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Audi und FAW gründen Joint Venture für E-Fahrzeuge

Audi und FAW gründen Joint Venture zur Produktion von Elektrofahrzeugen,
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Audi und die China FAW Group (FAW) vertiefen ihre langjährige Kooperation und gründen ein Joint Venture zur Produktion von Elektrofahrzeugen in China. Die entsprechende Absichtserklärung haben die Unternehmen im Rahmen der aktuell stattfindenden deutsch-chinesischen Automobilkonferenz in Changchun unterschrieben. Ausplanung und Name des Unternehmens stehen noch nicht fest. Schon jetzt ist aber vorgesehen, dass ab 2024 die ersten gemeinsam produzierten vollelektrischen Audis vom Band rollen sollen.

Markus Duesmann, Vorstandsvorsitzender der Audi AG und seit Juni direkt für das China-Geschäft verantwortlich, zum Ausbau der Kooperation: „Diese Entscheidung unterstreicht die strategische Bedeutung des chinesischen Marktes. Damit treiben wir Innovationen vor Ort aktiv voran,“

Audi und FAW kennen sich seit Jahrzehnten

Das neue Joint Venture ist bereits die zweite Kooperation zur Herstellung von Fahrzeugen, an der Audi in China beteiligt ist. Das bestehende Joint Venture zwischen JAW und der Audi-Mutter VW, JAW-Volkswagen, produziert schon heute Modelle der Marken VW, Jetta und Audi. Xiandong Qiu, Präsident von FAW, sieht in dem neuen Unternehmen daher auch einen Beweis für das über Jahrzehnte erarbeitete Vertrauen. Für ihn ist das Joint Venture ein weiterer Schritt hin zur Öffnung der chinesischen Autoindustrie.

Mit dem neuen Unternehmen stärkt Audi sein Engagement in China weiter. Zusätzlicher können die Ingolstädter ihr Angebot jetzt noch stärker auf die Wünsche und Bedürfnisse der chinesischen Kunden abstimmen. Dieser Fokus zeigt sich bereits heute in den L-Versionen der Fahrzeugpalette. Diese Modelle mit leicht verlängertem Radstand sind für den chinesischen Markt optimiert und in Deutschland gar nicht erhältlich.

Ziel ist der Kooperation ist, den Anteil von Elektrofahrzeugen am Absatz in China bis 2025 auf ein Drittel zu steigern. Für Werner Eichhorn, Präsident von Audi China, ist das neue Joint Venture ein entscheidender Schritt, dieses Ziel zu erreichen: „Dies ist ein weiterer Meilenstein in unserer Elektrifizierungsstrategie für den chinesischen Markt. Wir bekräftigen damit unser Commitment sowohl zu unserem langjährigen chinesischen Partner FAW als auch zu unserem Engagement in China, das wir damit auf eine neue Stufe heben.“

Produktion von Elektrofahrzeugen hat bereits begonnen

Basis der neuen E-Fahrzeuge wird die von Audi und Porsche gemeinschaftlich entwickelte Premium Platform Electric (PPE). Sie ist die Grundlage, auf der Audis elektrische Fahrzeugreihen basieren. Modelle wie den Audi e-tron, die das Ingolstädter Unternehmen bisher nach China importiert hat, werden bereits seit September in Changchun hergestellt. Auch den rein elektrischen Q2L e-tron und eine Plug-in-Hybrid-Version des A6L produzieren Audi und FAW schon gemeinsam.

Als einer der ersten internationalen Autohersteller in China produziert Audi im Joint Venture FAW-Volkswagen zuletzt an vier chinesischen Standorten. Bei einem Großteil der Fahrzeuge handelt es sich allerdings weiterhin um konventionelle Verbrenner. Die Werke in Changchun, Foshan, Tianjin und Qingdao verfügen insgesamt über eine Produktionskapazität von circa 700.000 Fahrzeugen im Jahr.

Vertragsschutz deutsch-chinesischer M&A-Deals in COVID-19-Zeiten

Vertragsschutz deutsch-chinesischer M&A-Deals COVID-19
Quelle: AdobeStock, © Andrej Popov

Bildnachweis: Andrej Popov.

Die COVID-19-Pandemie hat viele Akteure während laufender Unternehmenskäufe kalt erwischt. Die ursprüngliche Bewertung des Zielunternehmens und damit der Kaufpreis können aus Sicht des Käufers jetzt nicht mehr angemessen sein. Da chinesische Investoren eher deutsche Unternehmen kaufen als umgekehrt, stellt sich dann die Frage, inwieweit chinesische Investoren nun Kaufpreisanpassungen anstreben werden oder weitere Rechte ausüben können, aber auch, welche Klauseln künftig eine gesteigerte Bedeutung beim Vertragsschutz von M&A-Deals zwischen Deutschland und China erfahren.

Vertraglich vereinbarte Kaufpreisanpassung

Häufig wird die Anwendbarkeit gesetzlicher Regelungen durch den Unternehmenskaufvertrag weitestgehend ausgeschlossen. Für Kaufpreisanpassungen kommt es deshalb wesentlich auf die vereinbarten Bestimmungen im Unternehmenskaufvertrag an. Ist dort die finale Kaufpreisbestimmung bzw. Kaufpreisanpassung z.B. durch sogenannte Closing Accounts auf den Zeitpunkt des Closings, sprich den Vollzug der Transaktion vereinbart, trägt grundsätzlich der Verkäufer das Risiko einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Situation des Zielunternehmens bis zu diesem Zeitpunkt.
Dies kann für den Investor zu einer vorteilhaften Finalisierung bzw. Anpassung des Kaufpreises führen. Regelmäßig nicht anpassungsfähig sind die vom Investor für die Kalkulation zugrunde gelegten wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten und Erwartungen an das Zielunternehmen.
Deutsche Verkäufer drängten aber in der Praxis bislang noch auf feste Kaufpreise, sodass hier wenig Anpassungsspielraum für chinesische Investoren besteht. Durch COVID-19 wird sich das ändern. Bereits jetzt ist im Markt zu beobachten, dass auch chinesische Käufer stärker auf Closing Accounts bestehen.

Nichterfüllung von Vollzugsvoraussetzungen

Gleichzeitig stellt sich auch die Frage, wann der chinesische Investor vom gesamten Vertrag zurücktreten kann. Eine Möglichkeit kann die Nichterfüllung von Vollzugsvoraussetzungen bieten. Hängt das Closing von einer behördlichen Freigabe wie Kartellfreigaben oder außenwirtschaftsrechtlicher Erlaubnisse oder Gremienzustimmungen aufseiten des chinesischen Käufers ab, könnte deren Nichterteilung dazu führen, dass die entsprechende Vollzugsbedingung nicht erfüllt werden kann. Ist vertraglich ein sogenanntes Long-Stop-Date vereinbart, können Rücktrittsrechte für den Käufer (ggf. beide Parteien) ab diesem Datum bei Nichterfüllung einer oder mehrerer Vollzugsvoraussetzungen entstehen.

Rücktritt auf Basis einer MAC-Klausel

Viel diskutiert wurde in den vergangenen Monaten die sog. „MAC“ (Material Adverse Change) Klausel. Sie ermöglicht dem Käufer (ggf. beiden Parteien), zwischen Signing und Closing von dem geschlossenen Vertrag Abstand zu nehmen, wenn sich wesentliche Rahmenbedingungen der Transaktion ändern. Bisher waren MAC-Klauseln (zumindest) in kontinentaleuropäischen Unternehmenskaufverträgen eher die Ausnahme waren. Nun drängen aber ausländische Investoren vermehrt auf die Aufnahme einer solchen Regelung. Für Käufer ist eine möglichst breite und umfassende MAC-Klausel erstrebenswert. Diese sollte sowohl eine wesentliche Veränderung der gesamtwirtschaftlichen Lage als auch des Zielunternehmens umfassen. Bei der Formulierung ist jedoch Vorsicht geboten.

Inwieweit sich z.B. ein chinesischer Käufer erfolgreich auf eine MAC-Klausel berufen kann, hängt davon ab, ob sowohl die tatbestandlichen Anknüpfungspunkte als auch die relevanten Auswirkungen so gewählt sind, dass sie vom Anwendungsfeld hinreichend weitgefasst und gleichzeitig konkret nachweisbar sind. Das bloße Berufen auf die COVID-19-Pandemie mag da zu kurz gegriffen. Es wird sich nicht automatisch unter MAC-Klauseln subsumieren lassen. Die Bedeutung solcher Klauseln für den Vertragsschutz im Rahmen deutsch-chinesischer M&A-Deals wird aber vor dem Hintergrund von COVID-19 zunehmen.

