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China zwischen Konfrontation und Kooperation

China zwischen Konfrontation und Kooperation
Quelle: Adobe Stock; © metamorworks

Begünstigt durch die Kontrolle der Pandemie und eine rasche Konjunkturerholung ist die Volksrepublik für die Weltwirtschaft so bedeutend wie noch nie. Mit dem daraus erwachsenden Selbstvertrauen sucht China zunehmend die Konfrontation mit dem Westen und setzt gleichzeitig auf Kooperation, indem das Land seine Märkte weiter für ausländische Anleger öffnet.

Zuletzt hat sich Chinas Image in Europa und den USA aufgrund der fehlenden Transparenz über den Ursprung der Gesundheitskrise verschlechtert. Als einzige Wirtschaftsmacht, die trotz Corona-Pandemie wachsen konnte, hat die Volksrepublik aber davon unbeeindruckt nun ein unerschütterliches Selbstvertrauen entwickelt. Man denkt, China sei bereit für die Rolle der Supermacht. So hat es auch Staatspräsident Xi Jinping vor dem Volkskongress Anfang März deutlich formuliert: „China ist nun auf Augenhöhe mit der Welt.“

China scheut die Konfrontation nicht mehr

Mehrere aktuelle Ereignisse verdeutlichen dieses neue Selbstbewusstsein. Nicht zuletzt das erste diplomatische Treffen zwischen Vertretern Chinas und der USA in der Biden-Ära. Auch hinsichtlich der Unabhängigkeit Hongkongs oder Taiwans, dem Schicksal der Uiguren oder der Souveränitätsfragen im Chinesischen Meer beharrt China auf seiner Position. Hier scheint kein Kompromiss mehr denkbar. Auf die europäischen Sanktionen infolge der Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang antwortete China sogleich mit Vergeltungsmaßnahmen. Seit Neuestem wird die ideologische Schlacht auch an der Handelsfront geschlagen. So gibt es Boykottaufrufe gegen H&M, Nike und Adidas in Chinas Presse und den sozialen Netzwerken. Mittlerweile sind einzelne Marken schon nicht mehr in den großen App Stores gelistet. Hintergrund ist, dass sie auf Baumwolle aus Xinjiang verzichten. Diese steht im Verdacht, dass Zwangsarbeiter an der Produktion beteiligt sind. Die Antwort der chinesischen Regierung ist klar. Wer es wagt, sich gegen den chinesischen Drachen zu stellen, bekommt unmittelbar die Konsequenzen zu spüren.

Gleichzeitig sucht China die Kooperation

Wenngleich China seinen Kurs in gesellschaftlichen oder politischen Fragen bekräftigt und die Konfrontation nicht länger scheut, schlägt man auf finanzieller Ebene den umgekehrten Weg ein und setzt auf Kooperation. Die Öffnung der chinesischen Finanzmärkte war für ausländische Anleger noch nie so wichtig. Denn die chinesische Währung wird im Wirtschaftsverkehr oder als Reserve immer mehr zu einem weltweiten Maßstab. Egal ob Aktien oder Anleihen, der chinesische Wertpapiermarkt liegt in Sachen Gewicht und Vielfalt mit seinem US-Pendant nunmehr fast gleichauf.

Anleger auf der Suche nach Diversifizierung wären daher schlecht beraten, ein Engagement in dieser Region de facto auszuschließen. Denn sie war und wird wichtigster Motor des weltweiten Wachstums sein. Sowohl im Pandemie-Jahr mit seiner Rezession als auch in der kommenden Erholungsphase. Anleger, die davon profitieren wollen, haben zwei Möglichkeiten. Sie können unmittelbar in chinesische Titel investieren, oder mittelbar über westliche Unternehmen, die einen erheblichen Teil ihres Umsatzes in China erzielen, an der Entwicklung teilhaben.

Patentanmeldungen aus China wachsen rasant

Patentanmeldungen aus China wachsen rasant
Quelle: Adobe Stock; © duncanandison

Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) meldet, dass bei den Patentanmeldungen mit Wirkung für Deutschland China und Südkorea 2020 die stärksten Zuwächse verzeichneten. 

Das DPMA hat im Vorfeld seiner jährlichen Kundenveranstaltung DPMAnutzerforum eine Umfrage unter den rund 1.000 angemeldeten Teilnehmern durchgeführt. Dort informieren sich Vertreter von Unternehmen sowie Anwaltskanzleien und Schutzrechtsdienstleistern über die neuesten Entwicklungen zu den Schutzrechten Patent, Gebrauchsmuster, Marke und Design. Zusätzliche Themenschwerpunkte sind Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.

Im Rahmen der Umfrage hat das DPMA erfasst, welche Länder, in ausgewählten Technologiefeldern der Digitalisierung, die meisten Patente mit Wirkung für Deutschland anmelden. Dabei zeigte sich, dass China und Südkorea bei den 2020 veröffentlichten Patentanmeldungen unter den anmeldestärksten Staaten die größten Zuwächse verzeichneten. Zwar liegen die USA in allen Bereichen weiter an der Spitze, China folgt aber insbesondere in der Digitalen Kommunikationstechnik, die Anmeldungen zur zukunftsweisenden 5G-Technologie erfasst, bereits dicht dahinter. Die Zahl chinesischer Anmeldungen lag hier um 29,1 Prozent höher als im Vorjahr – der mit Abstand größte Zuwachs in diesem Bereich.

In der Computertechnik, die unter anderem Erfindungen zur Künstlichen Intelligenz enthält, machte Südkorea mit einem Plus von 25 Prozent den größten Sprung. China hingegen legte um 18,8 Prozent zu. Während Deutschland zwar in vielen Bereichen steigende Zahlen verzeichnet, findet man in den Top-Anmelder-Rankings allerdings kaum deutsche Anmelder auf ihrem Heimatmarkt. Insgesamt sind die Anmeldezahlen vor allem in der Digitalen Kommunikationstechnik (+ 91,1 Prozent) und in der Computertechnik (+ 74,7 Prozent) in den vergangenen zehn Jahren rasant gestiegen.

Patentanmeldungen aus China zeigen größere Dynamik

„Dass die Innovationstätigkeit in diesen Schlüsseltechnologien auch in Deutschland zugenommen hat, ist erfreulich“, sagte DPMA-Präsidentin Cornelia Rudloff-Schäffer. „Allerdings ist in China und Südkorea die Dynamik wesentlich größer. Aus den USA sind die Zuwächse ähnlich groß – das aber auf einem weitaus höheren Niveau. Eine deutsche Aufholjagd in den Digitaltechnologien ist noch nicht erkennbar.“

Die Analyse berücksichtigt veröffentlichte Patentanmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt und beim Europäischen Patentamt mit Wirkung für Deutschland ohne Doppelzählungen. Patentanmeldungen werden gemäß den rechtlichen Vorgaben 18 Monate nach ihrer Anmeldung veröffentlicht.

Die vorliegenden Daten geben daher die Ausgangslage der Innovationstätigkeit vor Beginn der Corona-Pandemie wieder. Jüngste Veröffentlichungen lassen darauf schließen, dass die Trends sich fortsetzen oder weiter verstärken. Bei den internationalen Patentanmeldungen bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) verzeichneten China (+16,1 Prozent) und Südkorea (+5,2 Prozent) unter den wichtigsten Anmeldeländern im Jahr 2020 die größten Zuwächse. Die Technologiekonzerne Huawei (China, +23,9 Prozent) und Samsung (Südkorea, +32,5 Prozent) belegten unter den Top-Patentanmeldern mit stark steigenden Zahlen die Plätze 1 und 2. „China und Südkorea sind bislang vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Es spricht einiges dafür, dass die Länder ihre Position gerade bei den digitalen Zukunftstechnologien weiter stärken konnten“, sagte die DPMA-Präsidentin.

