencent in Frankfurt

Tatsächlich ist das Unternehmen auch seit damals bereits in der hessischen Mainmetropole vertreten. In Kooperation mit dem niederländischen IT-Dienstleister Interxion eröffnete Tencent im Juni 2017 dort sein erstes europäisches Rechenzentrum, anfangs mit bescheidenen 20 Angestellten. Nun allerdings wächst Tencent am Standort Frankfurt deutlich. 2.000 – 3.000 Arbeitsplätze will man in der Region schaffen und rund 3 Mrd. EUR investieren. Den deutschen Markt hat der Konzern als einen der vielversprechendsten für seine Cloud-Dienstleistungen ausgemacht. Die unvermeidliche Digitalisierung werde die Nachfrage nach IT-Dienstleistungen weiter vorantreiben, wie der Europachef von Tencent, Shiwei Li, gegenüber dem Handelsblatt erklärte.

Gerade für die exportorientierte deutsche Industrie sind Lösungen hochattraktiv, die Geschäfte mit Industriekunden und Partnern in China und dem Rest der Welt vereinfachen und beschleunigen. Zudem bietet Tencent seinen Partnern und Kunden Zugang zur Infrastruktur und dem riesigen Ökosystem des Unternehmens: Mehr als 1,1 Milliarde Menschen nutzen die sozialen Netzwerke und Unterhaltungsplattformen des Konzerns. Unlängst konnte Tencent den deutschen Premiumautobauer BMW unter anderem mit der Aussicht, diese Nutzer direkt ansprechen zu können, als Partner gewinnen. BMW nutzt WeChat nun für maßgeschneiderte Werbung und direkte Interaktion mit seinen Kunden. Zukünftig wollen die Münchner die App sogar ohne Umwege in ihre Automodelle integrieren. Noch wichtiger ist vermutlich der gemeinsame Bau eines Computerzentrums in Tianjin. Dort soll vor allem an Lösungen im Bereich des Autonomen Fahrens gearbeitet werden soll.

Cloud-Anbieter unter Beobachtung

Neben der Attraktivität der europäischen Märkte gibt es aber noch weitere Gründe für das nun massiv verstärkte Engagement des chinesischen Konzerns in Europa. Die strikten und immer weiter verschärften EU-Regularien in Sachen Datenschutz machen es notwendig, eine starke Präsenz vor Ort zu haben. Denn nur wenn diese Regularien genau beachtet und eingehalten werden, kann Tencent die Zugänge zu seinen Spieleplattformen sowohl für potentielle neue „Gamer“ als auch für die europäischen Spieleentwickler weiterhin schnell und unkompliziert halten. Schließlich spielt auch das wachsende Misstrauen der europäischen Regierungen, nicht zuletzt der deutschen, gegenüber den Chinesen eine Rolle. Die Bundesregierung verschärfte Ende 2018 die Regularien für ausländische Investitionen deutlich. Die Liste der besonders sensiblen Industriezweige weist Cloud-Computing-Dienste klar als einen Schlüsselsektor aus. Die Schaffung von Arbeitsplätzen und Investitionen in Milliardenhöhe vor Ort sind daher auch gute Argumente gegen die Sorgen der europäischen Regierungen.

AFFiRiS erhält Patent für Parkinson-Medikament in China

AFFiRiS erhält Patent für Parkinson-Medikament in China
Quelle: Adobe Stock; © medistock

Das in Wien ansässige Biotechunternehmen AFFiRiS erhält ein Patent für sein neues Parkinson-Medikament in China. AFFiRiS sind auf die Entwicklung von spezifischen, aktiven Immuntherapien (SAIT) spezialisiert. Diese nutzen das körpereigene Immunsystem gezielt zur Bekämpfung von Krankheiten. Im Prinzip entspricht die Therapie einer Impfung, wie sie auch bei anderen Krankheiten eingesetzt wird. Mittels toten oder abgeschwächten Lebenderregern wird das Immunsystem für die jeweilige Krankheit sensibilisiert. Insbesondere in der Krebstherapie werden seit Jahren derartige Ansätze erforscht, weil sie weniger toxische Nebenwirkungen verursachen als herkömmliche Heilungsansätze wie beispielsweise die Strahlen- oder Chemotherapie. Bei seinen Forschungen konzentriert sich AFFiRiS allerdings auf neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer oder eben Parkinson.