Garantieverletzungen

Die COVID-19-Pandemie kann sich auch auf die vom Verkäufer erteilten Garantien über den Zustand des Zielunternehmens auswirken. Dies gilt insbesondere, wenn sie sich auf den Vollzugszeitpunkt beziehen. So zählen z.B. Garantien hinsichtlich des Nichtbestehens von Insolvenzantragsgründen üblicherweise zu den fundamentalen Garantien, die auch am Vollzugstag noch zutreffen müssen. Ist das Zielunternehmen in der Zwischenzeit in Insolvenzgefahr geraten, kann sich für den chinesischen Käufer aufgrund einer Garantieverletzung – je nach Vertragsgestaltung – eine (faktische) Kaufpreisanpassung oder eine Lösungsmöglichkeit vom Kaufvertrag eröffnen. Chinesische Investoren werden bemüht sein, solche Garantieverletzungen als Verhandlungsmasse zu nutzen.

Verstoß gegen „Ordinary Course of Business“-Klausel

Wenn zwischen Signing und Closing ein längerer Zeitraum liegt, ist es im Interesse des Käufers, dass das Zielunternehmen während dieser Zeit ordnungsgemäß und im Rahmen des ordentlichen Geschäftsgangs geführt wird. Zahlreiche Unternehmen sahen sich in den letzten Monaten jedoch gezwungen, außergewöhnliche Maßnahmen zu ergreifen. Diese reichten von vorübergehenden Werksschließungen über flächendeckende Kurzarbeit bis hin zur Inanspruchnahme staatlicher Hilfen. Ob diese Maßnahmen gegen Verpflichtungen aus dem Kaufvertrag verstoßen und sich daraus ein Rücktrittsgrund für den chinesischen Käufer ableiten lässt, ist eine Frage des Einzelfalls. Der Verhandlung dieser Klauseln wird eine noch größere Bedeutung beikommen, damit Verkäufer handlungsfähig bleiben, gleichzeitig aber Erwerber Schutz vor außergewöhnlichen Veränderungen erfahren.

Fazit

Die geltenden Regelungen zum Vertragsschutz in bestehenden Unternehmenskaufverträgen deutsch-chinesischer M&A-Deals werden auch in COVID-19-Zeiten chinesischen Käufern derzeit kaum weitere Verhandlungsmasse geben, soweit nicht bestimmte Rücktrittsrechte oder Kaufpreisanpassungsklauseln vereinbart wurden. Dies wird faktisch aber ein Nachverhandeln nicht verhindern, auf das sich deutsche Veräußerer einstellen sollten. Für die Zukunft ist damit zu rechnen, dass chinesische Investoren Vertragsklauseln, die bislang weniger in M&A-Deals vertreten waren – wie etwa MAC-Klauseln –, in Unternehmenskaufverträge hineinverhandeln werden.

SaaS in China – Zeit für M&A?

SaaS in China – Chance für M&A
Quelle: Adobe Stock, © putilov_denis

Bildnachweis: putilov_denis, MelchersRaffel Ltd..

Der SaaS-Markt in China boomt zurzeit, und es gibt eine Reihe an Hinweisen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen erfolgreichen Einstieg in die Branche gegeben ist.

China hat einen nahezu gigantischen Nachholbedarf, wenn es um IT-Investitionen geht: Während im globalen Durchschnitt rund 4,3 % des BIP für IT-Hardware und         -Software ausgegeben werden, sind es in China nur ca. 2,9 %. Dennoch wächst der SaaS-Markt in China um etwa 40 %, während es im globalen Schnitt nur rund 12 % pro Jahr sind.

Dabei existieren in China noch keine dominanten SaaS-Marktführer, denn die Top-10-Anbieter vereinen lediglich ca. 30 % des Marktes auf sich. Zudem fluktuieren die Anwendungen – in den vergangenen zwei Jahren allerdings mit Office-Lösungen als führender Applikation.


Saas in China Branche im Lebenszyklus
© MelchersRaffel Ltd.

KI als Schlüssel zu SaaS in China

Ein weiterer Trend neben dem Wachstum besteht in der Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in SaaS-Applikationen. Bekannt ist, dass China bei der KI-Forschung und -Anwendung weltweit mit den USA führend ist. Ein Zugang zum chinesischen KI-Know-how durch eine Präsenz vor Ort kann somit auch zu einem Technologietransfer nach Europa führen. Beispielsweise entwickelt SAP in China gemeinsam mit dem großen chinesischen Einzelhändler Suning KI-basierte Retail-Lösungen.


SaaS Markttrends in China
Quelle: Zhuanlan; Qianzhan; MelchersRaffel; © MelchersRaffel Ltd. Recherche

 

Ein klares Signal für die Wachstumsperspektiven einer Branche in China sind für uns die lokalen Unternehmensbewertungen und hier sind die chinesischen Aktien von Unternehmen wie Kingdee und Yonyou mit Kurs-Gewinn-Verhältnis von jeweils über 100 weltweit führend.
Es fließt viel Geld in Chinas SaaS-Branche: In den zurückliegenden Jahren wurden mehr als 280 Unternehmen mit vor allem HR, CRM und Finanzmanagement-Funktionen finanziell von Investoren unterstützt.

Für SaaS werden chinesische Partner benötigt

Für ausländische Unternehmen bestehen allerdings Restriktionen: SaaS fällt unter die Rubrik Telekommunikation. Somit ist ein Angebot ohne lokalen Partner nicht zwangsläufig möglich. Eine Partnerschaft ist jedoch, wie viele Beispiele der ausländischen Player in China belegen, auch nachhaltig tragfähig gestaltbar.

Welche Implikationen hat die skizzierte Branchenentwicklung nun für europäische Unternehmen?

  1. Die Zeit erscheint reif für einen Markteintritt in China (dynamisches Wachstum, kein Marktführer).
  2. Europäische ausgereifte Technologie bei Anwendungen wie HR, CRM und anderen kann chinesischen Unternehmen zu einem signifikanten Produktivitätsschub ihrer Anwender verhelfen und damit ein großes Marktpotenzial haben.
  3. Das für SaaS-Anwendungen in China zur Verfügung stehende Kapital und die sehr hohen Unternehmensbewertungen sollten in geeigneter Form von europäischen Playern genutzt werden (Beispiel: Kapitalaufnahme in EU-Kernunternehmen; Finanzierung eines Joint Ventures in China).
  4. Akquisitionen in China sind grundsätzlich möglich (allerdings aufgrund des Marktwachstums bei hohen Bewertungen).
  5. Das seit Anfang 2020 in China geltende neue Foreign Investment Law ermöglicht neue Gestaltungsformen und schützt ausländische Unternehmen und deren IP weitgehend.

Ein Modell für eine kooperative Markterschließung mit „Netzwerk-Kapital“ aus China kann beinhalten:

  1. Finanzierung in China durch einen chinesischen Partner
  2. Delegation der Verantwortung für die Markterschließung an den chinesischen Partner
  3. Funktionierende Kontrolle des Gemeinschaftsunternehmens, inkl. IP-Nutzung etc.
  4. Dividendenanspruch plus Lizenzgebühren aus China für das europäische Unternehmen.

SaaS Modell für kooperative Markterschließung
© MelchersRaffel

 

Bleibt zu erwähnen, dass bei der Gestaltung von funktionierenden und kontrollierten Partnerschaften in China unbedingt auf Erfahrungswerte zurückgegriffen werden sollte.

Fangen Sie am besten mit einem Potenzial-Check über exakt Ihre Applikation an. Ermitteln Sie die Kundenbedürfnisse und Wettbewerbslandschaft für Ihre SaaS-Lösung in China und bewerten sie ihre Attraktivität für den chinesischen Markt. Falls Ihre Lösung erfolgversprechend erscheint, können auf dieser Basis dann weitere Schritte definiert werden.

DDW-Ranking: Chinesische Eigentümer in Deutschland

DDW Ranking Chinesische Eigentümer in Deutschland
Quelle: Adobe Stock, © あんみつ姫

Bildnachweis: あんみつ姫, DDW Die Deutsche Wirtschaft.

Entgegen vieler warnender Stimmen steht die deutsche Wirtschaft nicht vor einem Ausverkauf nach China. Der Plattform DDW Die Deutsche Wirtschaft (DDW) zufolge sind chinesische Eigentümer nur bei 274 deutschen Unternehmen mehrheitlich beteiligt.