Die Technologiefelder im Einzelnen

Digitale Kommunikationstechnik

Mit 14.874 veröffentlichten Anmeldungen lag die Digitale Kommunikationstechnik an der Spitze unter den ausgewählten Gebieten. Dort ist die 5G-Technologie eine Treiberin bei der Zunahme der Patentanmeldungen. Denn mit dieser neuen Technologie können deutlich höhere Datenübertragungsgeschwindigkeiten und kurze Latenzzeiten (Verzögerungszeit/Pingzeit) erzielt werden. Somit profitiert auch das Internet der Dinge („Internet of things“, IoT) von 5G. Führend sind hier die USA (4.193 Anmeldungen), knapp vor China (4.043). Im Gegensatz dazu liegt Deutschland lediglich auf Platz 6 – bei rückläufigen Anmeldungen (-3,7 Prozent). Im Anmelder-Ranking führt das chinesische Unternehmen Huawei vor dem US-Konkurrenten Qualcomm. Auf Platz 3 liegt mit Ericsson immerhin einer der wenigen europäischen Top-Anmelder.

Computertechnik

Das zweitwichtigste Technologiefeld, gemessen an der Anmeldezahl, ist die Computertechnik (14.589 Anmeldungen). Es erfasst Anmeldungen, die direkt oder indirekt Computer betreffen. Daher fallen auch Erfindungen zur Bild- und Spracherkennung sowie künstliche Neuronale Netze (Künstliche Intelligenz) und ihre Anwendungen in diesen Bereich. Führend sind hier mit großem Abstand die USA (5.674) vor Deutschland (1.592), Japan (1.573), China (1.509) und Korea (1.059). Top-Anmelder ist hier Samsung (643) vor Intel (639) und Microsoft (584).

Audiovisuelle Technik

In der Audiovisuellen Technik wurden 5.195 Patentanmeldungen veröffentlicht. Erfasst werden hier die Fernsehtechnik, Digitalkameras, Codieren von Videosignalen, Lautsprecher und Hörgeräte. Auch hier sind die USA führend (1.117), knapp dahinter liegt Japan (1.100), auf Platz 3 folgt China (749). Unter den Herstellern führt abermals Samsung (216) vor Sony (183) und Huawei (140).

Halbleiter

Dieses weit gefasste Gebiet umfasst die Herstellung von Halbleiterbauelementen wie einfachen Transistoren, hochkomplexen Mikrochips und Speicherchips – aber auch Solarzellen für die Photovoltaik und LEDs für die Beleuchtung. In dem Technologiefeld wurden 4.936 Anmeldungen veröffentlicht. Auch bei den Halbleitern sind die USA (1.066) führend. Auf den Plätzen zwei und drei folgen dann Japan (1.052) und Deutschland (723). Top-Anmelderin ist die Taiwan Semiconductor Manufacturing Co., Ltd. (377), vor Intel (307) und Samsung (191).

Datenverarbeitungsverfahren für betriebswirtschaftliche Zwecke

Das kleinste der ausgewählten Gebiete bilden die Datenverarbeitungsverfahren für betriebswirtschaftliche Zwecke (2.674 Anmeldungen). Dabei geht es beispielsweise um Zahlungskonzepte, Ticketreservierung, Kauf- oder Verkaufs-Transaktionen, Autorisierungsverfahren oder Bank- und Börsengeschäfte. Top-Anmeldeland sind auch hier mit großem Abstand die USA (963) vor Deutschland (384) und Japan (325). Führende Anmelderin ist die Alibaba Group (103). Siemens folgt auf Platz 2 und Microsoft auf Platz 3.

EU-China CAI: Hoffnungsträger der bilateralen M&A-Praxis

EU-China CAI: Hoffnungsträger der bilateralen M&A-Praxis
Quelle: Adobe Stock; © Onur

Nach siebenjährigen Verhandlungen haben die EU und China Ende 2020 das Investitionsabkommen CAI vereinbart, das für mehr Gleichgewicht zwischen den Wirtschaftspartnern sorgen soll. Sowohl deutsche als auch chinesische Unternehmen werden von dem neuen und konstruktiveren regulatorischen Rahmen profitieren.

Trotz der Corona-Krise überholte der Handel der EU mit China mit 586 Mrd. EUR im Jahr 2020 sogar den Handel mit den USA. China ist erstmals seit dem Bestehen der EU zu ihrem wichtigsten Handelspartner aufgestiegen. Umso wichtiger ist das neu geschaffene Investitionsabkommen („Comprehensive Agreement on Investment“; CAI), da es durch faire und die Handelsbeziehungen fördernde Regelungen als ein bedeutender Fortschritt für alle Beteiligten zu werten ist.

Verbesserter Marktzugang

Das CAI soll die bestehenden Asymmetrien zwischen der EU und China beim Marktzugang verringern. Die bisherigen strengen Joint-Venture-(JV-)Anforderungen Chinas werden in einer Vielzahl von Branchen angeglichen. Deutsche Unternehmen erhalten einen umfassenden Zugang beim verarbeitenden Gewerbe und bei den Automobilbranchen, inklusive alternativ angetriebenen Fahrzeugen. Ebenfalls betroffen sind die Finanzdienstleistungen; hier hatte China bereits in der Vergangenheit schrittweise den Markt geöffnet. Zudem wurden die JV-Anforderungen und Obergrenzen für ausländische Beteiligungen für die Bereiche des Bankwesens, des Wertpapierhandels, der Versicherungen und Vermögensverwaltung abgeschafft. Auch die Investitionsbeschränkungen im Gesundheitswesen (private Krankenhäuser), bei Umweltdienstleistungen, R&D (biologische Ressourcen), Telekommunikations- und Clouddiensten, Geschäftsdienstleistungen sowie dem internationalen Seeverkehr sind aufgehoben worden.

Vom erweiterten Marktzugang profitiert mehr als die Hälfte der bisherigen deutschen Investitionen in China, betreffen sie doch die Automobilindustrie und das verarbeitende Gewerbe, einschließlich der Produktion von Chemikalien, Telekommunikationsgeräten, Verkehrsmitteln und Gesundheitsgeräten. Nun können deutsche OEMs in diesen Branchen ihre Tochtergesellschaften zu 100% halten und den Gewinn abschöpfen, ohne diesen mit einem chinesischen Partner teilen zu müssen.

Das „Level Playing Field“

Neben dem ungleichen Marktzugang wurde in der Vergangenheit auch die Schieflage bei den Wettbewerbsbedingungen viel diskutiert. Hier initiiert das CAI ebenfalls Impulse in Richtung „Level Playing Field“. Dazu gehören unter anderem die Disziplinierung des Verhaltens von Staatsunternehmen, die Transparenz bei Subventionen sowie Regelungen zur Verhinderung von erzwungenem Technologietransfer.

In erster Linie verpflichten sich chinesische Staatsunternehmen, sich bei ihren Entscheidungen in Zukunft ausschließlich von wirtschaftlichen Kriterien leiten zu lassen. Beim Handeln mit Waren oder der Erbringung von Dienstleistungen sollen deutsche Unternehmen diskriminierungsfrei behandelt werden. Die der chinesischen Regierung auferlegten Transparenzanforderungen sollen zu mehr Planungssicherheit und damit höherer Rechtssicherheit führen. Hierzu zählt insbesondere der Austausch von Informationen, um das Verhalten eines bestimmten Staatsunternehmens zu beurteilen, Konsultationen in Bezug auf Subventionen und der Zugang zu normgebenden Gremien.