Patent für Parkinson-Medikament in China

Für die Frühbehandlung von Parkinson wurde den Wienern nun vom chinesischen Patentamt, der Chinese National Intellectual Property Administration (CNIPA), ein Patent verliehen. Dieses deckt eine bestimmte Gruppe sogenannter AFFITOPEs ab. Dabei handelt es sich um bestimmte, von AFFiRiS entwickelte Aminosäuresequenzen. Darunter ist auch AFFITOPE® PD01, das AFFiRiS als besonders vielversprechend für die Frühbehandlung von Parkinsonpatienten identifiziert haben. Dies ist ein synthetisch hergestelltes Peptid, welches das Protein alpha-synuclein (aSyn) imitiert. So fungiert PD01 als „Impfstoff“, der es dem körpereigenen Immunsystem erlauben soll, Antikörper gegen aSyn zu bilden. Bereits Ende der 1990er Jahre haben Forscher entdeckt, dass das Protein aSyn bei mehreren pathogenen Prozessen eine wichtige Rolle spielt, darunter dem Ausbruch und dem weiteren Voranschreiten der Parkinson-Krankheit. Das Patent beinhaltet darüber hinaus auch die hinter AFFITOPE® stehenden Technologien und Anwendungsformen.

Ausweitung des IP-Schutzes

AFFiRiS hält für PD01 bereits Patente in der EU, den USA, Südkorea, Japan, Kanada und Australien. Das neue Patent, das Affiris in China für ihr Parkinson-Medikament erhalten haben, ist somit ein Schritt, den Schutz des geistigen Eigentums von AFFiRiS geographisch auszuweiten. Das stellt auch Dr. Noel Barrett, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens fest: „Das neue Patent stärkt die Position unseres vielversprechendsten Kandidaten PD01 weiter. Vor allem wird es unser weiteres Wachstum in dem hochattraktiven chinesischen Markt unterstützen und sichern.“ Nachdem die US-amerikanische Food & Drug Administration (FDA) jüngst die Erlaubnis für klinische Phase-2 Studien erteilte, planen die Wiener, in der zweiten Jahreshälfte damit zu beginnen.

Ein Virus geht um die Welt

Ein Virus geht um die Welt
Quelle: Adobe Stock; © KeroStocker

Wieder geht ein Virus um die Welt: Als im November 2002 in der südchinesischen Provinz Guangdong verstärkt atypische Lungenentzündungen auftraten, war bald klar, dass es sich um eine neue Form einer Viruserkrankung handeln musste. Die Krankheit wurde unter dem Namen SARS (severe acute respiratory syndrome) bekannt. Rund acht Monate hielt SARS die Welt in Atem. 8.096 Personen wurden infiziert, 774 Menschen starben. 33 Länder auf allen fünf Kontinenten waren betroffen. Beispielsweise in Südchina und Hongkong wurden Schulen und Universitäten geschlossen. Die wirtschaftlichen Folgen waren beachtlich: In Singapur etwa brach der Tourismus zwischenzeitlich um 70% ein. Der Stadtstaat wertete seine Währung ab und brachte Hilfsprogramme auf den Weg. Ähnlich sah es in Hongkong aus. Hier rutschte die Wirtschaft gar in eine Rezession. Insgesamt verursachte die Pandemie in Asien Kosten in Höhe von rund 20 Mrd. USD.