Das Ranking führen US-Amerikanische Eigner mit der Mehrheit an deutschen 1.853 Unternehmen an – gefolgt von den Franzosen (889), Schweizern (825) und Niederländern (626).
Auch beim Kriterium kumulierter Umsatz erreichen die chinesischen Besitzer lediglich Rang 11: Ihre deutschen Unternehmen erwirtschaften zusammengenommen 40 Mrd. EUR Umsatz, deutsche Unternehmen im US-Besitz hingegen 254 Mrd. EUR. Dafür findet man klangvolle Namen unter den deutschen Unternehmen in chinesischem Besitz: Vom Augsburger Robotik-Spezialist KUKA über den Automobilzulieferer Grammer, den Maschinenbauer KraussMaffei, den Gabelstaplerhersteller Still bis hin zum Bekleidungshersteller Tom Tailor.

17 der Unternehmen sind sogar in der Liste der deutschen Weltmarktführer von DDW vertreten. Darunter unter anderem die Putzmeister Holding, Kiekert oder Biotest. Von 1.413 deutschen Weltmarktführern hat damit etwa ein Prozent chinesische Eigentümer.

Mit Blick auf die regionale Investitionsaktivität finden sich die meisten der Unternehmen laut DDW in Nordrhein-Westfalen (53), gefolgt von Baden-Württemberg (50), Bayern (49) und Hessen (43). Frankfurt am Main ist dabei mit 14 Unternehmen die „Hauptstadt“ chinesischer Unternehmenskäufe, knapp gefolgt von Hamburg mit 13 Unternehmen. In Düsseldorf und München gibt es je 7, in Köln und Stuttgart je 6 Unternehmen in chinesischer Hand.

Was den Schwerpunkt des Wirtschaftssektors schließlich betrifft, sind 77 Prozent der chinesischen Investitionen in Unternehmen der Industrie zu verorten. 20 Prozent sind Dienstleistungsunternehmen und nur drei Prozent Handelsunternehmen.

DDW Ranking; chinesische Eigentümer deutscher Unternehmen


Dieser Beitrag basiert auf Datenmaterial der DDW Die Deutsche Wirtschaft, einem multimedialen Informationsnetzwerk der deutschen Wirtschaft, das uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.

China-Ausblick 2021

China-Ausblick 2021
Quelle: Adobe Stock, © gui yong nian

Bildnachweis: gui yong nian.

Reisen nach China und Treffen mit Partnern vor Ort sind nach wie vor praktisch unmöglich. Dennoch erlaubten die virtuellen Alternativen zu den wichtigsten Investorenkonferenzen wichtige Einblicke in die aktuelle und wahrscheinliche weitere Entwicklung. Im folgenden wird daher ein Ausblick auf die Wirtschaft in der Volksrepublik und ihren Sonderverwaltungszonen im Jahr 2021 vorgestellt. Weitere Schwerpunkte im China-Ausblick 2021 sind der Handelskonflikt mit den USA, der Einfluss des US-Wahlkampfs darauf und wie sich Chinas nächster 5-Jahresplan auf die Beziehungen der beiden Großmächte auswirken wird.

Chinas Rückkehr zur Normalität

Chinas Wirtschaft erholt sich zusehends vom Corona-Schock: Seit einigen Monaten gibt es in der Volksrepublik praktisch kaum noch Neuinfektionen. Das Rekordhoch vom Februar liegt bereits weit zurück. Das Leben im Land normalisiert sich seither zusehends in immer mehr Bereichen. Auch die stationäre Einzelhandelsumsätze erholen sich, wenngleich die Online-Umsätze nach wie vor deutlich stärker steigen. In den größeren Städten sind die Restaurants oftmals wieder zu mehr als 90 Prozent ausgelastet und auch Großveranstaltungen wie Hochzeiten oder Messen finden wieder statt. Gleichzeitig nimmt auch die Reisetätigkeit wieder zu – allerdings nur innerhalb Chinas.

Macau: Hoffnung auf Inlandstourismus

Da Auslandsreisen weiterhin verboten sind, unternehmen die chinesischen Bürger überwiegend Kurz-Trips innerhalb Chinas und bleiben dabei oft in ihrer jeweiligen Heimatprovinz. Dort bevorzugen sie vor allem Luxushotels, da die meisten Touristen der Ansicht sind, dass diese ein besseres Hygienekonzept hätten. Zu den Regionen, die vom neuen Inlandstourismus aktuell besonders stark profitieren, gehören unter anderem die Insel Hainan und wohl bald auch wieder die chinesische Sonderverwaltungszone Macau. Beide Ziele eignen sich ideal für Kurzurlaube. Die meisten Besucher von Macau kommen direkt aus der benachbarten Provinz Guangdong. Hintergrund ist, dass Guangdong vor Kurzem die Quarantäne-Pflicht für (Rück-)Reisende aus Macau aufgehoben hat.

Somit ist es nicht unwahrscheinlich, dass es während der „Golden-Week“, vom 01. bis 08. Oktober zu einem deutlichen Anstieg der Besucherzahlen kommt. Hiervon würden die in Macau ansässigen Casino- und Resort-Betreiber profitieren, die in den vergangenen Monaten ohne die für sie so wichtigen Glücksspielerlöse auskommen mussten. Ihre Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2020 werden aller Voraussicht nach noch einmal schlecht ausfallen – mit dem vierten Quartal könnte dann aber die erhoffte Besserung eintreten.

Längerfristig bleibt Macau als Destination ohnehin sehr interessant, da es realistisch erscheint, dass der Pekinger Zentralregierung sehr viel am Erfolg dieser zweiten Sonderwirtschaftszone, neben Hong Kong, gelegen ist. Darüber hinaus möchte man, um keine Unruhen wie in Hong Kong zu riskieren, die Zufriedenheit der Bevölkerung sicherstellen.

Gedämpfte Aussichten für Hong Kong

Anders sieht es in Hong Kong aus: Hier dürfte die wirtschaftliche Erholung sich unter dem doppelten Eindruck der Corona-Maßnahmen und Ausschreitungen generell deutlich länger hinziehen. Das Ausbleiben der Touristen und Investoren vom chinesischen Festland belastet die Metropole weiterhin massiv. Es ist daher davon auszugehen, dass die Immobilienpreise in Hong Kong zunächst einmal weiter nachgeben dürften. Ausgehend vom letzten Hoch sind die tatsächlichen Transaktionspreise mittlerweile wohl schon jetzt mehr als 20 Prozent gefallen.

Auch eine schnelle Erholung der Umsätze im Einzelhandel – selbst erst im Jahr 2021 – ist aus heutiger Sicht unrealistisch. Immobiliengesellschaften mit Schwerpunkt in Hongkong, die dortige Hotellerie und Gastronomie sowie die Einzelhändler dürften daher vor einem weiteren schwierigen Jahr stehen. Grund für die verzögerte Erholung sind weniger die Corona-Maßnahmen vom Frühjahr 2020 als die massiven Ausschreitungen in der Stadt. Die Hong Kong-Politik der chinesischen Zentralregierung genießt bei den Chinesen auf dem Festland großen Rückhalt. Sie sehen die Proteste hauptsächlich als einen Angriff auf sich und die Volksrepublik. Erfahrungsgemäß werden Länder oder Städte, die sich nach Meinung der Bürger gegen China wenden, von da an von chinesischen Touristen gemieden. In der Regel dauert es Jahre, bis sich die Zahlen wieder normalisieren.

Chinesischer Patriotismus unter Jinping Xi gestärkt

Nicht nur die Hong Kong-Politik, auch das Management der Corona-Krise durch Präsident Jinping Xi und die Zentralregierung findet weiterhin großen Zuspruch in der chinesischen Bevölkerung. Während hier der führende chinesische Virologe Zhong Nanshan als Held gilt, stellt der amerikanische Präsident Trump sein US-Pendant Dr. Fauci oftmals an den Pranger. Es scheint, dass die chinesische Zentralregierung und damit auch die kommunistische Partei einen viel größeren Rückhalt in der chinesischen Bevölkerung haben, als westliche Medien im Allgemeinen annehmen und berichten. Ein China-Ausblick muss daher, auch über 2021 hinaus, berücksichtigen, dass der Patriotismus in China unter Präsident Xi zugenommen hat.