Verboten sind künftig auch verschiedene Arten von Investitionsanforderungen, die einen Technologietransfer erzwingen. Dazu gehören die Übertragung der Technologie an den Joint-Venture-Partner, Lokalisierungsauflagen für Forschungseinrichtungen oder Eingriffe in die Vertragsfreiheit bei der Lizenzierung der Technologie. Ebenfalls werden vertrauliche Geschäftsinformationen vor unbefugter Weitergabe durch Verwaltungsstellen verstärkt geschützt.

CAI schafft Chancen für deutsche Unternehmen in China

Während chinesische Unternehmen in der Vergangenheit regelmäßig auf Einkaufstour in Deutschland gingen, tätigen deutsche Unternehmen in China hingegen in erster Linie Greenfield-Investitionen und weniger M&A-Transaktionen. Dieses ungleiche Investitionsverhalten zwischen Deutschland und China soll in der Zukunft durch das CAI stark verringert werden, indem in vielen Wirtschaftssektoren der Joint-Venture-Zwang abgeschafft und ausländische Übernahmen erlaubt werden.

Durch die verbesserten Wettbewerbsbedingungen bieten sich für deutsche Unternehmen neue und nachhaltige Wachstumschancen. Das große Marktpotenzial Chinas sowie die schnelle wirtschaftliche Erholung von den Folgen der Pandemie werden zu mehr Wachstum und einer damit verbundenen größeren Anzahl von Transaktion deutscher Investoren auf dem chinesischen Markt führen. Beispielsweise kündigte BASF Venture Capital, parallel zum laufenden Milliardenprojekt in Südchina von BASF, kürzlich eine Investition in das junge Biotechnologieunternehmen Bota Biosciences Ltd aus Hangzhou, an, um die industrielle Biotechnologie für saubere und effiziente Biofertigung zu entwickeln.

Auswirkung auf chinesische FDI in Deutschland

Im Gegensatz zu der umfassenden Marktöffnung in China gewährt das CAI chinesischen Investoren nur eine geringfügige zusätzliche Öffnung des EU-Markts im Bereich der klassischen und erneuerbaren Energien, da der Markt hier bereits vor dem CAI weitestgehend für chinesische Investoren geöffnet war. Nationale Investitionskontrollmaßnahmen bleiben hiervon allerdings unberührt.

Das neue CAI wird zwar keine sofortigen Effekte auslösen, aber durch seine positiven Signale voraussichtlich einen Wiederanstieg von Investitionsaktivitäten bewirken und somit zu einer Kehrtwende am deutsch-chinesischen Transaktionsmarkt führen, welcher seit einiger Zeit rückläufig war.

EU-China CAI: Fazit

Das CAI fördert die Herstellung eines Level Playing Field zwischen EU und China und eröffnet neue Möglichkeiten für Investitionen in beiden Richtungen. Gleichwohl muss man die schrittweise Liberalisierung unter dem CAI im Kontext weiterer laufender Entwicklungen in China betrachten. Die chinesische Regierung verstärkt zunehmend ihre Kontrolle in strategisch relevanten Sektoren wie z.B. Informationstechnologie, Internetinfrastruktur und Dienstleistung, künstliche Intelligenz und kritische Anlagenherstellung, um technologische Autonomie zu gewährleisten. Die kürzlich eingeführten Regeln zur Prüfung ausländischer Investitionen sowie eine Vielzahl unterschiedlicher Gesetze und Maßnahmen zum Schutz der nationalen Sicherheit führen dazu, dass deutsche Unternehmen weiterhin mit operativen Hürden zu tun haben.

Boehringer Ingelheim trotzt der Krise

Boehringer Ingelheim trotzt der Krise
Bild: Boehringer Ingelheim

Das Pharmaunternehmen konnte im Pandemie-Jahr 2020 seinen Umsatz steigern. Die höchsten Zuwächse verzeichnete der Bereich Humanpharmazeutika. Hier erwirtschaftete Boehringer Ingelheim allein in China ein Wachstum von 10,4 Prozent.

Das traditionsreiche Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim gehört zu den wenigen Unternehmen, die in der Corona-Pandemie Umsatzzuwächse verzeichnen können. Der Gesamtumsatz stieg im Geschäftsjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3 Prozent auch 19,57 Mrd. Euro. Wachstumstreiber war der Bereich Humanpharmazeutika. Hier stiegen die weltweiten Umsätze um 5,8 Prozent auf 14,42 Mrd. Euro. Während die USA mit 5,66 Mrd. Euro weiterhin der umsatzstärkste Absatzmarkt blieben, verzeichneten sie nur einen Zuwachs von 3,4 Prozent. Im Gegensatz dazu wuchs Boehringer Ingelheim in China um 10,4 Prozent auf 2,84 Mrd. Euro und in Japan um 6,2 Prozent auf 1,33 Mrd. Euro. In der EUCAN-Region (Europa, Kanada, Australien und Neuseeland erwirtschaftete das Unternehmen Umsatzerlöse von 4,59 Mrd. Euro bei einem Wachstum von 6 Prozent. (Alle Angaben im Vergleich zum Vorjahr und währungsbereinigt.)

Parallel zu den steigenden Umsätzen hat Boehringer Ingelheim die Investitionen in Forschung und Entwicklung um 7 Prozent gesteigert. 2020 gab das Unternehmen insgesamt 3,7 Mrd. Euro dafür aus. Davon allein 3,28 Mrd. im Bereich Humanpharmazeutika. Hier forscht das Unternehmen bereits seit dem ersten Quartal 2020 gezielt an Therapien für die Bekämpfung von Corona-Infektionen. Seit Dezember laufen klinische Studien mit Antikörpern, die inhalierbar sind und die Infektion direkt in den Atemwegen bekämpfen können.

Boehringer Ingelheim investiert in China

Nicht alle Aktivitäten 2020 waren auf Corona konzentriert. So beteiligte sich Boehringer Ingelheim beispielsweise in China an der New Ruipeng Pet Healthcare Group (NRP), die sich auf die medizinische Versorgung von Haustieren konzentriert. Mit dem Schritt rundete das Unternehmen im letzten September sein Portfolio in der Volksrepublik ab, das unter anderem Impfstoffe für Schweine umfasst. Ein bedeutender Markt in einem Land, in dem der Pro-Kopf-Konsum von Schweinefleisch ähnlich hoch ist, wie in Deutschland – bei einer sehr viel größeren Bevölkerungszahl. Mit dem Rückgang der Afrikanischen Schweinepest konnte Boehringer Ingelheim in China denn auch ein Umsatzplus von 14,9 Prozent für seinen Schweineimpfstoff verzeichnet.

Aber auch der chinesische Markt für Haustiermedizin ist im Wachstum begriffen. Denn in China steigt nicht nur die Zahl der Haustierhalter stark an, auch die Ausgaben für das Wohlergehen der Tiere erreichen neue Höhen. In diesem Mark ist die 1993 gegründete NRP aktiv. Sie unterhält in China in mehr als 80 Städten Tierkliniken und beschäftigt landesweit 16.000 Mitarbeiter. Zu den Investoren des Unternehmens gehört auch der WeChat-Anbieter Tencent Holdings Ltd.