Relative Gelassenheit

Allerdings erholte sich die Wirtschaft mit dem Abklingen der Krankheit im 2. Quartal 2003 auch wieder relativ schnell. Die meisten Umsatzeinbußen blieben temporär. Auch die Börsen legten im Jahr 2003 deutlich zu. Der Dax beispielsweise markierte zwar seinen Tiefpunkt wärend der Pandemie am 12. März bei rund 2.200 Punkten, stieg dann aber bis zum Jahresende auf 3.985. Insofern sieht  man beispielsweise beim Investmenthaus FERI vorerst keinen Grund, die Erwartung einer weltwirtschaftlichen Erholung in diesem Jahr über Bord zu werfen. Dort präferiert man derzeit folgendes Szenario (mit einer mehr als 50%igen Wahrscheinlichkeit):

„Die Verbreitung des Corona-Virus bremst die wirtschaftliche Dynamik in China. Bereits jetzt ist absehbar, dass das BIP-Wachstum im ersten Quartal 2020 aufgrund der Epidemie deutlich unter die 5%-Marke rutschen wird. Wenn die Epidemie bald unter Kontrolle gebracht wird, sollte sich der negative Effekt insgesamt aber in Grenzen halten“, stellt FERI-Chefvolkswirt Axel D. Angermann fest. Im Falle eines Negativszenarios mit einer länger andauernden Epidemie wäre eine spürbare weltwirtschaftliche Abschwächung denkbar. Dann wäre aber auch mit deutlichen Interventionen der chinesischen Führung und der Zentralbank (PBoC) zu rechnen.

In der Tat hat Yi Gang, Chef der PBoC, bereits kräftige Maßnahmen ergriffen: Die Zinssätze für kurz laufende Rückkaufgeschäfte wurden um jeweils zehn Basispunkte gesenkt, und insgesamt stellte Gang dem chinesischen Bankensystem 1,7 Bio. CNY (ca. 156 Mrd. EUR) an kurzfristiger Liquidität für günstige Unternehmenskredite zur Verfügung. Darüber hinaus wurden 72 Mrd. RMB (ca. 9,2 Mrd. EUR) zur Epidemiebekämpfung bereitgestellt. Betriebe im Medizinsektor erhalten Stützungskredite. Banken sollen ausstehende Kredite an notleidende Firmen nicht fällig stellen. Staatliche Zuschüsse bei Kurzarbeit werden aktuell diskutiert.

Kein Vergleich zu SARS

Bereits diese Maßnahmen zeigen, dass der Ausbruch von COVID-19 – so der offizielle Name der vom Coronavirus 2019-nCoV verursachten Krankheit – nur bedingt mit seinem SARS-Pendant zu vergleichen ist. Damals trug die chinesische Volkswirtschaft gerade einmal 4,5% zum weltweiten Bruttosozialprodukt bei; heute sind es rund 17%. Darüber hinaus ist die Volksrepublik nun viel enger mit dem Rest der Welt verflochten, und das Land zeichnete damals eine ungeheure Dynamik aus. Wachstumsraten von +10% und mehr waren über Jahre hinweg normal. Im vergangenen Jahr hingegen konnte mit Müh’ und Not ein Wachstum von 6% erreicht werden. Auch ist die Verschuldungssituation eine andere: Heute zählt China, bezieht man die Schulden der Unternehmen und der privaten Hände mit ein, zu den am höchsten verschuldeten Gesellschaften der Welt.

Auch die Weltwirtschaft war in einem anderen Zustand: Im Frühjahr 2003 blickte man auf eine fast dreijährige Baisse zurück, die das Platzen der New-Economy-Blase ausgelöst hatte. Die westlichen Gesellschaften steuerten massiv gegen, und ab Anfang 2003 zeigte dies Wirkung. Insbesondere die USA hatten aggressiv die Vergabe von Immobilienkrediten angekurbelt, um der Krise Herr zu werden. Heute hingegen blicken wir auf einen langen weltweiten Aufschwung zurück, der allerdings mancherorts zu erlahmen droht: Im vergangenen Jahr schrammte die europäische Wirtschaftslokomotive Deutschland nur um Haaresbreite an einer Rezession vorbei. Die Eurozone hat ihre institutionelle Krise nach wie vor nicht überwunden und wird nun zusätzlich durch das Ausscheiden der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt, des Vereinigten Königreichs, geschwächt.