Luxussektor profitiert von steigender Binnennachfrage

In China sind ausgewählte „domestic brands“ klar auf dem Vormarsch, seit die Chinesen vermehrt heimische Produkte kaufen. Dieser Trend dürfte sich weiter fortsetzen. Das bedeutet im Gegenzug zu erwartende Umsatzverluste für viele westliche und vor allem US-Konsumgüterhersteller, da ihre Produkte auf dem oft so profitablen chinesischen Markt dann weniger nachgefragt werden könnten als bisher. Die Ausnahme dürften allerdings die Hersteller von qualitativ hochwertigen Luxusartikeln sein. Für sie sind die chinesischen Konsumenten schon heute die mit Abstand wichtigste Kundengruppe. Ihr Absatz in China boomt zurzeit, denn teure Handtaschen & Co. sind aktuell wieder sehr gefragt. Dabei gibt es aber einen wichtigen Unterschied zu der Zeit vor Corona: Während früher Luxusartikel bevorzugt in Mailand, Paris, London oder New York gekauft wurden, hat sich, unter dem Eindruck der Reisebeschränkungen, dieser Absatz jetzt komplett ins Inland verlagert. Die Betreiber der Luxusmalls in Tier-1-Städten wie Shanghai berichten dementsprechend auch von zuletzt sehr guten Geschäften.

Im China-Ausblick dürfte der wachsende Binnenkonsum 2021 und auch in den kommenden Jahren der wichtigste Treiber und gleichzeitig auch Stabilisator des chinesischen Wirtschaftswachstums sein. Hier besteht noch ein großes Wachstumspotenzial. Während der Konsum in China aktuell für ca. 38 Prozent des BIP steht, liegt dieser Anteil in westlichen Industrienationen oft bei bis zu 70 Prozent. In den USA sind es sogar noch einmal etwas mehr. Mit der verstärkten Fokussierung auf den Binnenkonsum und die gezielte Förderung spezifischer Regionen und Technologien will China die eigene Wirtschaft in Zukunft unabhängiger vom Ausland machen. Die Förderung der Autarkie dürfte denn auch erklärtes Ziel im kommenden 14. Fünf-Jahresplan sein. Dieser wird im März 2021 verabschiedet werden.

Keine Kehrtwende im Handelskonflikt mit den USA

Selbst unter einem möglichen neuen US-Präsident Biden dürften die bestehenden Spannungen zwischen China und den USA weiterbestehen. In einem solchen Fall könnte aber zumindest der Ton zwischen beiden Parteien moderater werden. Dennoch dürfte eines der wichtigsten strategischen Ziele des nächsten Fünf-Jahresplans, neben einer massiven Stärkung der chinesischen Binnennachfrage, die zunehmende Autarkie von wichtigen Rohstoffen, Energie und technologischen Schlüsseltechnologien wie beispielsweise Computerprozessoren sein. Damit wiederum dürfte das Streben nach Technologieführerschaft auch in den kommenden Jahren im Mittelpunkt des Konflikts mit den USA stehen. Denn hierin sind sich viele Experten einig: „Semiconductors are the battleground“.

Die daraus resultierenden Folgen für die Chipbranche, insbesondere für die großen US-Produzenten wie Intel deren China-Umsätze oft deutlich über 20 Prozent liegen, sind im China-Ausblick für 2021 und auch darüber hinaus nur sehr schwer abzuschätzen. Sollten die USA ihrer „Blacklist“ neben Huawei weitere wichtige Technologieunternehmen aus China hinzufügen, dürften vergleichbare Reaktionen der chinesischen Seite folgen.
Die lachenden Dritten wären dann mitunter Chiphersteller aus Südkorea oder Japan. Aber noch verhält sich China strategisch und abwartend. Die Antworten auf Trumps Politik waren bisher sehr zurückhaltend. Das könnte sich aber nach dem US-Wahlkampf schnell und deutlich ändern.

Verstärkte Infrastruktur-Investitionen im Inland

Zwar hat China die Corona-Krise effektiver gemanagt als die meisten anderen Ländern und auch die jüngsten Wirtschaftsdaten überzeugten, aber im China-Ausblick 2021 gibt es dennoch zahlreiche Unsicherheiten, was das erwartete Wirtschaftswachstum angeht. Zurzeit liegen die Wachstumsprognosen für das chinesische BIP 2021 bei ca. 8,4 Prozent. Eine deutliche Erholung nach den geschätzten +2,7 Prozent für 2020. Zur Sicherstellung dieses Wachstums wird die Regierung der Volksrepublik bis mindestens 2021 auf Maßnahmen zur Stimulation der Wirtschaft zurückgreifen. Wie schon in den Jahren zuvor werden daher auch im nächsten Jahr Milliarden Renminbi in Infrastrukturprojekte fließen. Aktuell bereiten viele der Lokalregierungen daher zahlreiche neue Projekte vor, damit sie möglichst schnell genehmigt und umgesetzt werden können. Anders als noch zuletzt scheint sich China aber jetzt verstärkt auf Projekte im Inland zu fokussieren. Die multinationalen Projekte wie die „Belt and Road Initiative“, oft auch als „neue Seidenstraße“ bezeichnet, haben vergleichsweise an Bedeutung verloren.

China-Ausblick 2021: Erneuerbare Energien im Fokus

Neben einer weiteren Verbesserung der Transportinfrastruktur investiert die Volksrepublik verstärkt in den Gesundheitssektor. Aktuell wächst dieser knapp doppelt so stark wie das chinesische BIP. In Teilbereichen wie der Telemedizin liegen die Wachstumsraten zurzeit sogar bei über 35 Prozent. Hohe Priorität genießen auch gezielte Investitionen für den Ausbau des flächendeckenden 5G-Netzes im Land und die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Beides wird für die chinesische Mobilitätswende benötigt, denn der Absatz von Elektroautos in China wird erwartungsgemäß in den nächsten Jahren um rund 25 bis 30 Prozent wachsen – und das jährlich.

Dazu passen auch die gigantischen Investitionen in Erneuerbare Energien, die geplant sind. Vornehmlich Solar- und Windenergie werden stark gefördert. Dies erscheint zusätzlich plausibel, da China so seinem Ziel einer verringerten Abhängigkeit von Energieimporten aus dem Ausland näherkommt. Dementsprechend ist der Bereich der Erneuerbaren Energien, oft auch „Cleantech“-Sektor genannt, ein aussichtsreiches Segment.

In jedem Fall sollten diese erhöhten Infrastrukturausgaben auch mit einer steigenden Metall- bzw. Rohstoffnachfrage einhergehen – wovon der Rohstoff- bzw. Basic-Resources-Sektor profitieren könnte.

Deutschland zwischen China und den USA – Chancen und Risiken

China und Deutsschland – Chance und Risiken
Quelle: Adobe Stock; © luzitanija

Dass die Volksrepublik die USA in wenigen Jahren als die globale Wirtschafts- und Innovationsmacht Nummer Eins ablösen wird ist kein Geheimnis. Auch nicht, dass schon heute China Deutschlands wichtigster Handelspartner ist. Demgegenüber zeigt die aktuelle Situation mit Covid-19 noch einmal mehr, wie sehr sich die USA hinter dem Vorhang der “America First” Politik positionieren und stärker denn je protektionistische Maßnahmen ergreifen. Unter dieser bipolaren Welt leidet vor allem Europa. Aufgrund der fehlenden Solidarität zwischen seinen einzelnen Mitgliedstaaten und einer klaren internationalen Ausrichtung gerät es noch stärker unter Druck. Ein nicht zu unterschätzendes Risiko für den Exportweltmeister Deutschland.

Chinas Börsen gewinnen an Bedeutung

Diese Entwicklungen haben aber nicht nur Negatives. Wir befinden uns vielmehr zurzeit an einem denkwürdigen Wendepunkt für chinesische Unternehmen. Sie wenden sich zunehmend vom US-amerikanischen Aktienmarkt mit seiner bisherigen Hegemonialstellung ab. Stattdessen wählen sie die, in letzter Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnenden, Börsen in Hong Kong, Shanghai und Shenzhen.

Auslöser für diese Neuordnung ist vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Seit über ein mögliches Delisting von chinesischen Titeln an US-Börsen diskutiert wird, entscheiden sich mehr und mehr Unternehmen, sich ebenfalls an den Heimatmärkten in Asien zu listen. Beispiele sind der E-Commerce Gigant JD.com oder Spieleentwickler NetEase. Beide führten bereits im Juni ihr zweites Listing, neben dem in den USA, an der Hongkonger Börse durch. Doch zuletzt zeigt sich ein neuer Trend ab: Secondary Listings aus Sicherheitsgründen. Sollten die US-Regierung mit ihrer Delisting-Drohung Ernst machen. Die Ant Group, einst von Alibaba gegründet und heute eines der wertvollsten Unternehmen Chinas, plant ihren IPO ausschließlich an der Hong Kong Stock Exchange und am Shanghaier STAR Markt durchzuführen.

Sicherlich bedeutet das nicht, dass chinesische Technologie-Gründer einen Börsengang in den USA nicht mehr in Betracht ziehen werden, wie die Beispiele von Xpeng und Li Auto zeigen, aber die Zeiten, in denen ein prestigeträchtiges und lukratives Listing nur auf der anderen Seite des Pazifiks möglich war, sind sicherlich vorbei.