China – Markt der Möglichkeiten

China – Markt der Möglichkeiten
Quelle: Adobe Stock; © Blue Planet Studio

China bestärkt seine Bemühungen, die aufstrebende Stellung im globalen Handel weiter auszubauen. Die weltweite Expansion hat dabei in letzter Zeit nochmals bedeutend an Fahrt aufgenommen. Mit der fortschreitenden Entwicklung der Wirtschaft, vor allem hinsichtlich lokaler Regulierungen und einem erst kürzlich aktualisierten Gesetz über ausländische Direktinvestitionen, bietet der Markt in China nach wie vor eine Vielzahl an Möglichkeiten. Vor allem für kleinere und mittelständische Unternehmen, die qualitativ hochwertige Produkten herstellen, lässt sich für die Zukunft noch viel Potential in der Marktdurchdringung ausmachen. Firmen, die expandieren wollen, müssen neben der lokalen Geschäftskultur jedoch auch die geltenden Regularien und Verordnungen verstehen und anwenden können.

Das erst kürzlich verabschiedete Investitionsabkommen CAI zwischen der EU und China, das in EU-Kreisen als „das ehrgeizigste Abkommen, das China je mit einem Drittland geschlossen hat“, bezeichnet wird und 35 Verhandlungsrunden zwischen Delegationen beider Seiten umfasst, erhöht die Attraktivität des Investitionsstandorts China nochmals zusätzlich. Es ist der bisher umfassendste Versuch der Europäischen Union, das wirtschaftliche Verhältnis mit der aufstrebenden, zweitgrößten Volkswirtschaft auf eine neue Ebene zu stellen.

Besonders interessant ist, dass immer weniger Branchen noch auf Joint Ventures zur Erschließung des chinesischen Marktes angewiesen sind. Dies liegt darin begründet, dass China zu einer so genannten Negativliste übergegangen ist, die von Jahr zu Jahr weniger Ausschlüsse bestimmter Geschäftsaktivitäten beinhaltet. Nicht von ungefähr schließt das neue Investitionsabkommen indirekt mehr als die Hälfte der gesamten EU-Investitionen mit ein, da diese stark auf das verarbeitende Gewerbe ausgerichtet sind. Die Klauseln des Abkommens werden sich daher langfristig speziell bei der Liberalisierung der Produktion von Elektroautos, Chemikalien, Telekommunikation und Gesundheitsausrüstung bemerkbar machen. Auch wenn der Gesetzestext formell noch nicht ratifiziert ist, wird erwartet, dass dieser bis spätestens Ende des Jahres offiziell in Kraft tritt.

China: Markt der Mittelschicht

Ein weiterer Faktor, der für die hohe Attraktivität des Standortes China spricht, ist die stark wachsende Mittelschicht. Es wird erwartet, dass bis zum Jahr 2030 insgesamt 70% der chinesischen Bevölkerung der Mittelklasse angehören. Chinesisch Verbraucher sehnen sich nach qualitativ hochwertigen Produkten und sind mittlerweile bereit und auch dazu in der Lage, dafür einen entsprechenden Aufpreis zu bezahlen. Im Vordergrund steht dabei mehr und mehr das Einkaufserlebnis, welches im Zusammenschluss mit der Entwicklung digitaler Formate herausragende Möglichkeiten bietet, um die aufstrebende Bevölkerungsschicht direkt und ohne Umwege anzusprechen. Dieses Umfeld erschließt große Möglichkeiten, vor allem für den deutschen Mittelstand, der mit seinen Marken und qualitativ hochwertigen Produkten nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal im chinesischen Markt besitzt.

Fokus auf drei Unternehmenstypen

Die lokale Bürokratie ist eine der größten Sorgen ausländischer Investoren, die sich für den Markt in China interessieren. Vor allem Prozesse und Genehmigungen im Zusammenhang mit Lizenzen aller Art sehen sie noch immer als sehr mühsam an. Aus diesem Grund ist es von absoluter Priorität, den Geschäftsumfang der Unternehmung von Anfang an klar zu definieren. Eine der wichtigsten Formalitäten, um Geschäfte in China zu machen, ist die Wahl des richtigen Unternehmenstyps. Die Unternehmensgründung/-registrierung/-inkorporation in China für ausländische Unternehmen ist in der Regel über drei Hauptunternehmenstypen möglich. Dabei handelt es sich um die so genannten Wholly Foreign-Owned Enterprises (WFOEs), Joint Ventures (JVs) und Repräsentanzbüros (ROs). Jede Geschäftsform hat ihre eigenen Vor- und Nachteile. Die richtige Wahl hängt von den Zielen und der Strategie Ihrer Unternehmung ab.

Überschaubare Mindestkapitalanforderungen

Hat man sich für die präferierte Geschäftsform entschieden, gilt es die Unternehmung mit Startkapital zu versorgen. Je nach Branche empfehlen sich unterschiedliche Investitionssummen. Mit der Aktualisierung des Gesellschaftsrechts im Jahr 2014 wurden Mindestkapitalanforderungen abgeschafft. Seither muss keine festgelegte Mindestsumme für die Einrichtung einer WFOE-Unternehmung mehr hinterlegt werden. Dies gilt jedoch nur dann, sofern die Unternehmungen nicht innerhalb einer der regulierten Branchen (z.B. Wertpapierhandel, Versicherungen, Banken) abgewickelt werden. Obwohl jüngst eine Liberalisierung erfolgt ist, wird empfohlen, sich an die gängigen Investitionssummen von Unternehmen in gleichen Branchen zu orientieren. WFOEs sind Geschäftsvehikel, die sich vollständig im Besitz ausländischer (d. h. nicht chinesischer) natürlicher juristischer Personen befinden. Sie stellen den praktikabelsten Weg für ausländische Investoren dar, vor allem dann, wenn Umsätze und Gewinnmitnahmen direkt und ohne lokale Partner auf Beteiligungsebene abgewickelt werden sollen.

WFOE-Form Empfohlene Kapitalsumme (in RMB/USD)
Produktions-WFOE 600,000+ (USD 90,000+)
Handels-WFOE 300,000+ (USD 75,000-140,000)
Beratungs-WFOE 100,000~300,000 (USD 15,000-50,000)
F&B / Hospitality-WFOE 500,000~1 Million (USD 75,000-140,000)
Hi-Tech-WFOE (AI, Software) 100,000~300,000 (USD 15,000-50,000)

Regionale Schwerpunkte beachten

Gerade wenn man die Expansion nach China alleine und ohne lokalen Partner angeht, ist es wichtig zu verstehen, dass je nach Jurisdiktion unterschiedliche Vorzüge und Bedingungen für Unternehmen gelten. Shanghai ist bekannt für Investitionen in den Branchen Finanzen, Automobil, Chemie und Logistik, während sich Shenzhen als Hi-Tech-Zentrum für Smartphones, IT-Ausrüstung, Haushaltsgeräte, Robotik und Drohnen herauskristallisiert hat. Weitere Faktoren, die bei der Suche nach dem richtigen Standort zu berücksichtigen sind, können staatliche Vorschriften, insbesondere in Bezug auf Umweltauswirkungen, Infrastruktur und Handelsrouten sein. Chinas Küstenprovinzen mit ihren großen Städten wie Schanghai, Suzhou, Guangzhou, Peking, Shenzhen oder Hangzhou nehmen daher eine gesonderte Rolle ein. Dies liegt darin begründet, dass Behörden und Dienstleister in diesen Regionen historisch bedingt bereits sehr gut mit den Anliegen ausländischer Investoren vertraut sind. Des Weiteren sind diese Metropolregionen bereits sehr gut an das globale Infrastrukturnetz angeschlossen, was im globalen Handel Standortvorteile schafft.