In Rekordzeit zum IPO

Allein 2019 gab es in China 200 IPOs, mit einem kombinierten Volumen von 32,8 Milliarden Euro. Zudem ist das Wachstum der Tech-Titel im Mittel aufgrund des gewaltigen Binnenmarktes in China verhältnismäßig deutlich stärker als in Deutschland und Europa. Im Durchschnitt benötigt ein chinesisches Technologieunternehmens von der Gründung bis zum Börsenparkett nur 3–5 Jahre. Damit unterbieten sie die Zeiten ihrer westlichen Mitbewerber deutlich. Hier rechnen wir im Mittel mit 7–9 Jahren, bis ein Unternehmen den Schritt aufs Parkett wagt.

Hier können deutsch-chinesische Venture-Fonds ansetzen, die eine Brücke aus Deutschland ins digitale China schlagen, indem sie ausgewählten jungen Technologieunternehmen in Europa Investorengelder zur Verfügung stellen. So ermöglichen sie ihnen die Expansion in den chinesischen Wachstumsmarkt und verringern die Abhängigkeit von amerikanischen Technologieunternehmen.

China als Chance für Deutschland

Im Angesicht der weltweit herrschenden Corona-Krise braucht es umso mehr Experten, die eine umfangreiche Einschätzung zu langfristigen Entwicklungen liefern. Gegenwärtig hat sich der globale Aktienmarkt, nach einer starken Talfahrt, in großen Teilen wieder erholt.
Die Krise, die im Januar 2020 in China begann, und im Rest der Welt erst viel später ernst genommen wurde, hat unter anderem zur Unterbrechung globaler Produktions- und Lieferketten geführt.

Welche Lehren können aus der bisherigen Entwicklung gezogen werden? Die globalen Aktienmärkte erreichten ihren krisenbedingten Tiefstand ungefähr Mitte März. Seitdem haben sich viele Titel bereits stark erholt, manche sind sogar auf einem Allzeithoch. Welche das sind, sollte für Anleger von besonderem Interesse sein. Die meisten von ihnen sind durch ihre technologische Komponente geprägt: E-Commerce, Kollaborationssoftware, Internet Services wie Social Networking und Digital Education. Wir sehen uns daher in unserer Einschätzung bestätigt. Diese technologiegetriebenen und digitalen Geschäftsmodelle werden die Protagonisten der Zukunft sein und gerade jetzt ist ein exzellenter Anlagezeitpunkt. Mit der weiteren Öffnung der Finanzmärkte in China kann dies auch über Anbieter von Aktienfonds in Deutschland erfolgen. Dann ist es aber umso wichtiger, dass sie über die nötige Expertise und vor allem ein kompetentes und dichtes Netzwerk vor Ort verfügen.

China erleichtert Einreise weiter

Nach sechs Monaten erleichert China wieder die Einreise für Ausländer mit gültiger Aufenthaltsgenehmigung.

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Im Zuge des Ausbruchs von Covid-19 war die Einreise nach China schwierig bis fast unmöglich geworden. Mit Wirkung ab dem 28. März hatte die Volksrepublik alle Aufenthaltserlaubnisse auf „inaktiv“ gestellt. Wer sich zu diesem Zeitpunkt außerhalb Chinas befand, konnte nicht mehr einreisen, auch wenn er technisch betrachtet über ein gültiges Visum verfügte.

Wer von da ab nach China einreisen wollte braucht eine neues Visum. Ein solche gab es nur wenn man als dringend benötigter Experte klassifiziert wurde oder für humanitär begründete Ausnahmefälle. In beiden Fällen war eine offiziell bestätigte Einladung von Nöten („PU-Einladung“). Selbst dann war es fast unmöglich nach China einzureisen, da der Flugverkehr fast vollständig eingestellt worden war. Die AHK Greater China organisierte daher ab Mai Charterflüge. Zuerst nach Shanghai, später nach Qingdao.Ziel war es, dringend benötigte Spezialisten die Einreise nach China zu ermöglichen, ohne die manche Unternehmen nach dem Lockdown nicht wieder ihre Produktion anfahren können. Spätere Flüge ermöglichten auch Familienangehörigen die Wiedereinreise.

Immer unter Berücksichtigung des vorgelagerten Sicherheitsinteresses gab es dann schrittweise leichte Lockerungen. Eine war beispielsweise die Implementierung eines „fast-track“-Verfahrens für bestimmte europäische Staatsbürger.
Im August kam es dann erstmals zu einer deutlichen Vereinfachung der Einreisebestimmungen: Mitarbeiter bestimmter europäischer Firmen brauchten ab da für die Einreise nach China keine PU-Einladung mehr vorweisen.

Einreise nach China ohne weiteres Visum

Nun geht die Volksrepublik noch einmal einen deutlichen Schritt weiter. Wer eine gültige Aufenthaltserlaubnis (begründet mit Arbeit, persönliche Angelegenheit oder Familienzusammenführung) besitzt, darf wieder ohne weiteres Visum einreisen. Wessen so begründete Aufenthaltserlaubnis nach dem 28. März abgelaufen ist, der kann unproblematisch eine neue Aufenthaltserlaubnis beantragen, so die entsprechenden Gründe weiterhin gelten. Mögliche Auflagen hinsichtlich des Gesundheitsschutzes wie beispielsweise die Installation einer Tracking-App, einer negativer Covid-19 Test oder die 14tätige Quarantäne bleiben von der Neuregelung unberührt.

Die Originalmeldung des Ministry of Foreign Affairs of The People’s Republic of China (MFA) zu den neuen Vorschriften für die Einreise nach China finden Sie hier in englischer und chinesischer Sprache.

Chinas Wirtschaft wächst im August

Chinas Wirtschaft im August, © lily
Im August ist Chinas Wirtschaft dank des erstarkenden Exports wieder deutlich gewachsen. Quelle: Adobe Stock; © lily

Bildnachweis: Quelle: Adobe Stock; © lily.

Bereits in den letzten Monate hatte sich Chinas Wirtschaft weitgehend stabilisiert. Bisher wurde sie dabei aber weitgehend vom erstarkten Binnenmarkt getragen, da die Aufträge aus dem Ausland eingebrochen waren. Nachdem immer mehr Länder im Westen ihr öffentliches Leben und ihre eigene Produktion herunterfahren mussten, wurden auch immer weniger chinesische Produkte und Werkstoffe wie Stahl nachgefragt. Mittlerweile erstarkt aber auch der Exportsektor der Volksrepublik wieder und Chinas Wirtschaft erreichte im August teilweise neue Rekordwerte. Die Industrieproduktion stieg im Vergleich zum Vorjahr um 5,6 Prozent.
Das schlägt sich auch in steigenden Zahlen im Güterzugverkehr zwischen China und Europa nieder, die mittlerweile auf Rekordniveau liegen.

Auch der chinesische Einzelhandel erreichte mit 0,5 Prozent erstmalig in diesem Jahr knapp wieder die Wachstumszone. In Verbindung mit dem Wiedererstarken des Exportsektors hat die steigende Binnennachfrage Chinas Wirtschaft im August teilweise sogar zu neuen Höhen getragen. So verzeichnete das produzierende Gewerbe das höchste Wachstum der vergangenen neun Jahre. Der „Caixin China General Manufacturing Purchasing Managers“-Index (Caixin) wies im August einen neuen Rekordwert aus. Nach vier Monaten stetigen aber geringen Wachstums, stieg er bis auf 53,1 Punkte. Damit liegt er aktuell über der bisherigen Bestmarke von 52,8 Punkten, die zuletzt im Januar 2011 erreicht worden war.

Weiterhin gedämpfter Optimismus

Insgesamt ist der Optimismus im produzierenden Gewerbe aber weiterhin gedämpft. Die Unternehmen haben zwar begonnen, wieder mehr Mitarbeiter einzustellen, die Zahlen liegen aber noch unter der Wachstumsschwelle. Gründe sind unter anderem die nach wie vor in weiten Teilen der Welt nicht besiegte Corona-Pandemie sowie die andauernden Wirtschaftsstreitigkeiten zwischen den USA und China.

Interessant ist auch, dass der offizielle „Purchasing Manager Index“ (PMI) der chinesischen Regierung mit 51 Punkten deutlich unter dem Caixin-Index liegt. Bei kleineren Unternehmen zeigt er sogar einen Rückgang von 48,6 auf 47,7 Punkte. Eine mögliche Ursache ist, dass der offizielle PMI auch die zuletzt stark von Überschwemmungen betroffenen Regionen Chinas erfasst. Gerade hier sind viele kleine und mittelständische Unternehmen angesiedelt. Der Caixin-Index hingegen konzentriert sich stark auf die Produktionszentren entlang der chinesischen Ostküste mit ihren Großunternehmen.

Immobilienpreise steigen

Parallel mit dem Wiedererstarken der Wirtschaft Chinas im August sind auch die Preise für Immobilien wieder stärker gestiegen. Von den 70 Städten, deren Immobilienmarkt vom Nationalen Statistikbüro überwacht wird, um die Entwicklung des Sektors einzuschätzen, verzeichneten 59 ein Wachstum von 0,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat, beziehungsweise von 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auffällig ist dabei, dass die Preise in den Tier-1-Städten, wie beispielsweise Shenzhen, weniger stark stiegen als im direkten Umland. Dies ist in der immer engeren Kontrolle des Marktes in diesen Städten durch die Aufsichtsbehörden begründet. Sie sind verstärkt dazu aufgerufen, Spekulationen mit Immobilien zu unterbinden, um bezahlbaren Wohnraum sicherzustellen.
In China ist es weiterhin nicht unüblich, dass große Teile von Wohnanlagen leer stehen. Die Eigentümer haben die Wohnungen nur in der Hoffnung auf steigende Preise erworben. Sie nutzen sie weder selbst, noch werden sie vermietet, da eine Nutzung als wertmindernd angesehen wird.

Um den Markt während der Corona-Pandemie in China zu stützen, wurden diese Regulierungsmaßnahmen in der ersten Jahreshälfte weniger strikt umgesetzt. Jetzt, wo Chinas Wirtschaft im August gewachsen ist und der Immobilienmarkt spürbar anzieht, werden die Behörden die Trends wieder genauer im Blick behalten. Die weitere Entwicklung ist daher momentan schwer vorherzusagen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Markt stabil bleiben aber nur geringes Wachstum aufweisen.

Autoindustrie mit guten Zahlen

Den starken August verdankt Chinas Wirtschaft unter anderem auch dem Automobilmarkt. Nach den Umsatzeinbrüchen zu Beginn des Jahres liegen die Verkaufszahlen aktuell bereits 3,5 Prozent über denen des Vormonats und 11,6 Prozent über den Vorjahreswerten. In absoluten Zahlen wurden allein im August 2,19 Millionen Fahrzeuge verkauft, davon 1,76 Millionen PKW. Auf das Jahr gerechnet liegen die Verkaufszahlen damit weiterhin fast zehn Prozent über den Vorjahreszahlen. Dank der wiedererstarkten Nachfrage, und mit Blick auf die traditionell umsatzstärksten Monate September und Oktober, ist die China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) aber optimistisch, was das Jahresergebnis angeht.

Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Markt für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben, zu dem auch Elektrofahrzeuge gehören. Mit 109.000 verkauften Einheiten im August machen sie weiterhin nur einen Bruchteil des Gesamtmarktes aus. Allerdings liegt das Wachstum des Segments, im Vergleich zum Vorjahresmonat, bei 25 Prozent. Dieses starke Wachstum hängt auch direkt mit der schrittweisen Verschärfung der Emissionsgrenzwerte durch die chinesische Regierung zusammen. So werden die alternative Antriebe zu einer immer attraktiveren Option für viele Käufer.

Zwar machen die Elektroautos aus chinesischer Produktion zusammen nicht einmal 10 Prozent des Segments aus, sie weisen aber noch deutlich stärkere Wachstumsraten als die ausländischen Fabrikate auf. Ihr Anteil wird sich auch in Zukunft weiter erhöhen, da die meisten Hersteller wie Nio oder Xpeng ihre Produktionskapazitäten erhöhen, um mit der steigenden Nachfrage Schritt zu halten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Frachtzüge zwischen China und Europa auf Rekordniveau

Frachtzugverkehr zwischen Europa und China auf Rekordniveau
Quelle: Adobe Stock; © kalpis

Wie die englischsprachige China Daily berichtet, hat sich der Güterzugverkehr zwischen China und Europa nicht nur deutlich erholt, sondern im Juli auch einen neuen Rekord aufgestellt. Insgesamt 1.247 Frachtzüge verkehrten laut der China State Railway Group zwischen China und Europa. Das waren 62 Prozent mehr als noch vor einem Jahr auf der Strecke unterwegs waren. Im Juli transportierten sie insgesamt 113.000 Standardcontainer zu Empfängern in ganz Europa und in umgekehrter Richtung zu Güterbahnhöfen in China. Allein im Vergleich zum Vormonat hat sich die Zahl der transportierten Standardcontainer damit um knapp zwei Drittel gesteigert.
Sie entspricht jetzt fast der fünffachen Menge, die das aktuell weltgrößte Containerschiff, die HMM Algeciras, laden kann. Gleichzeitig haben die Züge die Frachtlaufzeiten im Vergleich zum Schiffstransport mindestens halbiert.

Wie viele von den Güterzügen aus China bis zu den deutschen Endpunkten der neuen Seidenstraße in beispielsweise Duisburg gefahren sind, ist nicht Teil der Berichterstattung. Angesichts der enorm hohen Anzahl an Zugbewegungen ist aber trotz steigender deutscher Exporte nicht davon auszugehen, dass alle die gesamte Strecke zurückgelegt haben, sondern auch Ziele in Osteuropa angesteuert wurden.

Frachtzüge zwischen China und Europa gewinnen an Bedeutung

Das Interesse an Güterzügen zwischen China und Europa steigt weiterhin stark. Die chinesischen Exporte sind im August um 11,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen und die Frachtzüge in Richtung Europa sind mittlerweile ein wichtiger Teil des chinesischen Handelsnetzwerkes. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Corona-Pandemie kommt es allerdings immer wieder zu Verzögerungen in den Abläufen.

Ursache sind Sorgen sowohl bei Absendern, Empfängern als auch Umschlagplätzen entlang der Strecke zwischen China und Europa. Sie befürchten, dass die Güterzüge neben dringend erwarteter Fracht auch neue Covid-Fälle transportieren könnten. Laut Angaben der China State Railway wurden daher in enger Abstimmung mit allen beteiligten Parteien intensive Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Um Reisen und Kontakte zwischen den jeweiligen Ansprechpartnern zu minimieren, finden die Abstimmungsgespräche in der Regel als Videokonferenzen statt.

Chinas Binnenwachstum nutzen

Chinas Binnenwachstum nutzen
Quelle: Adobe Stock; © chungking

China war als erstes Land von der Corona-Krise betroffen. Jetzt hat es auch als erster Staat einen Weg aus der Pandemie gefunden. Sowohl hinsichtlich des Binnenwachstums als auch der Ertragsperspektive ist die Volksrepublik weltweit führend bei der Erholung von COVID-19. Die Revisionen der Konsensgewinnschätzungen sind zwar tendenziell rückläufig. Es wird jedoch erwartet, dass China widerstandsfähiger ist als seine globalen Wettbewerber, insbesondere auf dem Onshore-Markt für A-Aktien. Übereinstimmend werden nach wie vor für den CSI 300, den Referenzindex für den chinesischen Onshore-Markt, ein EPA-Wachstum von 8,1 Prozent in diesem Jahr und 16 Prozent für 2021 erwartet.

Privatanleger stützen Chinas Binnenwachstum

Mit ihrem typischerweise stärkeren Inlandsfokus haben China A-Aktien die Schwellenländer und Offshore-Peers während der Krise und darüber hinaus übertroffen. Dabei wurden sie durch die reichlich vorhandene Liquidität und die zuletzt optimistische Stimmungslage unterstützt. Ein wichtiger Faktor, wenn Privatanleger einen Kapitalmarkt dominieren, wie das in China der Fall ist.

Ihre hohe Beteiligung an diesem Markt lässt sich auch an der in den letzten Monaten gestiegenen Marktgeschwindigkeit ablesen. Sie ist ein Maß für die Handelsfrequenz und an Märkten mit einem hohen Anteil an institutionellen Anlegern üblicherweise deutlich niedriger. Dieses systemimmanente Verhaltensmuster (Bias) ist für von Privatanlegern dominierte Aktienmärkten typisch. Hierin liegt die Chance für aktive Investoren. Fehlbewertete Aktien eröffnen Spielräume, um Alpha zu generieren.