Anhängigkeit von Joint-Ventures rückläufig

Immer weniger Branchen sind noch auf Joint Ventures angewiesen, um den Markt in China zu erschließen. Dies liegt darin begründet, dass die Volksrepublik zu einer sogenannten Negativliste übergegangen ist, die von Jahr zu Jahr weniger Ausschlüsse bestimmter Geschäftsaktivitäten beinhaltet. Dennoch sind Joint Ventures in der Regel die beliebteste Option bei Unternehmungen, die sich aufgrund ihres komplexeren Tätigkeitsprofils, als Einzelunternehmung generell mehr Widerständen und Regularien ausgesetzt sehen würden.

Als weitere Möglichkeit kann zudem noch das Repräsentanzbüro aufgeführt werden. Es verfolgt in der Regel Aktivitäten wie Marktforschung, Öffentlichkeitsarbeit oder bietet eine erste Anlaufstelle zum gegenseitigen Austausch mit Partnern. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass das Repräsentanzbüro keine unabhängige juristische Person ist. Daher kann es sich nicht an einer direkten kommerziellen Tätigkeit, die Einnahmen oder Gewinne generiert, beteiligen. Des Weiteren kann es nur von ausländischen Unternehmen, die seit mindestens zwei Jahren bestehen, in der betreffenden Gerichtsbarkeit gegründet werden.

Unternehmensform Komplexität Dauer der Einrichtung Struktur
WFOE Mittel 2–5 Monate (je nach Geschäftsumfang) 100% ausländische Investitionen
Joint Venture Hoch 5+ Monate Partnerschaft
Repräsentanzbüro Gering Einige Wochen Kein tatsächliches & direktes „Geschäft“

Professionelle Beratung empfehlenswert

Der Markt in China stellt sowohl eine herausfordernde als auch eine sehr vielversprechende Perspektive für ausländische Geschäftsinhaber und Investoren dar. Kulturelle Unterschiede und komplexe regulatorische Anforderungen erschweren es, ein Gefühl dafür zu bekommen, wo man anfangen soll und wem man vertrauen kann. Trotz sich ständig wandelnder Markbedingungen ist die Tendenz der aktuellen Entwicklungen als positiv anzusehen. Deutsche Unternehmungen sollten davon langfristig profitieren. Egal welche Ziele man verfolgt, es ist wichtig, dass man mit Partnern zusammenarbeitet, die bereits auf langjährige Erfahrung im  Land zurückgreifen können.

Kuka trotz China-Wachstum im Minus

Kuka trotz China-Wachstum im Minus
Bild: Kuka AG

2020 verzeichnete der Robotikspezialist Kuka AG (Kuka) erhebliche Umsatzrückgänge. Auch das starke China-Geschäft konnte nicht verhindern, dass der Kuka-EBIT auf -113,2 Mio. Euro sank.

Die Corona-Pandemie hat 2020 auch beim Roboterhersteller Kuka zu massiven Umsatzrückgängen geführt. Der Robotikspezialist aus dem bayerischen Augsburg gehört seit 2016 zum chinesischen Midea-Konzern.

Während im dritten Quartal leichte Erholungstendenzen verzeichnet wurden, konnten diese die Einbrüche des ersten Halbjahrs nicht aufwiegen. Zumal im vierten Quartals bereits wieder ein weiterer Rückgang verzeichnet werden musste. Wie der Konzern meldet, sank der Auftragseingang 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 12,5 % auf 2.792,2 Mio. €. Gleichzeitig ging der Umsatz um 19,4 % auf 2.573,5 Mio. € zurück. Als Reaktion setzte Kuka umfassende Spar- und Effizienzmaßnahmen um. Sondereffekte aus diesen Maßnahmen und der Corona-bedingte Rückgang bei Aufträgen und Umsatz führten zu einem negativen EBIT von -113,2 Mio. € (2019: 47,8 Mio. €).

Kuka-Wachstum in China ist Grund zur Hoffnung
Kuka-CEO Peter Mohnen. Bild: Kuka AG

„Durch die schnelle Umsetzung umfassender Sicherheitsmaßnahmen sowie einer ausgeklügelten Logistik-Planung konnten wir unsere Kunden rund um den Erdball ohne größere Unterbrechungen bedienen. Dennoch: Corona hat uns global in allen Bereichen beeinflusst, von der Fertigung über Kundenservice und Lieferketten bis hin zum Arbeitsalltag. Durch strikte Maßnahmen gehen wir dennoch netto schuldenfrei und mit einer stabilen Finanzlage aus diesem Geschäftsjahr“, sagte Kuka-CEO Peter Mohnen. So lag der Free Cashflow des Konzerns 2020 bei 37 Mio. €. Eine deutliche Steigerung gegenüber den Vorjahren (2019: 20,7 Mio. €).

 

Kuka-Wachstum in China ist Grund zur Hoffnung

Entgegen den Umsatzrückgängen im Rest der Welt konnte Kuka in China eine Steigerung um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Das Gesamtvolumen im Business Segment China liegt damit jetzt bei 490,4 Mio. Euro. „Während der Wirtschaftskrise 2020 war China der einzige Markt, der ein Wachstum verzeichnen konnte. Hier konnten wir nicht nur in traditionellen Bereichen wie Automotive Aufträge gewinnen und Kooperationen schließen, sondern auch in neueren Bereichen wie im Gesundheitswesen und in der 3C-Industrie“, so Peter Mohnen.

Das Jahr 2021 verheißt bereits jetzt bessere Zahlen für Kuka – nicht nur in China. Trotz weltweiter Lockdowns liegen Auftragseingang und Umsatz im ersten Quartal 2021 bereits über den Vorjahreswerten. Dementsprechend geht Kuka schon jetzt von einem deutlich besseren – und positiven – EBIT aus. Darüber hinaus erwartet der Konzern, dass die Corona-Pandemie mittelfristig zu einem weiteren Automatisierungsschub führen werde. In Verbindung mit der wieder anlaufenden Weltwirtschaft solle sich das in einer deutlich steigenden Nachfrage äußern.

Eckert & Ziegler verkauft Geschäftsfeld nach China

Eckert & Ziegler verkauft Geschäftsfeld nach China
Bild: Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG

Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG (Eckert & Ziegler) hat gemeldet, dass sie ihr Geschäftsfeld Tumorbestrahlungsgeräte (HDR) nach China veräußern wird. Käufer ist TCL Healthcare Equipment (Shanghai) Co., Ltd (TCL) aus Shanghai.

Erst vor wenigen Wochen hatten Eckert & Ziegler angekündigt, sich stärker in China zu engagieren. Im ostchinesischen Jintan, zwischen Nanjing und Shanghai, solle eine eigene Produktion aufgebaut werden. Jetzt beabsichtigt der Entwickler und Produzent von isotopentechnischen Komponenten sein HDR-Geschäft an ein chinesisches Unternehmen zu veräußern.

Das Geschäftsfeld ist bereits in die BEBIG Medical AG (BEBIG) ausgegliedert und hatte 2019 einen Umsatz von ca. 11. Mio. Euro erzielt. 2020 sei ebenfalls ein niedriger zweistelliger Millionenumsatz erbracht worden.

Heute hat TCL in einem ersten Schritt 51 Prozent von BEBIG übernommen. Die restlichen 49 Prozent kann TCL bis 2024 übernehmen. Das Unternehmen erhielt eine entsprechende Kaufoption und danach erhielten Eckert & Ziegler eine entsprechende Verkaufsoption. Bei Ausübung der Kaufoption ist der Kaufpreis entsprechend des Kaufpreises des heute geschlossenen Vertrags fix. Wird die Verkaufsoption ausgeübt, kann der Preis in Abhängigkeit von der Entwicklung des BEBIG-EBITDA höher ausfallen.

Eckert & Ziegler sieht Wachstumsmarkt in China

Aus Sicht von Eckert & Ziegler liegt der Wachstumsmarkt für HDR-Geräte in Asien, speziell in der Volksrepublik China. Dr. Harald Hasselmann, Mitglied des Eckert & Ziegler-Vorstands ist daher überzeugt, dass das HDR-Geschäft erst mit einem starken chinesischen Partner sein volles Potenzial entfalten könne. Er hält die Veräußerung daher für sinnvoll und sieht in dem Verkauf auch die Chance, dass Eckert & Ziegler sich so noch stärker auf das schnell wachsende Geschäft mit Radiopharmazeutika konzentrieren könnten.

Auch wenn Eckert & Ziegler das Geschäft mit den Tumorbestrahlungsgeräten nach Shanghai verkauft haben, so soll die Produktion dennoch weiterhin in Deutschland erfolgen.

Schweizer-Werk in Jintan (China) läuft an

Schweizer-Werk in Jintan (China) läuft an
Bild: Schweizer Electronic AG

Nachdem das Pandemie-Jahr 2020 mit Verlusten endete, rechnet der Vorstand der Schweizer Electronic AG (Schweizer) nicht zuletzt mit Blick auf das neue Werk in Jintan (China) für 2021 mit einem Umsatzsprung.

Der Leiterplattenhersteller Schweizer hat seine vorläufigen Konzernzahlen für das Geschäftsjahr 2020 veröffentlicht. Bedingt durch die Corona-Pandemie musste der Konzern ein EBITDA von -9,5 Mio. Euro vermelden. Grund sind Umsatzrückgänge aus Eigenproduktion aber auch bei den Partnern des Unternehmens. Darüber hinaus drückten ein Forderungsausfall von fast 3 Mio. Euro und die Anlaufverluste des neuen Schweizer-Werks im ostchinesischen Jintan das Ergebnis. Schweizer hat bis dato rund 100 mio. Euro in den neuen Standort investiert, der im Mai 2020 die Arbeit aufgenommen hat.

Auf diesem Werk in Jintan, südöstlich von Nanjing, ruhen jetzt die Hoffnungen des Schweizer-Vorstands. Es bietet die fünffache Produktionskapazität des Hauptstandorts im baden-württembergischen Schramberg. Aktuell durchläuft das Werk noch Zertifizierungsprozesse und konnte im November 2020 einen Meilenstein auf diesem Weg vermelden, als es erfolgreich den VDA 6.3 Audit abschloss. Der Standort entwickle sich weiterhin positiv und werde 2021 wichtige Technologiequalifizierungen und Zertifizierungen erhalten. Das Werk in Jintan und die damit verbundene Präsenz in China sollen Schweizer eine stärkere Internationalisierung und eine Verbreiterung der Kundenbasis ermöglichen.

Schweizer dank Jintan optimistisch

Ausgehend von den aktuellen Prognosen zur Entwicklung der Weltwirtschaft im Allgemeinen und des Leiterplattenmarktes im Besonderen sieht Schweizer sich mit seiner neuen Struktur als deutsch-chinesischer Leiterplattenkonzern gut aufgestellt. Sollte das Werk in Jintan sich erwartungsgemäß entwickeln, dann erwartet der Schweizer-Vorstand ein Umsatzwachstum zwischen 20 und 30 Prozent. Damit verbunden sei eine signifikante Verbesserung der EBITDA-Quote auf 0 bis -6 Prozent in Bezug auf den Umsatz. Mit ein Grund für die optimistische Schätzung ist sicherlich der wieder anziehende Umsatz. Er hatte sich bereits im zweiten Halbjahr 2020 um 17 Prozent gegenüber dem des ersten verbessert.

Ob diese Prognose tatsächlich eintritt, hängt allerdings auch von der Stabilität der globalen Lieferketten ab. Denn eine nachhaltige Bauteileknappheit würde potenziell zu einer Begrenzung sowohl bei Kundennachfragen als auch Lieferantenangeboten führen.

Ihre endgültigen und geprüften Zahlen für das Geschäftsjahr 2020 sowie eine detaillierte Prognose für das laufende Geschäftsjahr will die Schweizer Gruppe am 23. April 2021 veröffentlichen.

BVC investiert in Bota Bio aus China

BASF Venture Capital (BVC) investiert in Bota Biosciences (Bota Bio) aus China
Quelle: BASF

Die BASF Venture Capital (BVC) investiert in den Biotechnologie-Spezialisten Bota Biosciences, Ltd (Bota Bio) aus dem chinesischen Hangzhou.

Erst 2019 gegründet, haben Bota Bio BVC- Geschäftsführer Markus Solibieda mit ihrer proprietären Biotechnologie-Plattform der nächsten Generation überzeugt: „Bota Bios hoch-innovative Plattform ist eine Kombination aus Computer- und hochmoderner Biotechnologie. Sie ermöglicht es, Produktentwicklungen zu beschleunigen, und trägt zur nachhaltigen und wirtschaftlichen Produktion bei. Sie hat das Potenzial, Fortschritte für die Zukunft der chemischen Industrie zu gestalten. Mit dem Investment in dieses vielversprechende junge Unternehmen unterstreichen wir die Aktivitäten der BASF zu Nachhaltigkeit und stärken unser Innovationspotenzial in den dynamischen Märkten in Asien.“

Die Plattform ermöglicht die nachhaltige und wirtschaftliche Produktion von hochwertigen Produkten für eine breite Palette von industriellen Anwendungen. Das können dann beispielsweise Süßstoffe und Vitamine aber auch Produkte zur Körperpflege oder dem Pflanzenschutz sein. Im Gegensatz zur chemischen Industrie setzt diese sogenannte „weiße Biotechnologie“ auf lebende Zellen und Enzyme, um Produkte zu entwickeln und herzustellen.

Mit der Plattform identifizieren Bota Bio geeignete mikrobielle Wirte, die danach gemischt und mit gewünschten Phänotypen kombiniert werden. So erzeugt das Unternehmen neue industrielle Stämme. Zusätzlich kann die Plattform auch Herstellungsprozesse auf Basis grüner Rohstoffe, wie beispielsweise Zucker, entwickeln und verbessern.

BVC und Biota Bio erwarten Synergien

Ebenso wie Bota Bio setzt auch die BASF bereits auf Fermentation und Biokatalyse, um Produkte wie Vitamine und Enzyme herzustellen. Daher wollen die beiden Partner jetzt gemeinsam mögliche Synergien ausloten. „Mit BASF haben wir einen starken industriellen Partner an unserer Seite, dessen Stärken unsere eigenen optimal ergänzen. Wir freuen uns über die Unterstützung bei der Hochskalierung unserer Prozesse und bei der Markteinführung neuer Produkte“, so Dr. Cheryl Cui, Geschäftsführerin bei Bota Bio über die Investition der BVC.

Gegründet wurde die Bota Biosciences, Ltd. in Hangzhou. Die knapp 200 km südwestlich von Shanghai gelegene Stadt ist unter anderem auch als Sitz des chinesischen Internetgiganten Alibaba Group bekannt.