Chinas Kapitalmärkte öffnen sich weiter

Für internationale Investoren wird der Zugang zunehmend einfacher. Um Chinas Binnenwachstum zu unterstützen öffnen sich die Kapitalmärkte zunehmend für ausländisches Kapital. Als direkte Folge sind A-Aktien aus China verstärkt in globalen Indizes vertreten. Mit der 20 Prozent-Aufnahme von China-A-Aktien im letzten Jahr stieg das Gesamtgewicht chinesischer Aktien auf 41 Prozent des MSCI Emerging Market Index.

Ninety One, Wenchang Ma
Wenchang Ma ist Co-Portfoliomanagerin für die All China Equity Strategy und für die China A Share-Strategie im 4Factor-Team bei Ninety One.

Wenchang Ma, Co-Portfoliomanagerin des Ninety One China A Shares Fonds, erklärt die aktuelle Situation an den chinesischen Kapitalmärkten und worauf Investoren jetzt achten sollten: „Da das Land seine Kapitalmärkte öffnet, stellen wir eine starke Nachfrage von Investoren fest, die in China investieren wollen. Sie interessieren sich vor allem für den Zugang zu den vielfältigen Möglichkeiten des Marktes für A-Aktien. Anleger sollten sich auf qualitativ hochwertige Unternehmen mit einer günstigen Geschäfts- und Aktienkursentwicklung konzentrieren, die zu attraktiven Bewertungen gehandelt werden. Wir richten unsere Fondsstragie auch an diesem Ansatz aus und glauben, dass dies der beste Weg ist, um langfristig Alpha zu generieren“.

 

China – Wie verändert Corona das Reich der Mitte?

China – Wie verändert Corona das Reich der Mitte
Quelle: Adobe Stock; © Thaut Images

China ist inzwischen nahezu frei von Corona. Laut offiziellen Angaben wurden fast alle neuen Infektionen von außen importiert und sind unter Kontrolle. Dabei hatte es noch Anfang Februar den Anschein gehabt, als ob der Kommunistischen Partei die Sache entgleiten könnte. Massenhaft wurden im Internet Beschuldigungen laut, wonach Chinas Führung die Epidemie zunächst vertuscht und warnende Stimmen zum Schweigen gebracht hatte. Wäre nicht ein Großteil des Landes im Lockdown gewesen, hätte man sich das Überschwappen der virtuellen Proteste auf Chinas Straßen beinahe vorstellen können.

Chinas nationale Einheit wurde durch Corona gestärkt

Mindestens so beachtlich wie Chinas Erfolg im Kampf gegen das Virus ist daher die 180-Grad-Wende, die die öffentliche Meinung in der Volkrsrepublik in nur knapp drei Monaten vollzogen hat. Innerhalb dieser kurzen Zeit nämlich ist es der chinesischen Regierung gelungen, nahezu das gesamte Land hinter sich und ihrer Botschaft eines siegreich aus der Pandemie hervorgegangenen und dem Rest der Welt überlegenen Chinas zu vereinen.

Die Propagandaschlacht der vergangenen Wochen und Monate, in der es immer wieder auch um den Ursprung des Virus ging, hat Präsident Jinping Xi damit gewonnen. Die Unzufriedenheit und Frustration, die mit Blick auf das anfängliche Management der Krise und die medizinische Versorgung noch im Februar in weiten Teilen des Landes herrschte, scheint verflogen und ist einem neuen Optimismus gewichen. Es überwiegt die Zuversicht, dass das autoritäre, chinesische System sehr viel besser mit einer solchen Situation umgehen kann als die liberalen, westlichen Gesellschaften. Diese versinken aus Sicht vieler Chinesen noch immer im Chaos.

Dabei hilft es zweifellos, dass das Individuum und seine persönlichen Belange in der chinesischen Kultur einen vergleichsweise geringen Stellenwert haben. Was zählt sind die Interessen der Nation. Schon vor Corona hatte sich die Bevölkerung in China an einen Grad der Überwachung, Nutzung und Verknüpfung persönlicher Daten gewöhnt, der in weiten Teilen der westlichen Welt noch immer unvorstellbar ist. Entsprechend leicht und schnell lässt sich in der aktuellen Situation auf die bestehenden Systeme zur sozialen Kontrolle aufbauen. Das können etwa App-gesteuerten Gesundheitscodes sein. Diese fungieren inzwischen als Eintrittskarte für den Nahverkehr, Restaurants, Supermärkte oder Büroräume und sind de facto Pflicht für chinesische Staatsbürger.

Internationale Fronten verhärtet

Während China im Inneren wegen Corona näher zusammenrückt, haben sich die internationalen Fronten im Zuge der Pandemie weiter verhärtet. Insbesondere das Verhältnis zwischen China und den Vereinigten Staaten scheint mehr zerrüttet denn je. Dabei hätte das Virus eine willkommene Gelegenheit sein sollen, die existierenden Handelsstreitigkeiten temporär beiseite zu legen. Der Abbau von Handelshemmnissen hätte der Weltwirtschaft zumindest etwas Luft zum Atmen geben können.

Anstatt aufeinander zuzugehen, beschleunigt sich die Demontage globaler Liefer- und Wertschöpfungsketten. Gleichzeitig stricken die USA im Eilverfahren an alten und neuen Allianzen. Ziel ist es, China zunehmend zu isolieren und in die Enge zu treiben. Die jüngste Ankündigung aus Peking zum geplanten Sicherheitsgesetz für Hong Kong ist ein neuer, diplomatischer Tiefpunkt in der Beziehung der beiden Großmächte.

Auf dem Verwaltungsweg wird nun Hongkong auf Linie gebracht. Es ist die logische Weiterführung des kühlen Pragmatismus von Chinas Staats- und Parteichef Jinping Xi: Je schneller eine Tagesordnung nach seiner Linie wiederhergestellt ist, desto bessere Ergebnisse werden in der Zukunft erzielt. Er nutzt dabei die Gunst der Stunde und konzentriert sich auf sich selbst. Parallel ist die Welt noch damit beschäftigt, aus der Umarmung der Covid-19-Krise zu kommen. Die Masse der Chinesen steht hinter Xi, hat er doch den “Krieg des Volkes gegen Corona“ erfolgreich angeführt.

Die Vereinigten Staaten sollten aufhören, China und die USA “an den Rand eines neuen Kalten Krieges“ zu bringen. So sagte es jüngst der chinesische Außenminister Yi Wang. “China hat nicht die Absicht, die Vereinigten Staaten zu verändern, noch weniger zu ersetzen“, erklärte er vor einer ausgewählten Gruppe von Journalisten. “Es ist Zeit für die Vereinigten Staaten, ihr Wunschdenken aufzugeben, China zu verändern und 1,4 Milliarden Menschen auf ihrem historischen Weg zur Modernisierung zu stoppen.“

Chinas Wirtschaft auf dem Weg zu alter Stärke

Die Demonstration von Stärke nach innen und außen ist für Peking in der aktuellen Situation ein wichtiger Faktor. Oberstes Ziel bleibt aber die Stabilisierung der chinesischen Volkswirtschaft, denn die Legitimität der kommunistischen Führung basiert nach wie vor auf dem Wachstumsversprechen gegenüber der eigenen Bevölkerung. Und dieses gerät erstmals nach vier Dekaden Öffnung, Reform und internationaler Vernetzung ins Wanken.

Im ersten Quartal fiel die chinesische Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahr um 6,8%. Die offizielle Arbeitslosenquote stieg bereits im Februar auf 6,2% und liegt damit auf dem höchsten Stand seit 2002. Zusätzlich werden auch in diesem Jahr wieder rund 9 Millionen Studenten Chinas Hochschulen verlassen und nach Chancen auf dem Arbeitsmarkt suchen.
Dabei war es eigentlich das Ziel zum 100. Geburtstag der Kommunistischen Partei Chinas im kommenden Jahr, die Wirtschaftsleistung im Vergleich zu 2010 zu verdoppeln. Dazu wäre jedoch ein Wachstum von sechs Prozent nötig. Das erscheint gegenwärtig äußerst unwahrscheinlich. Die Parteiführung wird jedoch alles versuchen, um dieses Ziel doch noch weitgehend zu erreichen.

Glücklicherweise gibt es auch bereits deutliche positive Signale einer wirtschaftlichen Belebung. So wuchs Chinas Wirtschaft im zweiten Quartal schon wieder um 3,2% im Jahresvergleich. Auch hat sich der chinesische Einkaufsmanagerindex wieder oberhalb von 50 Punkten und somit im Expansionsbereich stabilisiert. Im Februar notierte er noch bei katastrophalen 35,7 Punkten. Weitere wichtige Aktivitätsindikatoren wie der tägliche Kohleverbrauch und das Stauaufkommen auf Chinas Straßen liegen inzwischen wieder bei rund 90% ihres Vorjahresniveaus.