Firmenübernahmen aus China werden zunehmen

Firmenübernahmen aus China werden wieder zunehmen
Quelle: Adobe Stock; © Worawut

Als Investmentbank unterstützt die Lincoln International AG Unternehmenseigentümer bei strukturierten Verkaufsprozessen und spricht auch potenzielle Käufer in China an. Das Spektrum reicht dabei von privaten Firmen oder börsennotierten Gesellschaften bis hin zu Staatsunternehmen. Im Interview spricht Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Drill über die Entwicklung des deutsch-chinesischen-M&A-Markts. Wie er feststellt, sind die Firmenübernahmen aus China in den letzten Jahren zurückgegangen. Mittelfristig erwartet er aber einen nachhaltigen Anstieg.

Investment Plattform China/Deutschland: Zuletzt haben Firmenübernahmen aus China nachgelassen. Wie aktiv sind chinesische Käufer noch auf dem deutschen M&A-Markt?

Drill: Wir erwarten, dass M&A-Deals zwischen deutschen und chinesischen Parteien wieder spürbar zunehmen. Konkret rechnen wir nachhaltig mit jährlich etwa 40 Übernahmen deutscher Firmen durch Chinesen. Die chinesische Regierung hat in den letzten Jahren den Kapitalexport reguliert und stark darauf geachtet, dass viel im eigenen Land investiert wird. So will sie die abflauende Inlandskonjunktur stützen und dem längerfristigen Ziel einer autarken Volkswirtschaft näherkommen. Schließlich wuchs die Volkswirtschaft 2018 und 2019 auch wegen des Handelsstreits mit den USA so langsam wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Seit Herbst hat sich das Konjunktursentiment in China allerdings erstaunlich schnell von der Corona-Krise erholt. Für 2021 wird ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 8% erwartet. Dieser starke Anstieg – zusammen mit der Dual-Circulation-Strategie der Volksrepublik – wird die Bereitschaft der Politik und Großunternehmen für Akquisitionen von europäischen Unternehmen mit besonderen Technologien und Know-how deutlich stärken.

Wird es andererseits zum Ausverkauf der deutschen Wirtschaft an chinesische Staatskonzerne kommen?

Nein. In den letzten zehn Jahren haben Chinesen insgesamt etwa 10 Mrd. EUR für Firmenkäufe und Direktinvestitionen in Deutschland ausgegeben – demgegenüber haben deutsche Konzerne im gleichen Zeitraum etwa neun Mal so viel in China investiert, insbesondere für Greenfield-Fabriken und Joint Ventures.

Stehen deutsche Unternehmen in China aktuell höher im Kurs als Firmen aus dem europäischen Ausland?

Ja. Wir beobachten weiterhin starkes Interesse gerade an Industrieunternehmen. Firmenübernahmen wie die des Roboterherstellers Kuka oder des Spezialmaschinenbauers KraussMaffei durch Investoren aus China sind bestimmt nur der Anfang gewesen. Ich selbst habe vor zweieinhalb Jahren beim Verkauf des sächsischen Flugzeugbauzulieferers Cotesa an den chinesischen AT&M-Konzern beraten. Das war eine Transaktion, bei der die Technologie und das einzigartige Know-how zur Herstellung von hochwertigen Faserverbundbauteilen im Vordergrund standen.

Aber will die Bundesregierung solche Übernahmen mit der jüngsten Verschärfung der Außenwirtschaftsverordnung nicht eher verhindern?

Die Politik befürchtet, dass mithilfe staatlich gelenkter Investitionsprogramme wie „Made in China 2025“ der wirtschaftliche Aufstieg Chinas vorangetrieben wird und Interessen der Bundesrepublik zuwiderlaufen. So überraschte es nicht, dass im Dezember 2020 der Erwerb des Kommunikationstechnologieunternehmens IMST durch den staatlichen chinesischen Rüstungskonzern China Aerospace and Industry Group vom BMWi untersagt wurde. Auch 2018 hatte die Politik von ihrem Vetorecht Gebrauch gemacht, konkret bei der Übernahme der Leifeld Metal Spinning durch einen Investor aus China.

In welchen Fällen erwarten Sie Transaktionsprobleme im Zusammenhang mit der Außenwirtschaftsverordnung?

Wenn Zielunternehmen im Bereich wirklich kritischer Technologien agieren, eine wichtige Rolle für die Versorgungssicherheit der Bundeswehr einnehmen, oder einen entscheidenden Beitrag zur Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit unseres Landes leisten, ist eine erforderliche Genehmigung durch das BMWi in Gefahr. In der Praxis dürfte dies aber nur wenige Deals betreffen.

Dr. Drill, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

 


Zur Person

Porträtfoto von Dr. Michael Drill, Vorstandsvorsitzender der Lincoln International AG, Frankfurt
Bild: Lincoln International AG

Dr. Michael Drill ist Vorstandsvorsitzender der Lincoln International AG mit Sitz in Frankfurt und strategischer und operativer Leiter des Geschäfts in der DACH- und Benelux-Region. Seit 25 Jahren ist der in den Bereichen M&A, öffentliche Übernahmen, Fairness Opinion und Ausgliederungen aktiv. Zu seinen Kunden gehören Großkonzerne, mittelständische Familienunternehmen und Private-Equity-Gruppen.

Schreiner Group feiert fünfjähriges Jubiläum in China

Schreiner Group feiert fünfjähriges Jubiläum in China
Der Produktionsstandort südlich von Shanghai. Bild: Schreiner Group

Die Schreiner Group GmbH & Co. KG (Schreiner Group) feiert das fünfjährige Jubiläum ihres Produktionsstandortes in China.

Heute vor fünf Jahren hat die Schreiner Group mit Stammsitz in Oberschleißheim bei München ihren ersten chinesischen Produktionsstandort nahe Shanghai eröffnet. Hier produzierte der Hersteller von Funktionslabels ursprünglich Produktlinien für den Bereich Automotive. Mittlerweile stellt das Unternehmen hier auch Produkte des Geschäftsbereichs Schreiner MediPharm her.

Den Erfolg führt Roland Schreiner, Geschäftsführer der Schreiner Group, nicht zuletzt auf die Nähe zu den ebenfalls in China aktiven Kunden zurück: „Der Standort in Shanghai hat sich in den vergangenen Jahren toll entwickelt und ich bin überzeugt, dass wir die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft der Schreiner Group in China gestellt haben. Als Lieferant sind wir für unsere globalen Kunden dadurch ein attraktiver Partner: Wir bieten ihnen dadurch eine höhere Liefersicherheit für ihre chinesischen Produktionsstätten und unterstützen den Erfolg ihrer Internationalisierung, indem wir vor Ort präsent sind.“

Schreiner Group will in China entwickeln

Wie das Unternehmen auch meldet, will es seine Produktentwicklung vom Hauptsitz Oberschleißheim nach China verlegen. Parallel wird die Zahl der Produkte, die vor Ort produziert werden gesteigert. Mit ein Grund für das Vertrauen in den chinesischen Markt dürfte der Erfolg des Standortes Fengpu sein. Seit der Eröffnung 2016 hat er seine Mitarbeiterzahl verdoppelt und bereits 2019, nach nur drei Jahren, den Break-even erreicht hat. Seitdem arbeitet der chinesische Unternehmenszweig der Schreiner Group in der Gewinnzone.