Um die chinesische Wirtschaft zu unterstützen, hat auch China eine Reihe geld- und fiskalpolitischer Maßnahmen auf den Weg gebracht. Im Vergleich zu Europa und den USA fällt der bisherige Umfang dieser Interventionen aber bescheiden aus. In Sachen Staatsdefizit und öffentlicher Verschuldung hat China jedenfalls noch immensen Spielraum. Für den Rest des Jahres und darüber hinaus ist man vergleichsweise gut gerüstet.

China baut seine Machtposition trotz Corona weiter aus

China und insbesondere auch seine Regierung wird gestärkt aus der von Corona verursachten Krise herauskommen und auch international seine Machtposition weiter ausbauen sowie eine stärkere Einbindung in die Weltgemeinschaft einfordern.

Hierbei treffen visionäre Pläne Chinas auf einen weitgehend planlosen Westen. Das Coronavirus wird China nicht von seinem Ziel abbringen, bis zum Jahre 2025 zu einem Innovationsführer in allen wichtigen Schlüsseltechnologien aufzusteigen. Dazu zählt die Volksrepublik Energieerzeugung, E-Mobilität, Flugzeug-, Eisenbahn- und Schiffbau sowie Robotertechnik, Mobilfunk-Technologie und Medizintechnik. Die Ausgaben für Forschung & Entwicklung liegen bereits heute höher als in der gesamten EU und steigen schneller als in den USA. Die Anzahl der internationalen Patentanmeldungen ist mittlerweile größer als in Europa, USA und Japan zusammen. Auf internationaler Ebene gilt es, im Rahmen der neuen Seidenstraße ein interkontinentales Infrastrukturnetz zwischen Asien, Europa und Afrika voranzutreiben. Bis zum Jahre 2049, sprich dem 100-jährigen Gründungsjubiläum der Volksrepublik China, soll das Land modern, stark und wohlhabend sein. Dann wird es die USA als Weltmacht Nr. 1 längst abgelöst haben.

Deutsche Finanz-Manager blicken nach Asien

Deutsche Finanz-Manager blicken nach Asien
Quelle: AdobeStock; © moofushi

Auf der Höhe der COVID-19-Pandemie machten sich mehr als die Hälfte (51%) aller Befragten Sorgen über die Auswirkungen von COVID-19 auf ihre Wachstumspläne außerhalb der Heimatregion. Auch zeigten alle Befragten einen signifikanten Konsens darüber, dass Liquiditätsprobleme eine große Herausforderung darstellen. Dies galt für Umsatz, Finanzierung oder die Rückführung von Gewinnen. Angesichts der COVID-19-Krise überrascht es nicht, dass 22% der Befragten das Versagen und die Unterbrechung von Lieferketten als Problem bezeichneten. 21% der Befragten prognostizierten auch einen Rückgang der Einnahmen. Deutsche Finanz-Manager zeigten sich in Sachen Liquidität besonders sensibel und legten großes Gewicht auf die Optimierung ihrer Betriebsmittel.

Dennoch bleibt auch in Krisenzeiten der Bedarf nach Informationen und Beratung über die regulatorischen Rahmenbedingungen außerhalb ihrer Heimatregion die größte Einzelherausforderung. Dies wurde von 32% aller Befragten angegeben. Für 39% der CFOs war es ein besonderes Anliegen, im Vergleich zu 29% bei den anderen befragten Finanz-Managern.

Deutsche Finanz-Manager setzen auf Optimierung des Betriebskapitals

Auf die Frage nach der Herausforderung Nummer 1 beim Wachstum außerhalb der Heimatmärkte nannten deutsche Finanzchefs die Absicherung von Wechselkursrisiken (20%) sehr viel öfter als die anderen Befragten (12%). Die Transformation ihrer Geschäftsmodelle hat für deutsche Manager ebenfalls einen höheren Stellenwert als für die Gesamtheit. Bei der Frage nach den 3 größten Herausforderungen rutschte die Transformation des Geschäftsmodells bei den deutschen Befragten jedoch von 25% auf 17% ab. Das zeigt, dass dies durchaus nicht in allen Branchen an erster Stelle steht.

So spielt die Sicherung der Liquidität für deutsche Finanz-Manager eine bedeutende Rolle. Allerdings machten sinkende Erlöse den deutschen Befragten nicht die größten Sorgen. Nur 11% der deutschen Manager gaben dies an, verglichen mit 21% aller Befragten. Auf der Einnahmenseite zeigten sich deutsche Befragte hingegen deutlich sensibler als die Gesamtgruppe. So gaben 31% der deutschen Manager an, dass überfällige Forderungen für sie eine ernste Herausforderung seien (verglichen mit 17% aller Befragten). Hier zeigte sich, dass deutsche Finanz-Manager ein sehr großes Gewicht auf die Optimierung ihrer Betriebsmittel legen. Das wurde auch durch die Aussage von 74% von ihnen belegt, dass sie Zahlungsvereinbarungen mit Lieferanten neu verhandeln wollen (verglichen mit 61% gesamt).

Durch die Corona-Krise hat der Aufbau robuster Lieferketten im Verhältnis zur reinen Optimierung der Betriebsmittel an Bedeutung gewonnen. Daher sollten deutsche Unternehmen jetzt davon absehen, den Kostendruck auf Lieferanten zu sehr zu verstärken. Es besteht sonst die Gefahr, dass Lieferketten erneut unterbrochen werden. Viele Unternehmen konzentrieren sich in Folge der Corona-Krise verstärkt darauf, regionale oder globale Finanzierungsprogramme für Betriebsmittel aufzusetzen. Dazu gehört beispielsweise Supply Chain Financing (Reverse Factoring), welches Lieferanten unterstützt und die Resilienz der Lieferketten so erhöht.

Europäer bevorzugen Bankkredite

Bei der Finanzierung ihres Wachstums außerhalb der Heimatmärkte setzen europäische Unternehmen deutlicher als ihre Kollegen aus Amerika auf Bankkredite. 75 % der europäischen Unternehmen würden Bankkredite zur Finanzierung der internationalen Expansion nutzen. Im Vergleich mit den amerikanischen Kollegen sind das 12 Prozentpunkte mehr. 44% der Befragten aus Amerika waren geneigt, Barmittel aus dem Unternehmen zur Finanzierung der internationalen Expansion zu verwenden. Bei den Europäern galt dies nur für 39%. Ebenso war in Amerika der Einsatz von Risikokapital, wie z.B. Privatplatzierungen und privates Beteiligungskapital, weiterverbreitet, wobei der Markt dafür in den Vereinigten Staaten etablierter ist als in Europa.

32% aller Befragten gaben an, dass es ihre oberste Priorität in den nächsten 6-12 Monaten sei, ihre Lieferantenbasis über ihren Heimatmarkt hinaus zu diversifizieren. So wollten sie die Widerstandsfähigkeit und Flexibilität ihrer Lieferketten erhöhen. Darüber hinaus wurden Ziele, wie die Digitalisierung des Handels, das Management von Devisenkursschwankungen und die vertikale Integration zur Verbesserung der Kontrolle über die Lieferketten als hohe Prioritäten eingestuft.

Befragt wurden 300 Finanz-Manager, die sich zu gleichen Teilen auf Europa (Großbritannien, Irland, Frankreich, Deutschland, Türkei, Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen) und Amerika (USA, Kanada, Brasilien) verteilten. Die Gruppe setzte sich zusammen aus CFOs und Finanzdirektoren (30%) und regionalen/globalen Finanzchefs (70%). Die Unternehmen in denen sie tätig sind, erwirtschafteten einen Umsatz von 500 Millionen Dollar oder mehr. Davon wiederum 28% einen Umsatz von über 1 Milliarde Dollar. Bei den Branchen (keine Finanzdienstleister) waren das verarbeitende Gewerbe (19%), das Gesundheitswesen (14%) sowie Technologie (10%) am stärksten vertreten.

Fazit

Deutsche Finanz-Manager ticken anders als ihre Kollegen in anderen Ländern. Die Standard Chartered Studie zeigt, dass sie in Zukunft ein gesundes Gleichgewicht zwischen der Optimierung ihrer Betriebsmittel und dem Aufbau resilienter Lieferketten finden müssen. Denn die Covid-19 Krise hat gezeigt, dass Unterbrechungen der Lieferketten nicht nur erhebliche Kosten verursachen. Sie können auch ganze Geschäftsmodelle ins Wanken bringen. So wird der Fokus in nächster Zeit darauf liegen müssen, Lieferketten anders zu organisieren und Lieferanten noch stärker als bislang zu binden, was mit höheren Kosten verbunden sein wird.