CFOs planen mit Wachstum in Asien

CFOs planen mit Wachstum in Asien
Quelle: Adobe Stock; © NicoElNino

Unternehmen bereiten sich auf eine Welt nach der Pandemie vor und denken in ihren Wachstumsvorhaben wieder globaler. Viele CFOS blicken daher nach Asien, um nachhaltiges Wachstum zu generieren. Dies zeigt die zweite Standard Chartered Borderless Business-Studie, bei der rund 1.000 CFOs und Treasurer befragt wurden. Die Umfrage wurde im Dezember 2020, sechs Monate nach der Ersten im Juni 2020, in den USA, Großbritannien, Deutschland und Frankreich durchgeführt.

Die Schockstarre der Pandemie ist gewichen, es wird wieder dynamischer. Nachdem Corona die Bedeutung der Risikodiversifizierung über Lieferketten und Regionen hervorgehoben hatte, werden Unternehmen und ihre Finanzchefs nun langsam wieder zuversichtlicher. Das erklärten die befragten CFOs, die mittlerweile zu 42% nach Wachstumschancen in Asien und anderen Teilen der Welt anstatt ihrer Heimatregionen (im Gegensatz zu 37% im Juni 2020) schauen. Bei Finanz-Managern in den USA zeigte sich das besonders deutlich: Hier stieg die Zahl von 35% auf 49%.

Von den befragten Unternehmen sind bereits 85% im Asien-Pazifik-Raum aktiv. Da ist es nicht überraschend, dass sich der Blick der CFOs auch weiter gezielt auf Asien richtet. So gaben deutsche Finanz-Manager an, dass sie Wachstum in Asien mit 57% höher gewichten als bei der ersten Befragung mit 50% im Juni 2020. Im Asien-Pazifik-Raum wird Japan zu 40% als Expansionsmöglichkeit der Handels- und Lieferketten in der Region favorisiert, insbesondere von Technologieunternehmen. China (36%), Australien (28%) und Indien (24%) folgen. Darüber hinaus zeigt sich, dass die im Asien-Pazifik-Raum aktiven Konzerne rund ein Drittel ihrer Produktion und Prozesse im asiatischen Raum implementieren. Eine ebenfalls große Steigerung der Wachstumschancen sprachen deutsche Finanz-Manager dem nordamerikanischen Markt zu. Hier stiegen die Werte auf 44% nachdem sie im Juni 2020 noch bei 29% lagen. Außerdem sind Afrika und der Mittlere Osten weiter in den Fokus gerückt.

Deutsche Manager legen ihren Fokus auf die Digitalisierung der Lieferkette

Nachdem viele Lieferketten durch Lockdowns, Grenzschließungen, Einschränkungen im Flugverkehr und andere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zum Erliegen kamen, können sich Finanz-Manager nun wieder anderen Herausforderungen widmen. Auch die Standard Chartered Studie zeigte, dass die Sicherung der Lieferketten nicht mehr die oberste Priorität für Unternehmen hat – die liegt jetzt auf der Digitalisierung.

Denn mit dem vermehrten Einzug ins Home Office machte sich auch die Notwendigkeit der Digitalisierung in Unternehmen deutlicher. Da wurde auch die verstärkte Nutzung digitaler Tools zur Steigerung der Lieferketteneffizienz für zwei Drittel der Unternehmen zu einem wichtigen Punkt. So ist mittlerweile für ein Drittel der Unternehmen der Hauptfokus auf die Digitalisierung der Lieferkette gefallen. Zum Vergleich: Im letzten Juni war diese noch zweitrangig hinter Problemen wie der Sicherung und Diversifizierung der Lieferkette.

Das Risiko von Aktivitäten außerhalb der Heimatregion sinkt

Eine allgemeine Beruhigung der Märkte hat für CFOs auch zur Folge, dass Wachstum im Ausland wieder attraktiver wird. Besonders das Liquiditätsmanagement und potenzielle Finanzierungsprobleme sanken hierbei als größte Hürde. Genauso zeichnete sich das bei Währungsrisiken ab, die zeigen, dass das Risiko für Aktivitäten und Wachstum außerhalb von Heimatmärkten gesunken ist und wieder Expansionen angestrebt werden.

Auch bei den aktuell auftretenden Problemen bei Geschäften außerhalb der Heimatregion zeigte sich eine zunehmende Beruhigung. Hierbei ist das Einsammeln verspäteter Forderungen zu einem sehr viel geringeren Problem geworden und Ausfälle und Unterbrechungen in der Supply Chain waren nicht mehr so akut. Besonders deutsche CFOs antworteten, dass ihnen der Aufbau von Beziehungen mit Zulieferern wichtiger wurde. Das habe sich in einer sinkenden Notwendigkeit für ein Nachverhandeln von Verträgen und Zahlungsbedingungen widergespiegelt.

ESG weiterhin Basis für Expansion und Investment

In einem Jahr, in dem Kontinuität sowie die Flexibilität der Lieferketten im Vordergrund für CFOs standen, waren ökologische, soziale und Governance Themen (ESG) weniger im Fokus. Allerdings bleiben ESG-Themen weiterhin ein wichtiger Treiber der allgemeinen Geschäftsstrategie und Unternehmenskultur. So wird besonders in Deutschland die Wichtigkeit von ESG-Themen beim Ausbau von Handels- und Lieferketten wieder höher bewertet als in anderen Ländern: ESG stieg innerhalb von nur sechs Monaten als eines der drei wichtigsten Themen von 14% auf 29% im Dezember 2020 und wird wohl auch nach der Krise weiter in den Mittelpunkt rücken.

CFOs blicken weiter nach Asien

Die Finanz-Manager multinationaler Unternehmen bereiten sich darauf vor, in eine Geschäftswelt nach der Pandemie zu starten. Wie die Borderless Business-Studie von Standard Chartered zeigt, spielt der Asien-Pazifik-Raum dafür weiterhin eine große Rolle.  Besonders in den Bereichen Ausbau von Verkauf sowie Outsourcing von Produktion und Prozessen. Hierbei fokussieren sich besonders Technologieunternehmen auf Japan und China.

Die akuten Probleme durch Unterbrechungen der Lieferketten sind geringer geworden und CFOs können ihre Prioritäten nun auf Investitionen in die Digitalisierung und die Freisetzung von Investitionskapital verlagern. Genauso zeigt sich, dass eine Beruhigung der Unsicherheiten stattgefunden hat, was Wachstumsbestrebungen im Ausland wieder attraktiver werden lässt. Insgesamt wird deutlich, dass die Schockstarre der Pandemie gewichen ist. Die Finanz-Manager können wieder mit einem längerfristigen Fokus planen und eine Geschäftswelt nach Corona anstreben.

 


Über die Studie

Befragt wurden in dieser Studie 1.008 CFOs und Senior Treasury Professionals von multinationalen Unternehmen. Voraussetzung waren ein Umsatz von mehr als 500 Mio. US-Dollar und ein Hauptsitz in einer der vier wichtigsten westlichen Volkswirtschaften USA, Großbritannien, Frankreich oder Deutschland. Die Befragung fand im Dezember 2020 statt, die Heimatländer der Konzerne waren mit jeweils 25% zu gleichen Teilen vertreten. 50% der Befragten repräsentierten Unternehmen mit einem Umsatz von 500 Mio. US-Dollar bis 1 Mrd. US-Dollar. Die restlichen 50% Unternehmen erzielen einen Umsatz von mehr als 1 Mrd. US-Dollar. Von den Befragten kamen 16% aus dem Technologiesektor, die Repräsentation der restlichen Industriezweige schwankte zwischen 6% und 9%. Finanzdienstleister waren von der Umfrage ausgeschlossen.